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Hoelle aus Feuer und Eis

Hoelle aus Feuer und Eis

Titel: Hoelle aus Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Eine Schramme.« Da Charity wußte, wie wenig Sinn es hatte, über dieses Thema mit ihm diskutieren zu wollen, beließ sie es bei einem abermaligen prüfenden Blick in sein blutüberströmtes Gesicht und kroch dann auf Händen und Knien zu Phillipsen hinüber. Der junge Soldat lag auf dem Bauch im Schnee und hatte die Waffe noch immer auf den Läufer gerichtet. Aber Charity hatte das sehr sichere Gefühl, daß er es einzig und allein tat, um sich daran festzuklammern. Als ihr Blick auf das fiel, was Phillipsen anstarrte, verstand sie ihn auch. Für einen Moment wünschte sie sich selbst etwas, woran sie sich festhalten konnte, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Der Läufer hatte direkt über dem Wrack des Flugzeuges angehalten. Seine beiden vorderen Beinpaare waren eingeknickt, so daß er ein wenig schräg dastand, nach vorne geneigt und tatsächlich wie ein riesiges Stahlinsekt, das seine Beute verzehrte - die in diesem Falle aus nichts anderem als dem Wrack der Transportmaschine bestand. Das Flugzeug brannte. Dann und wann blitzte es in seinem zerschmetterten Rumpf auf, wenn ein Teil der mitgebrachten Munitionsvorräte unter der Hitze explodierte, und sein Rumpf war so zerdrückt, daß man seine ursprüngliche Form nur noch erraten konnte. Charity fragte sich instinktiv, wie um alles in der Welt sie es geschafft hatten, lebend und noch dazu beinahe unverletzt aus diesem Wrack herauszukommen. Eines der Triebwerke glühte in einem hellen, umheimlichen Rot. Die Hitze war so intensiv, daß sie sie selbst hier noch spüren konnte, mehr als zweihundert Meter entfernt. Was den Läufer allerdings nicht daran hinderte, das Flugzeugwrack mit seinen gewaltigen Greifern methodisch in Stücke zu zerreißen, die eines nach dem anderen in seinem Maul verschwanden. Für einen Moment bildete sie sich sogar ein, mahlende Zähne darin zu erkennen - aber das konnte ja wohl nicht sein. »Er frißt es auf!« stammelte Phillipsen. »Er ... er frißt das Flugzeug!« Charity hörte den alarmierenden Unterton in seiner Stimme und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Das ist eine Maschine, Phillipsen«, sagte sie ruhig. »Nur eine Maschine.« Phillipsen starrte sie an. Seine Augen waren weit vor Furcht, und sie sah das unheimliche Funkeln darin und begriff, daß der Junge kurz davor stand, einfach auszurasten. Phillipsen war alles andere als ein Feigling; wäre er das, hätte Hartmann ihn kaum abkommandiert. Aber der Anblick dieses Monsters war einfach mehr, als er verkraften konnte. Es war nicht die Gefahr, die von ihm ausging. Es war einfach die Tatsache, daß es so etwas wie dieses unmögliche Ding gab.  »Es ist nur eine Maschine«, sagte sie noch einmal. Aber sie mußte all ihre Kraft aufbieten, um diese Worte auch nur halbwegs überzeugend klingen zu lassen. Auch sie selbst hatte das Gefühl, ganz langsam, aber unerbittlich, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Großer Gott, dieses Ding war größer als ein Flugzeugträger!  Phillipsen beruhigte sich allmählich. Das Flackern in seinem Blick blieb, aber es sank zu einer nicht mehr ganz so gefährlichen Intensität herab, und auch seine Hände hörten allmählich auf zu zittern. »Es ist nur eine Maschine«, sagte sie zum dritten Mal. »Sie tut uns nichts. Wahrscheinlich sind wir viel zu klein, als daß sie uns überhaupt registriert.« Skudder kam auf Knien und Ellbogen kriechend neben ihr an, blickte einen Moment lang wortlos zum Flugzeugwrack hinüber und schaufelte sich dann eine Handvoll Schnee ins Gesicht, um das Blut abzuwaschen. Charity sah jetzt, daß die Schramme auf seiner Stirn wirklich nur eine Schramme war. Nach einer Weile gesellten sich auch die beiden anderen zu ihnen. Schweigend sahen sie zu, wie der Läufer das Flugzeugwrack fast behäbig in Stücke schnitt und riß und die Trümmer verzehrte. Charity benutzte tatsächlich in Gedanken dieses Wort. Es gelang ihr nicht, einen anderen Ausdruck zu finden. »Ich möchte wissen, was er da tut«, murmelte Faller. Skudder lachte leise. »Warum gehst du nicht hin und fragst ihn?« Er hob sein Gewehr, schaltete die Zieloptik ein und blickte gebannt einige Sekunden lang zu dem silbernen Koloß hinauf. Dann setzte er die Waffe ab, reichte sie Charity und deutete auf eine Stelle schräg über dem >Maul< des Käfers. »Zwischen den beiden Kuppeln«, sagte er. »Siehst du die kleine, dreieckige Öffnung?« Charity brauchte einen Augenblick, um sich an den veränderten

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