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Hoelle aus Feuer und Eis

Hoelle aus Feuer und Eis

Titel: Hoelle aus Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte Angst davor. Panische Angst. Er fragte sich, warum das so war. Sie alle mußten eines Tages zurück zur Erde, der eine eher, der andere später - obwohl das Gerücht ging, daß sich der Alte zum Beispiel wohl noch weitere drei Generationen im Hort halten würde, so wie er bereits drei Generationen überlebt hatte - und im Grunde war sogar diese Formulierung falsch. Denn war die Erde nicht das Paradies, in dem sie alle eines Tages für ihre Mühen und Entbehrungen im Hort belohnt werden würden? Jedenfalls hatte man ihm das erzählt. French fragte sich nur, warum er dann solche panische Angst vor der Heimkehr hatte. Zum wahrscheinlich hundertsten Mal in den letzten zehn Minuten sah er auf die Anzeige seines Luftvorrates. Wenn er der kleinen roten Nadel glaubte, dann hätte er längst tot sein müssen, denn das Gerät zeigte ihm schon seit gut fünf Minuten nichts mehr an. Entweder war der Tank auf seinem Rücken tatsächlich leer und er atmete nur noch die Reste, die sich darin gesammelt hatten und zu gering waren, um den Zeiger noch zu bewegen - oder das Instrument hatte einfach vor der Schwere kapituliert. Aus naheliegenden Gründen favorisierte French im Moment die zweite Möglichkeit - zumal einiges dafür sprach. Er war tiefer in die Schwere Zone vorgedrungen als jemals ein Mensch vor ihm. Zumindest als alle, die zurückgekommen waren. Jede Bewegung kostete ihn unendliche Kraft, und selbst das Atemholen war längst zu einer bewußten Tätigkeit geworden, die einen Großteil seiner Konzentration beanspruchte. Und es wurde schlimmer, mit jedem Schritt, den er sich weiterquälte. Manchmal sah er seine Umgebung nur noch wie durch einen blutigen Schleier, und French fühlte etwas, was die wenigsten Menschen jemals bewußt gefühlt hatten: das Gewicht seiner eigenen Organe. Es war, als hingen Bleigewichte an seinem Herz, den Lungen, dem Magen und allem anderen, und manchmal glaubte er, das Gleiten seines eigenen Blutes zu spüren, das sich nur noch mühsam durch plötzlich zu eng gewordene Adern zwängte. Kein Zweifel - er hatte die Gewichtskrankheit. Er würde wochenlang fiebernd daliegen und von Glück sagen können, wenn er keine bleibende Schäden oder gar Verkrüppelungen davontrug. French hätte gelacht, hätte er noch den nötigen Atem dazu gehabt, als ihm die Absurdität dieses Gedankens zu Bewußtsein kam. Nein - um irgendwelche Verkrüppelungen oder bleibende Schäden brauchte er sich wirklich keine Sorge zu machen. Der einzige bleibende Schaden, der ihm im Moment zu denken gab, war ein ziemlich lang bleibender Tod... Er taumelte weiter, erkannte unscharf eine schräg nach unten führende Rampe vor sich und erinnerte sich zu spät daran, daß er hier ungefähr dreißigmal soviel wog wie im Hort. Die klobige Atemmaske vor seinem Gesicht erstickte seinen Schrei, als er die Balance verlor und, sich immer wieder überschlagend, in die Tiefe stürzte. Er mußte wohl das Bewußtsein verloren haben, denn das nächste, was er wahrnahm, war die Erkenntnis, auf dem Rücken zu liegen - und in das glotzäugige Gesicht einer Spinne zu blicken, die sich über ihn beugte und sich mit drei ihrer sechs Glieder an seinem Anzug zu schaffen machte. Ihre dürren Klauen packten das durchsichtige Kunststoffmaterial und rissen es einfach in Fetzen. French hörte ein schrilles, unmelodiöses Pfeifen. Er nahm an, daß es sich dabei um die Sprache der Spinnen handelte. Ganz automatisch wollte er nach seiner Harpunenwaffe greifen, um wenigstens noch diese eine Bestie mit auf den Weg zur Erde zu nehmen. Und dann richtete sich die Spinne plötzlich auf, streckte nunmehr alle vier Arme aus - und zog ihn mit einer fast spielerisch anmutenden Bewegung auf die Füße. Ihr Pfeifen klang irgendwie ... besorgt? Um ein Haar hätte French sich verraten, aber es gab nur diese eine Erklärung: Obwohl sie ihm ganz nahe war, ja, ihn sogar  berührt hatte, hatte sie seine Tarnung nicht durchschaut! Aber das war unmöglich! Jeder im Hort war sich darüber im klaren, daß die plumpe Verkleidung allenfalls einem flüchtigen (einem sehr flüchtigen) Blick standhalten konnte... Wankend unter seinem eigenen Gewicht - und auch der Wucht der Erkenntnis, daß hier einiges völlig anders zu sein schien, als sie bisher alle geglaubt hatten - stand French da und starrte die Spinne an, während diese fortfuhr, mit ihrer schrillen Stimme und mit allen vier Armen gestikulierend auf ihn einzureden. Anscheinend war ihr doch aufgefallen, daß mit

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