Hoelle aus Feuer und Eis
Leben in diesem Moment retteten. Sie ahnte die Bewegung mehr als sie sie wirklich sah, warf sich herum und zog gleichzeitig ihre Waffe. Der Moroni und sie schossen im selben Sekundenbruchteil. Ein greller Lichtstrahl verwandelte den Boden dort, wo Charity vor einer Sekunde noch gelegen hatte, in glutflüssiges Metall, aber der Laserschuß aus Charitys eigener Waffe traf die Ameise und schleuderte sie meterweit zurück. Ebenso instinktiv und schnell und noch immer, ohne daß sie bewußt wirklich begriffen hatte, was überhaupt geschah, sprang sie auf die Füße, feuerte auf einen zweiten Moroni und rannte hakenschlagend die Treppe hinunter, um zu Stone und Leßter zu kommen. Über ihr stolperten Skudder und Gurk aus dem schwarzen Nichts des Transmitters heraus, und zumindest der Hopi reagierte genauso schnell und kaltblütig wie sie. Mit einem blitzschnellen Blick erfaßte er die Situation, versetzte dem Gnom einen Stoß, der ihn zur Seite torkeln ließ, und sank gleichzeitig auf ein Knie herab. Sein Gewehr stieß eine Reihe kurzer, blendendweißer Blitze aus, die unter die angreifenden Ameisen fuhren und drei oder vier von ihnen töteten. Charity überwand die letzten Stufen mit einem Satz, erschoß eine Ameise, die sich auf sie werfen wollte, und kniete neben Stone nieder. Er lag reglos da, halb unter Leßters zusammengebrochenem Körper begraben, und Charity wußte, daß er tot war, noch ehe sie ihn an der Schulter ergriff und herumdrehte. Mit einem Fluch fuhr sie herum, gab zwei, drei ungezielte Schüsse auf die näher kommenden Ameisen ab - und erstarrte. Stone stand neben ihr. Sein Gesicht war kreideweiß und seine Augen starr und dunkel vor Angst. Sie sah zu Boden, blickte auf Stones Leichnam hinab, hob dann wieder den Kopf und sah Stone an, der neben ihr stand. Und erst jetzt registrierte sie, daß es nicht nur die Leichen erschossener Ameisen waren, die die Treppe und den Boden bedeckten. Einige der Körper waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, andere aber eindeutig menschlich - und sie kannte sie! Sie fand keine Zeit, das, was sie sah, wirklich bewußt zu verarbeiten, und sie hätte es wahrscheinlich auch nicht gekonnt. Auf der Treppe über ihr schrie Gurk gellend auf, als ein Laserstrahl seine Brust durchbohrte und ihn mit brennendem Cape neben einer verkrümmten Gestalt niedersinken ließ, die seiner eigenen glich wie ein Ei dem anderen, und fast im gleichen Augenblick schrie auch Skudder auf, ließ seine Waffe fallen und schlug beide Hände gegen das Gesicht, ehe er reglos nach hinten kippte. »Nein!« schrie Charity entsetzt. Sie sprang mit einem Satz über Stones Leichnam hinweg und rannte, immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend, auf Skudder zu. Hinter sich hörte sie einen gellenden Schrei und danach den Aufprall eines schweren Körpers, und mit einem winzigen, noch klar gebliebenen Teil ihres Denkens registrierte sie, daß die überlebenden Ameisen plötzlich aus ihrer Erstarrung erwachten und auf sie zugestürmt kamen. Sie gab im Laufen einen Schuß nach hinten ab, wich mit einem verzweifelten Satz einer Lasersalve aus und spürte ein heftiges Brennen an der Hüfte, rannte aber trotzdem weiter. Skudder war tot, als sie ihn erreichte. Er lag auf dem Rücken, und zwischen seinen Fingern, die er noch immer vor das Gesicht geschlagen hatte, quoll hellrotes Blut hervor. Ein entsetzlicher, fast körperlicher Schmerz breitete sich in Charity aus, als sie neben ihm auf die Knie fiel. Aber sie wagte es nicht, seine Hände herunterzuziehen. Plötzlich wußte sie mit unerschütterlicher Sicherheit, daß auch sie sterben würde. Seltsam - sie hatte überhaupt keine Angst. Sie spürte nichts außer einer tiefen, saugenden Leere, nicht einmal Bedauern bei dem Gedanken, daß ihr Kampf nun umsonst gewesen sein sollte. Auf den Knien hinter Skudder liegend, hob sie ihre Waffe und feuerte mit der Präzision eines Computers auf die heranstürmenden Moroni. Sie erschoß noch drei der Insektenkrieger, ehe ein greller Laserblitz auch ihr Bewußtsein für alle Zeiten auslöschte. French wimmerte wie unter Schmerzen in seinem Versteck. Er hatte sich aufgerichtet, so daß er nun deutlich sichtbar war, aber das merkte er nicht einmal mehr. Die Luft in der Halle war so heiß geworden, daß er kaum noch atmen konnte, und so voller Qualm und Gestank, daß ihn schwindelte. Aber auch das registrierte er kaum. Der Blick seiner weit aufgerissenen Augen hing wie gebannt an dem schimmernden Metallring, der sich
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