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Höllenengel

Höllenengel

Titel: Höllenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thrainn Bertelsson
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da
runtergefahren. Marinó sagt übrigens, er habe immer
dieses Musikgerät am Ohr und antworte deswegen nicht. Mir ist
das aber trotzdem nicht egal. Unsere Leute sollen sich auf keinen
Fall allein herumtreiben.«
    »Der elende Strolch«, sagte Víkingur und
lächelte.
    »Du findest das vielleicht in Ordnung«, sagte Randver.
»Du hast es der Mannschaft selbst oft genug
vorgemacht.«
    »Bist du sicher, dass dort unten überall eine
Netzverbindung besteht?«, fragte Víkingur. »Die
Höfe am Fuß der Hekla sind so weit verstreut und
abgelegen. Ich glaube kaum, dass die Telefonanbieter
Relaisstationen errichtet haben, die das gesamte Gebiet
abdecken.«
    »Dann düse ich schnell runter, um nach ihm zu
schauen«, sagte Randver. »Scheiß Trara ist
das.«
    »Wen willst du mitnehmen?«, fragte
Víkingur.
    »Jetzt sind schon alle zu Hause im Feierabend«, sagte
Randver. »Dann fahre ich halt allein.«
    »Entspricht nicht gerade den Vorschriften«, sagte
Víkingur. »Vorgesetzte sollten Vorbild
sein.«
    Randver hatte keine Moralpredigt von seinem Freund erwartet, schon
gar nicht auf diesem Gebiet.
    »Das musst gerade du sagen«, sagte er.
    »Ja«, sagte Víkingur. »Ich habe so einiges
auf dem Gewissen, aber dich allein nach Rangárvellir fahren
zu lassen gehört nicht dazu. Ich fahre mit.«
    »Das ist absolut nicht nötig«, sagte
Randver.
    »Das weiß ich«, sagte Víkingur.
»Vielleicht spielt nichts, was wir tun, eine
Rolle.«
    »Was für ein pessimistisches Gewäsch ist das
denn?«, fragte Randver. »Wenn es irgendein Zitat ist,
dann hoffe ich, dass du nicht an so einen Unfug glaubst.
Natürlich spielt es eine Rolle, was man tut. Wo wären wir
denn sonst?«
    »Wenn du das sagst«, sagte Víkingur. »Dann
ist es vielleicht an der Zeit, dass ich wieder zur Arbeit
erscheine.
    Sollten wir uns nicht auf den Weg machen, bevor sich der Kerl
bequemt, sich zu melden? Wir nehmen mein Auto.«

Siebenundzwanzig
    Es war nicht Bruce Springsteen, sondern Karl Viktor
Ágústsson, der die Verantwortung dafür trug,
dass Terje nicht ans Telefon ging.
    Vom Küchenfenster in Steinkross aus hatte er gesehen, wie das
Auto sich langsam die Straße entlangschlängelte, dann
auf den Abzweig abbog und Richtung Hof fuhr.
    Dass es sich um einen Kleinwagen handelte, erschien ihm kurios. Wie
konnte jemand auf die Idee kommen, diesen Weg einzuschlagen, wenn
er nur einen Kleinwagen fuhr?
    Terje hätte es seinem eigenen Wagen kaum zugemutet, aber er
fuhr ein Auto im Staatsbesitz und fand, dass das in diesem Fall
bestimmte Vorteile hatte.
    Die Fahrt war schnell und glatt verlaufen. Er hatte keinerlei
Probleme, den richtigen Weg zu finden: Straße Nummer 1
Richtung Osten bis nach Hella, den Ort durchqueren und nach einem
Kilometer links auf einen Weg abbiegen, der nach Gunnarsholt
führt, das Gelände ebenfalls durchqueren und wieder links
abbiegen auf eine unbeschilderte Fahrspur, die in Richtung Hekla
führt, und ihr folgen, bis man zum einzigen Hof kommt, der an
ihr liegt. Das ist Steinkross.
    Das Straßenbauamt schien diese Straße vergessen zu
haben. Der gesamte Straßenbelag war vor langer Zeit schon
weggeweht worden, und übrig geblieben waren nur die Steine, an
denen nicht einmal die schärfsten Windböen von
Rangárvellir rütteln konnten. Der Abzweig, der nach
Steinkross führte, war besser, denn er war mit Erde
aufgeschüttet und verwandelte sich sicher bei Regen in einen
Morast.
    Das Haus war einstöckig und aus Beton. Weiße Wäsche
hing an einer Leine seitlich des Hauses, auf der anderen Seite
standen ein paar krumme Birken.
    Nichts war zu hören, als Terje auf die Klingel drückte,
also klopfte er kräftig an die Tür. Keine Geräusche.
Terje schaute sich um. Kein Auto. Vielleicht war niemand zu
Hause.
    Als er kurz davor war, ein zweites Mal zu klopfen, ging die
Tür auf. Drinnen im Hausflur stand ein großer, beleibter
Mann in Socken, unrasiert und mit zerzaustem Haar. Er schien gerade
aufgewacht zu sein. Sein dicker Bauch hing über den Hosenbund
seiner Jeans, die weite Hosenbeine hatte.
    Terje betrachtete den Mann. Etwas in seinem Auftreten erweckte
gleich den Verdacht, dass er nicht wie die meisten anderen Menschen
sei. Die stumpfen Augen, der aufgeschwemmte Körper und die
schneckenartigen Bewegungen ließen vermuten, dass der Mann
große Mengen Psychopharmaka nahm.
Riesengroße.
    »Guten Tag«, sagte Terje. »Karl Viktor
Ágústsson?
    Den suche ich.«
    Der Mann zeigte keinerlei Reaktion. Er schaute den Gast an, als
dächte er

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