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Hölle ohne Hintertür

Hölle ohne Hintertür

Titel: Hölle ohne Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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an
Gift gestorben sein, dann war es auf keinen Fall schmerzhaft.«
    Die beiden schwiegen. Sophia
ließ aus Pietät (taktvolle Rücksicht) eine Minute vergehen, ehe sie
sagte: »Dann hat er also das Geld geholt. Und das haben jetzt die Verbrecher,
die verdammten Zocker.«
    »Nein.« Maria lächelte dünn.
    »Nein?«
    »Gunnar Korlitzer ist ein so
raffinierter Kerl, dass mir noch nachträglich vor ihm graust. Ich weiß nur
nicht mit Sicherheit, ob er ein Mörder ist.«
    Die beiden starrten sie an.
    »Der Tote«, sagte Maria, »ist
nicht Gunnar. Er sieht zwar so aus und die Geldeintreiber werden sich täuschen
lassen. Ich aber nicht. Immerhin bin ich seit drei Monaten eng mit ihm liiert. Und
vor allem: Ich weiß ja, dass es den totalen Doppelgänger gibt, den
Zwillingsbruder. Wüsste ich das nicht, dann — zugegeben — wäre ich vielleicht
auch reingefallen auf diesen schaurigen Bluff. Zwar hätte ich mich gewundert
über diese und jene Veränderung an ihm. Aber das hätte ich dem... Tod
zugeschrieben.«
    Den beiden fehlten die Worte.
    »Ein unglaubliches Spiel«, fuhr
Maria fort. »Gunnar bringt seinen toten Bruder hierher und präsentiert ihn als
sich selbst. Ein besseres Mittel, um die Gangster loszuwerden, gibt es nicht.
Einem Toten kann man keine Rechnung servieren. Den Fall müssen sie abhaken. Um
ganz sicherzugehen, hat Gunnar sogar die Fingerkuppen des Toten zerstört. Mit
einer ätzenden Lauge, in die der scheinbar und ganz zufällig gestürzt ist. Teuflisch.«
    »Hat er seinen Bruder, diesen
Alexander, umgebracht?«, fragte Enrico.
    Maria hob die Schultern. »Ich
weiß es nicht. Nur Gift kommt infrage. Und das lässt sich nachweisen bei einer
Obduktion. Aber ob die geschieht? Irgendwann wird ihn irgendwer finden, der
nicht zu den Gangstern gehört. Vielleicht sein dicker Freund, dieser
Weinhändler Sascha Dingmann. Der kennt mich nicht. Das bedeutet, ich muss nicht
befürchten, dass ich da irgendwie hineingezogen werde.«
    Schweigen. Die beiden hatten
noch zu tun mit ihrer Gänsehaut. Maria blickte versonnen zum Atelierfenster
hinaus über die Dächer.
    »Er hat die Fotos mitgenommen«,
sagte sie, »auch sonst noch einiges. Aber das fällt niemandem auf. Ich habe es
nur bemerkt, weil wir bei ihm rumgewühlt haben. Gunnar hat dem Uro-Tal Adieu
gesagt. Der kommt nie wieder zurück. Wo ist er? Natürlich in dieser deutschen
Millionenstadt. Wahrscheinlich sieht er eine Möglichkeit, die Identität seines
Bruders zu übernehmen. Ja, er schlüpft in dessen Rolle. Vielleicht lohnenswert
in mehrfacher Hinsicht. Das kann allerdings nur gelingen, wenn er Alexanders
Lebensumstände bis in jede Einzelheit kennt. Aber vielleicht war der Tote ein
Misanthrop (Menschenhasser) mit null Anhang, keinen Freunden, keinen
Bekannten.«
    »Ob der vermögend war?«,
überlegte Sophia.
    »Das werden wir sehen.« Maria
registrierte die gespannten Blicke und legte ihren Plan vor. »Wir fahren zu
ihm. Sofort. Wir überraschen ihn. Es ist nötig, dass wir zu dritt kommen. Dass
wir ihn mit seinem damaligen Verbrechen konfrontieren. Dass du, Sophia, deine
Forderung auf den Tisch legst. Dass du, Enrico, alles bestätigst. Ob wir ihn
der Polizei ausliefern müssen, werden wir sehen. Hat er einen Mord auf sein
Gewissen geladen, dann gibt es keine andere Möglichkeit. Aber irgendwie... ich
weiß nicht... selbst in seiner größten Verzweiflung traue ich ihm das nicht zu.
Es gibt ja noch zwei andere Möglichkeiten. Vielleicht ist Alexander freiwillig
aus dem Leben geschieden oder auf natürliche Weise gestorben. Genau zum
richtigen Zeitpunkt für Gunnar. Das wäre dann eine unglaubliche Regie des
Schicksals. Aber so was kommt vor. Jedenfalls steht für uns an erster Stelle,
dass er dir, Sophia, dein Vermögen schuldet. Vielleicht geht da was.«
    »Wann fahren wir?«, fragte
Enrico.
    »Ich sagte es schon. Sofort.«
    »Mit deinem Wagen?«
    »Wie sonst?! Auf meinem
Feuerstuhl haben wir zu dritt keinen Platz.«

22. Showdown
im Bungalow
     
    Es war sechs Stunden später.
Über die TKKG-Stadt hatte sich Schwüle gelegt wie ein feuchtes Tuch. Die Luft
roch nach Gewitter. Die Schwalben in den Parks übten Tiefflug. Von Westen her
türmten sich schwarze Wolken auf.
    Die Messbold-Straße war wie
leer gefegt. Für die Anwohner bot sie das übliche Bild. Mit einer Ausnahme. Vor
dem Haus von Alexander Korlitzer, dem Blinden, parkte ein nachtblauer Alfa
Romeo. Er war staubbedeckt. Das sich ankündigende Gewitter würde ihn waschen.
Der Wagen hatte ein

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