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Hoelle aus Feuer und Eis

Hoelle aus Feuer und Eis

Titel: Hoelle aus Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gleichen Sekundenbruchteil. Der Schuß aus Charitys Waffe traf den Insektenkrieger und tötete ihn. Und die grellweiße Lichtnadel aus der Waffe der Ameise durchbohrte Skudders Brust. Der Hopi taumelte. Eine halbe Sekunde lang stand er reglos und wie erstarrt da. Dann machte er einen einzelnen, mühsamen Schritt, öffnete die Hände, so daß seine Waffe zu Boden polterte, und drehte sich zitternd zu Charity. Ein fassungsloser Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, kein Schmerz, kein Schrecken oder Angst, sondern nur ein ungläubiges Staunen, dann brach er ganz langsam in die Knie, fing seinen Sturz noch einmal mit beiden Händen auf und kippte dann wie im Zeitlupentempo zur Seite. Charity ließ ihre Waffe fallen und war mit einem Satz bei ihm, um ihn aufzufangen. Skudder stürzte schwer gegen sie, aber sie spürte sein Gewicht kaum, sondern riß ihn hoch und versuchte ihn herumzudrehen. Die hünenhafte Gestalt des Indianers erschlaffte in ihren Armen. Charity schrie verzweifelt immer wieder seinen Namen, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. Aber Skudder reagierte nicht mehr. Sein Kopf pendelte haltlos hin und her, und plötzlich wußte Charity, daß er tot war. Tot. Das Wort hallte ein paarmal hinter ihrer Stirn wider, als drehe sich in ihrem Kopf eine höllische Bandschleife, und es verlor dabei nichts von seinem grausamen Klang. Es war nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es war nicht so wie damals bei Mike, oder in dem Moment, in dem sie ihre Eltern verloren hatte. Es war grausam, und es tat körperlich weh. Sie spürte keine Verzweiflung, keine Trauer, sondern nur einen fürchterlichen Schmerz und einen rasenden Zorn, der kein Ziel hatte und darum doppelt quälend war. Es war schlimmer als alles, was sie je erlebt hatte. Sie hatte Hunderte, Tausende von Menschen sterben sehen. Sie hatte den Untergang einer ganzen Welt miterlebt, aber nichts davon hatte sie so getroffen wie das hier. Alles schien unwichtig zu werden. Ihr Aufstand gegen die Invasoren, ihr verzweifelter Kampf ums Überleben, alles, was sie je getan und gefühlt hatte, verblaßte angesichts des grausamen Schmerzes, den sie jetzt verspürte. Sie saß da, preßte Skudders leblosen Körper an sich und wünschte sich verzweifelt, ihr eigenes Leben geben zu können, um ihn zu retten, eine zweite Chance zu haben, oder wenigstens weinen zu können. Sie konnte nichts von alledem. Sie wußte nicht, wieviel Zeit verging. Wahrscheinlich nur Sekunden, denn als sie aufsah, da richtete sich Gurk gerade hinter dem Maschinenblock auf, hinter den er sich in Deckung geworfen hatte, als die Ameise auf Skudder schoß, und machte einen Schritt in ihre Richtung, blieb aber stehen, als er in ihr Gesicht sah. »Er ist tot«, flüsterte Charity. Der Zwerg sah sie auf eine Art an, die sie noch nie zuvor an ihm beobachtete hatte. Plötzlich war nichts Lächerliches mehr an ihm. Er wirkte traurig, auf eine Art, die Charity verwirrte. »Hast du ihn geliebt?« fragte er. »Er ist tot«, antwortete Charity nur. Sie wußte nicht einmal die Antwort auf diese Frage. Sie hatte sie sich nie gestellt, obwohl sie so lange zusammengewesen waren und soviel miteinander erlebt hatten. Hatte sie ihn geliebt? Wenn es stimmte, daß man das wahre Ausmaß der Liebe zu einem anderen Menschen erst dann wirklich begriff, wenn man ihn verloren hatte, dann ja. Aber sie war nicht sicher. Sie wollte sich selbst belügen und einfach ja sagen, aber es wäre ihr wie ein Verrat an Skudder und dem, was sie für ihn empfunden hatte, vorgekommen. Ihr Blick glitt über die reglos daliegenden Körper auf der Treppe vor dem Transmitter, über ihre eigenen und Stones und Leßters und Gurks und auch Skudders Doppelgänger, und sie fragte sich bei jedem einzelnen, ob er dasselbe empfunden haben mochte wie sie in diesem Moment. Fragte sich, ob die Frau mit ihrem Gesicht den Tod des Mannes, der wie Skudder aussah, ebenfalls miterlebt hatte und ob sie dasselbe empfunden hatte wie sie in diesem Augenblick, und sie fragte sich für eine Sekunde ganz ernsthaft, ob das, was sie jetzt erlebte, vielleicht die Hölle war. Gurk setzte dazu an, etwas zu sagen, doch in diesem Moment hörten sie ein tiefes, auf unangenehme Weise bekannt klingendes Summen, und eine Sekunde später füllte sich der schimmernde Metallring des Transmitters mit wogender Schwärze. Gurk fuhr erschrocken herum, und Charity ließ Skudder behutsam zu Boden gleiten, hob das Gewehr auf, das er fallengelassen hatte und

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