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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Ida.«
      Sarah fühlte sich genauso getroffen wie er und merkte gleichzeitig, daß sie innerlich vor Wut kochte, daß sie in eine blindwütige Rage geraten könnte, wenn sie ihr freien Lauf ließ. »Atmen Sie einfach ganz tief durch, Sean.« Sie hielt seine beiden Hände fest.
      »Sallys Tante Ida.« In seinen Augen standen Tränen. »Sallys reizende Tante Ida.« Er entzog ihr eine Hand und hämmerte damit auf den Tisch. »Haben Sie schon mal so was Komisches gehört?«
      »Nein«, entgegnete sie jetzt ganz ruhig. »Eigentlich nicht. Ich finde es so ziemlich das Schlimmste, was ich je gehört habe.« Sie stand auf. »Warten Sie hier auf mich. Ich bin gleich wieder da.«
      Sie ging zum Schreibtisch im Wohnzimmer und telefonierte nach einem Taxi, dann machte sie die Schublade des Sekretärs auf und nahm die Walther PPK heraus, die Jock White ihr gegeben hatte. Sie überprüfte sie sehr sorgfältig, wie er es ihr gezeigt hatte, steckte sie dann in die Handtasche und kehrte in die Küche zurück.
      »Kommen Sie, Sean, ich hab ein Taxi bestellt. Wir fahren zu Ida.« Damit drehte sie sich um und ging nach draußen voraus.

    Jago rief die Kontaktnummer an und beobachtete gleichzeitig, wie das Taxi unten davonfuhr. Als das Telefon läutete, nahm er sofort den Hörer ab.
      »Was gibt’s?« erkundigte sich Smith.
      »So Ihr noch Tränen habt, macht Euch gefaßt, sie zu vergie­
    ßen«, zitierte Jago. »Shakespeare, alter Junge, aber auf Sie haargenau zutreffend.«
      »Wovon zum Teufel faseln Sie da eigentlich?« fragte Smith.
      »Nun, Sie haben nicht nur Ihren Freund Barry umgelegt und sind heil zurückgekommen. Sie haben auch ein Foto, das er ihnen gegeben hat – mit ein bißchen Überredung, da bin ich sicher.«
      »Was für ein Foto?«
      »Ach, ein Kurier, den Sie nach Stranraer geschickt haben, um sich dort mit jemand zu treffen, und raten Sie mal, wer das war? Ida Shelley.« Jago lachte. »Finden Sie das denn nicht einigermaßen überraschend?«
      »Nein. Ich finde es allerdings an der Zeit, daß wir beide uns treffen.«

    Jago blieb keine Zeit zu duschen, doch er zog ein frisches Hemd an, aus blütenweißer Baumwolle, was seine Regiments­ krawatte vollendet zur Geltung brachte. Dann öffnete er einen seiner Koffer, hob den doppelten Boden und holte ein eigenar­ tiges Kleidungsstück heraus – eine Weste aus Nylon und Titan und seit etlichen Jahren in seinem Besitz. Sie vermochte eine .45er-Kugel, nahezu aus Kernschußweite, abzufangen. Er zog sie an, machte sie gewissenhaft zu, schlüpfte dann in sein Jackett und schließlich in den Burberry. Er überprüfte den Browning, steckte ihn in die eine, den Schalldämpfer in die andere Tasche. Er kämmte sich sorgfältig und lächelte seinem Spiegelbild zu. »Was für ein einmaliger letzter Akt; den darf man sich unter keinen Umständen entgehen lassen.«
      Er verließ die Wohnung. Die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloß.

    Der Mini Cooper stand noch an derselben Stelle im Hof neben »The Bargee«, wo Egan ihn geparkt hatte. Im Lokal herrschte Hochbetrieb. Durch die Fenster sahen sie, wie sich die Zecher in der Bar drängten, so daß Ida und drei Hilfskräfte alle Hände voll zu tun hatten.
      Egan und Sarah benutzten die Küchentür. »Warten Sie hier«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da.«
      Er ging hinauf in sein Schlafzimmer, schlug den Teppich zwischen Bett und Wand zurück und hob das Dielenbrett. Darunter mußte irgendwo noch ein Browning liegen. Er fand ihn, ebenso einen Schalldämpfer sowie zwei Magazine und eilte wieder nach unten.
      Als er die Küche betrat, öffnete sich die Tür zur Bar, und Ida hastete herein, sich die Hände an einem Gläsertuch trocknend. Sie starrte sie entgeistert an. »Wo kommt ihr denn her?«
      »Bin gerade zurück«, erklärte Egan.
      »Jack hat nachmittags angerufen und nach dir gefragt. Er ist aus der Klinik entlassen und wieder in Hangman’s Wharf.«
      »Na prima«, meinte Egan. »Wir haben einen Bekannten von dir getroffen, als wir drüben in Ulster waren, Ida, oder viel­ leicht sollte ich ihn einen Geschäftspartner nennen.«
      Sie wirkte verdutzt. »Wovon redest du eigentlich?«
      Egan hielt ihr das Foto vor die Nase. »Davon, Ida – das hier ist’s, wovon ich rede.«
      Ihr Gesicht wurde kreidebleich, die Augen starr. Plötzlich sah sie zehn Jahre älter aus. Sie nahm das Foto, ihre Hände zitter­ ten, und dann sackte sie am Tisch zusammen und brach in

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