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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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alten Zeit hat er eine ebenso wichtige Rolle gespielt wie die Brüder Kray und die Richardson-Gang. Sehr beliebt im Londoner East End. Ein Volksheld. Robin Hood im Jaguar. Verdienstquelle: Glücks­ spiel und Schutzgelder, Nachtclubs und so weiter. Nichts An­ rüchiges wie Drogen oder Prostitution. Und er ist schlau. Zu schlau, um sich schließlich Lebenslänglich einzuhandeln wie die Krays. Als er feststellte, daß er auf legale Weise genauso­ viel Geld machen konnte, ist er umgestiegen. Fernsehen, Com­ puter, High-Tech. Er muß mindestens 20 Millionen schwer sein.«
      »Und Egan?«
      »Shelleys Schwester hat einen in London lebenden Iren na­
    mens Patrick Egan geheiratet. Ehemaliger Boxer, der irgendwo am Fluß ‘ne Kneipe betrieb. Shelley war mit der Heirat nicht einverstanden. Er selbst hat nie geheiratet.« Villiers steckte sich eine neue Zigarette an. »Und eins dürfen Sie bei ihm keinesfalls vergessen. Wenn er auch Multimillionär ist und ihm halb Wapping gehört, so bleibt er doch immer noch Jack Shel­ ley für jeden Gauner in London, ein Name, mit dem man rech­ nen muß. An dem jungen Sean hat er einen Narren gefressen. Er hat die Kosten für den Besuch von Dulwich College über­ nommen, und Sean war ein guter Schüler. Hat ein Stipendium fürs Trinity College in Cambridge bekommen. Wollte Moral­ philosophie studieren. Das schlägt doch dem Faß den Boden aus – Jack Shelleys Neffe studiert Moralphilosophie.« Warden war sichtlich fasziniert. »Was ist schiefgelaufen?«
      »Im Frühjahr 1976 fuhren Pat Egan und seine Frau rüber nach Ulster, um Verwandte in Portadown zu besuchen. Bedau­ erlicherweise parkten sie neben dem falschen Lastwagen.«
      »Eine Bombe?«
      »Ein Mordsding. Hat die halbe Straße ausradiert. Sie waren nur zwei der zahlreichen Todesopfer. Egan war siebzehnein­ halb. Hat Cambridge den Rücken gekehrt und sich bei den Fallschirmjägern gemeldet. Sein Onkel war wütend, konnte aber nicht viel dagegen tun.«
      »Ist Egan sein einziger Verwandter?«
      »Nein, es gibt da noch eine Frau in den Sechzigern, Seans Kusine, glaube ich. Das hat er mir mal erzählt. Sie führt die alte Kneipe seines Vaters.« Villiers runzelte die Stirn. »Ida, richtig, so heißt sie. Tante Ida nennt Egan sie. Dann noch ein Mädchen namens Sally; Pat Egan und seine Frau haben sie adoptiert, ich glaube, ihre Eltern sind früh gestorben, als sie noch ein Baby war. Für Shelley hat sie nicht gezählt – keine direkte Verwandte. So ist er nun mal. Als Sean Soldat wurde, ist sie zu seiner Tante Ida gezogen.«
      »Sean, Sir?« fragte Warden. »Ist das nicht ein bißchen zu vertraulich zwischen einem Colonel und einem Sergeant?«
      »Sean Egan und ich haben ein dutzendmal bei Geheimaufträ­
    gen in Irland zusammengearbeitet. Das ändert manches.« Vil­ liers’ Tonfall erinnerte jetzt nicht mehr an Eton, sondern an Belfast. »Man kann nicht in einem Gebäude an der Falls Road mit einem Mann zusammenarbeiten, dabei in jedem wachen Augenblick das Leben riskieren und dann erwarten, daß er einen mit ›Sir‹ anredet.«
      Warden lehnte sich im Sessel zurück. »Liege ich richtig mit der Annahme, daß für Egans Meldung zum Militär der Wunsch ausschlaggebend war, sich irgendwie an den Menschen zu rächen, die seine Eltern umgebracht hatten?«
      »Natürlich war es das. Die IRA übernahm die Verantwortung für dieses Bombenattentat. Daß ein Siebzehnjähriger so darauf
    reagierte, war zu erwarten.«
      »Aber machte ihn das nicht zum Risiko, Sir? Ich meine, mit diesen psychologischen Voraussetzungen konnte er doch alles auffliegen lassen, mußte es geradezu.«
      »Oder es entsprach genau dem, was wir brauchten, Daniel, das kommt ganz auf den Standpunkt an. Als er ein Jahr alt war, übersiedelten seine Eltern von London nach South Armagh und dann nach Belfast. Als er zwölf war, hatten sie genug von den Verhältnissen drüben und kehrten nach London zurück. Da hätten wir also einen Jungen, in Ulster aufgewachsen, erz­ katholisch, der sogar ordentlich Irisch spricht, weil sein Vater es ihm beigebracht hat. Ein scharfer Verstand, der ihm ein Stipendium für Cambridge einbringt. Lassen Sie’s gut sein, Daniel, innerhalb von sechs Monaten wurde man auf ihn auf­ merksam und holte ihn aus dem Haufen raus. Und außerdem besitzt er noch eine weitere ganz besondere Eigenschaft.«
      »Die wäre, Sir?«
      Villiers trat ans Fenster und spähte in den Regen hinaus. »Er ist von

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