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Hoelle aus Feuer und Eis

Hoelle aus Feuer und Eis

Titel: Hoelle aus Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ab. Ebenso instinktiv schoß sie zurück, feuerte auf die schwarzen, vielarmigen Gestalten, die plötzlich aus allen Richtungen auf sie zustürmten, versuchte wieder in die Höhe zu kommen und wurde abermals getroffen. Rote Schleier begannen vor ihrem Blick zu wallen. Der Schmerz wurde für einen Moment übermächtig, schien dann zu verblassen und irgendwie unwirklich zu werden; er war noch da, aber er bedeutete nichts mehr. Sie spürte, wie irgend etwas in ihr erlosch. Mit dem Gefühl der gleichen, fast gelassenen Unwirklichkeit, mit der sie die Tatsache ihres eigenen Sterbens akzeptierte, registrierte sie, wie Gurk hakenschlagend auf sie zugerannt kam und auf halber Strecke von einem Strahlenschuß durchbohrt wurde. Sie starb, und ihr letztes bewußtes Empfinden war das einer tiefen Trauer, daß nun alles umsonst gewesen sein sollte und es nichts mehr gab, was noch zwischen ihrer Welt und deren Tod in den Flammen einer explodierenden Sonne stand. Während sie nach vorn sank, hielt sie den Finger auf dem Auslöser der Waffe, und vielleicht traf sie sogar noch einen oder mehrere der Insektenkrieger, die sich ihr näherten. Aber das spürte sie schon nicht mehr.
     
    *
     
    In der großen Halle war Chaos ausgebrochen. Der Widerstand der fünf Eindringlinge, der diesmal viel erbitterter als das erste Mal gewesen war, hatte einem Drittel der vollkommen überraschten Spinnenarmee das Leben gekostet und überall lodernde Brände aufflammen lassen, wo die grellen Blitze aus ihren Waffen in Maschinen oder das graue Spinnengewebe gefahren waren. Und die Ungeheuer, die den Überfall überlebt hatten, schienen völlig kopflos. Die meisten rannten einfach ziellos durcheinander, einige standen auch wie erstarrt da, und die Luft hallte wider von durcheinanderrufenden, schrillen Stimmen. French hockte wie gelähmt in seinem Versteck. Was er gesehen hatte, war völlig unmöglich, aber er war nicht einmal in der Lage, dieses Gefühl in einen Gedanken zu kleiden. Er mußte tot sein. Was er zu erleben glaubte, mußten die Visionen sein, die das Sterben begleiteten, oder vielleicht schon ein Teil jener Welt auf der anderen Seite, in der die Gesetze von Logik aufgehoben waren. Selbst als der Kampf vorüber war, saß French fast eine Minute lang reglos und ohne auch nur zu atmen da und starrte die leblos daliegenden Körper auf der Treppe an. Es mußte eine Täuschung gewesen sein. Vielleicht waren sie nur ähnlich gekleidet gewesen. Vielleicht waren sie Brüder, Mitglieder des gleichen Stammes, die miteinander verwandt waren und sich ähnlich sahen, so wie Pearl und ihre Zwillingsschwester im Hort. Vielleicht spielte ihm seine Phantasie auch nur einen bösen Streich, weil alles einfach zuviel war, um es noch zu verarbeiten. Als French an diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt war und zum ersten Mal wieder atmete, begann sich der schwebende Metallring mit brodelnder Schwärze zu füllen...
     
    *
     
    In der zweiten Hälfte der Bewegung, mit der sie in den Transmitter im Herzen der Schwarzen Festung am Nordpol gestürzt war, taumelte Charity aus dem Empfangsgerät heraus und fiel bei dem vergeblichen Versuch, ihren Sturz aufzufangen, gegen Leßter und Stone, die neben ihr aus dem Transmitter getorkelt waren und noch immer verbissen miteinander zu ringen schienen. Der Anprall ließ sie alle drei das Gleichgewicht verlieren. Charity stürzte nach hinten und fand im letzten Moment irgendwo Halt, aber Leßter und Stone kippten rücklings die Stufen der metallenen Treppe hinab, die zu der Plattform mit dem Transmitterring führte. Stone schrie auf und versuchte sich herumzuwerfen, aber Leßter zerrte ihn mit sich zu Boden. Irgend etwas an der Art, in der er fiel, war nicht richtig. Er stürzte nicht wie ein Mann, der das Gleichgewicht verloren hatte; er fiel einfach schlaff zu Boden, ohne auch nur den Versuch zu machen, seinen Sturz aufzufangen. Aber das nahm Charity nur mit einem flüchtigen Blick wahr. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der gewaltigen Halle, in der sie herausgekommen waren. Sie war riesig, voller bizarr geformter Maschinen und Strängen eines grauen, klebrigen Gespinstes, das die Wände und die Decke überzog wie das Gewebe einer gigantischen Spinne, und erfüllt von Flammen und Rauch. Dutzende von reglosen Gestalten, viele davon brennend und bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, lagen auf dem Boden, und dazwischen bewegten sich Krieger. Es waren Charitys antrainierte Reflexe, nicht ihr bewußtes Denken, die ihr

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