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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Tränen aus.

    Jago ließ den Spyder in der Wapping High Street und ging den Rest des Weges zu Fuß trotz des mittlerweile heftigen Regens. Schließlich bog er in die schmale, von alten, viktorianischen Lagerhäusern gesäumte Straße ein und kam bei Hangman’s Warf heraus. Smith stand unter einer Laterne und blickte zum Fluß. Er trug einen großen schwarzen Schirm und einen Re­ genmantel über den Schultern.
      Jago stand da, die Hände in den Taschen. »Mr. Smith? End­ lich lernen wir uns kennen.«
      »Und das um eine idiotische Zeit«, entgegnete Jack Shelley, drehte sich zu ihm um und lächelte, eine sonderbar verwegene Erscheinung, den rechten Arm in einer schwarzen Schlinge.

    Ida blieb am Küchentisch, gewahrte das Aufheulen des Motors, als der Mini Cooper startete, und dann das langsame Abebben. Sie hörte nun auf zu weinen, nahm ein Taschentuch und trock­ nete sich die Augen. Die Tür zur Bar öffnete sich, und einer der Schankkellner schaute herein. »Wo steckst du denn, Ida? Wir laufen uns da drin die Füße wund, Mädchen.«
      »Ich komme gleich, Bert.«
      Sie ging zum Kaminsims und nahm das Foto von Egan und Sally herunter, auf dem das Mädchen, im Halbprofil, mit sol­ cher Liebe zu ihm aufschaute.
      »Meine kleine Sally«, flüsterte Ida. »Ich hab dich im Stich gelassen, Schatz, nicht wahr? Ich hatte immer zuviel Angst, weißt du, aber jetzt nicht mehr.«
      Sie stellte das Foto zurück, holte die Karte hervor, die Tony Villiers ihr gegeben hatte, und ging ans Telefon.
    Als der alte Lastenaufzug langsam, Stockwerk um Stockwerk, nach oben fuhr, bemerkte Shelley: »Große Klasse, was Sie aus Ihrem Äußeren gemacht haben, ich hätte Sie nicht erkannt.«
      »Sie wußten also, wie ich früher ausgesehen habe?« fragte Jago.
      »Logisch. Seien Sie doch nicht dämlich. Ich wußte mehr über Sie als Sie selbst. Eben deswegen hab ich Sie ja genommen.«
      »Aber wie Sie die Sache gehandhabt haben. All diese Anru­
    fe. Das war einfach brillant.«
      »Quark. Ein Kinderspiel. Das Tolle am Telefon ist doch: so­ lange man selber den Anruf macht, ist man am Drücker. Der Piepser hat mich alarmiert, wenn ich in Reichweite war, und wenn nicht, dann mußte ich nur in bestimmten Abständen die Kontaktnummer anwählen, um festzustellen, ob auf dem Band eine Nachricht war.«
      »Clever«, meinte Jago anerkennend.
      »Nicht unbedingt. Wenn Sie jemand anruft und sagt, er wäre in London, glauben Sie ihm, aber er könnte doch genausogut in Paris sein. Auf die Tour tricksen Vertreter ihre Ehefrauen aus, wenn sie sich ein flottes Wochenende gönnen wollen.« Er lachte meckernd, als der Aufzug hielt und er ausstieg. »Ja, ich konnte Sie von überallher anrufen, und Sie hatten keine Ah­ nung, woher’s kam. Autotelefon, wenn ich in meinem Klinik­ bett lag, Telefonzellen. Was natürlich meine Spuren erst richtig verwischte, das war Paris, die Art und Weise, wie Sie mich dort angeschossen haben. Gerade genug, damit es so aussah, als ob ich zu den Guten gehöre. Ich bin da mit Ihnen ein Mordsrisiko eingegangen, aber Sie haben’s prima hingekriegt.«
      Er ging voran über den Korridor, an der Küche vorbei und öffnete die Tür zum Hauptraum. Er regulierte etwas an einer Serienschaltung, so daß nur ein paar Tischlampen am anderen Ende brannten, während der Raum größtenteils dunkel blieb.
      »Ich hab’s nicht gern so hell.«
      »Wo stecken denn Ihre ständigen Begleiter?« fragte Jago.
      »Frank und Varley? Hab ihnen den Abend freigegeben. Die tun alles, was man ihnen sagt. Offen gestanden haben sie kei­ nen Schimmer, was ich in den letzten drei bis vier Jahren auf­ gezogen hab.«
      Er stoppte an der Hausbar, nahm eine Karaffe mit Brandy und schenkte zwei Gläser ein. »Nein, wir zwei sind ganz unter uns. Prost, auf uns beide!«
      »Und auf unsere Freunde.«
      »Logisch.« Er lachte. »Darauf trinke ich. Auf die Freunde.« Und er stieß mit Jago an.

    Der Aufzug hielt mit einem Ruck. Egan ging voran durch den Korridor. Er blieb stehen, nahm den Browning aus der Jacke und nickte Sarah zu.
      »Sei vorsichtig, Eric«, flüsterte sie. »Paß gut auf.« Egan lä­ chelte trübe. »Ich heiße Sean, Mrs. Talbot, nicht Eric.« Er öffnete die Tür und trat ein. Er hielt inne, den Browning in der herunterhängenden Hand, Sarah dicht hinter ihm. Der Raum lag fast im Dunkeln und ließ nur vage Umrisse erkennen. Sie gingen weiter.
      »Jack, bist du da?« rief

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