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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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regennassen Farne.
      Entkommen zu sein – das allein genügte nicht. Der schwieri­ ge Teil kam danach: überleben – eine alte Maxime des Special Air Service (SAS), die ihm einfiel, als rechts von ihm die Bäume in die Luft flogen. Keine Landmine. Die hätte ihn zerfetzt. Höchstwahrscheinlich hatte ein elektronisches Über­ wachungsgerät in Bodennähe den Alarm ausgelöst. Dies wurde vollauf bestätigt, als durch die Bäume aus Richtung des Bau­ ernhauses eine Sirene klagend losschrillte.
      Er umklammerte das AK mit eisernem Griff, hielt es quer vor der Brust und hetzte durch die Farne.
      Er spürte, daß sich links von ihm etwas bewegte. Aus den Bäumen trat eine Gestalt im Tarnanzug hervor, den Kopf ge­ senkt, zum Angriff bereit. Kurz vor dem Zusammenstoß drehte sich Egan plötzlich zur Seite, ließ sich auf ein Knie nieder, das andere Bein ausgestreckt. Der Mann stolperte, Egan sprang
    auf, trat ihn gegen die Schläfe und rannte los.
      Sein linkes Knie schmerzte, aber das spornte ihn eher noch an; er lief unverdrossen weiter, beschleunigte das Tempo in dem Maß, wie der Abhang steiler wurde und das hohe Farndik­ kicht fast dschungelartig wucherte. Als er in eine kleine Lich­ tung preschte, traten auf der anderen Seite drei weitere Solda­ ten aus dem Wald hervor.
      Im Laufschritt stürmte er unaufhaltsam vorwärts, löste einen Feuerstoß aus, schlug dem einen mit dem Gewehrkolben ins Gesicht, stieß den anderen mit der Schulter zur Seite, hastete weiter durch die Bäume, sehr schnell, zu schnell, so daß er strauchelte.
      Er rappelte sich hoch und setzte sich wieder in Bewegung. Irgendwo ganz in der Nähe hörte er einen Hubschrauber, doch bei dem Wetter würde der es nicht riskieren, tief zu fliegen. Durch eine Lücke zwischen den Bäumen konnte er den Fluß ausmachen, trotz Nebelschwaden und Regenschleiern.
      Seine Brust war wie eingeschnürt, und der Schmerz im lin­
    ken Knie brannte wie Feuer, dennoch schlitterte er weiter die steile Böschung hinunter, bis er endlich zum Fluß gelangte. Als er sich aufrichtete, sprang jemand aus dem Farndickicht und rammte ihm einen Gewehrkolben in die Nieren.
      Schmerzgekrümmt fuhr Egan zurück, und sofort wurde ihm das Gewehr gegen die Kehle gedrückt. Er ließ das AK fallen und hieb dem Mann seinen rechten Stiefelabsatz gegen das Schienbein. Ein Aufschrei, der Druck des Gewehrs lockerte sich, Egan warf mit einem heftigen Ruck den Kopf zurück, traf den anderen direkt ins Gesicht, stieß mit dem linken Ellbogen kurz und brutal nach.
      Als er sich umdrehte, ließ ihn sein Knie endgültig im Stich, das Bein knickte zusammen, und nun landete der Soldat mit gebrochener Nase und blutüberströmtem Gesicht seinerseits einen Volltreffer mit dem Knie in Egans Gesicht und warf ihn damit auf den Rücken. Er kam dichter heran, den Fuß zum Zutreten erhoben. Egan griff zu und drehte ihn herum, schleu­ derte den Mann beiseite. Als der sich aufzurichten versuchte, versetzte ihm Egan, bereits auf sein gesundes Knie gestützt, einen vernichtenden Schlag unter die Rippen. Der Soldat sank ächzend wieder zu Boden.
      Der Hubschrauber war jetzt nicht mehr weit; noch näher er­ klangen Männerstimmen und Hundegebell. Egan hob das AK auf und humpelte zum Ufer. Der Nebel hier war so dicht, daß man die gegenüberliegende Seite unmöglich sehen konnte. Die vom Regen angeschwollenen braunen Wassermassen schäum­ ten eilends dahin. Die Strömung war reißend, zu schnell selbst für den kräftigsten Schwimmer und so eisig, daß man es nur kurzfristig darin aushalten würde.
      Er ging weiter am Ufer entlang. Hier war die Flut meterhoch gestiegen, ein Baum trieb auf dem Wasser, dessen Äste sich in einem Strauch am Ufer verfangen hatten. Er erkannte die ein­ malige Überlebenschance, sprang hinein – die Stimmen waren jetzt ganz nah – und paddelte auf den Baum zu. Der rührte sich trotz aller Gewaltanwendung zunächst nicht vom Fleck, bis er dann plötzlich von der Strömung losgerissen wurde. Das AK entglitt ihm, als er Halt suchend nach den Ästen griff. Am Ufer standen jetzt Männer, Hunde kläfften. Ein Feuerstoß, und dann befand er sich in der Mittelströmung, eingehüllt in Nebel- und Regenschleier.
      Es war kalt, kälter als alles, was er bisher erlebt hatte, seine Sinne stumpften ab. Sogar der Schmerz im Knie wurde be­ täubt. Die Strömung wurde jetzt anscheinend langsamer, er trieb gemächlicher dahin, umhüllt von Nebel. Der

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