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Höllenengel

Höllenengel

Titel: Höllenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thrainn Bertelsson
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darüber nach, ob er ihm eine Antwort
gönnen oder die Tür vor seiner Nase zuschlagen
sollte.
    »Ich bin von der Kriminalpolizei. Ich heiße Terje
Joensen.«
    Der Mund des Mannes begann sich zu bewegen, aber kein Ton kam ihm
über die Lippen. Wie ein Fisch an Land, dachte Terje.
»Er ist nicht ...«, sagte der Mann nach einem langen
Anlauf. Die Stimme war eigenartig dünn. »Er ist nicht
hier.«
             
    Die Antwort überraschte Terje. Er war sehr sicher, dass sein
Gesprächspartner kein anderer als Karl Viktor war.
    »Ach so? Na gut ­ aber weißt du, wo er
ist?«
    Die Atemübungen begannen erneut. Der Mann öffnete und
schloss den Mund abwechselnd, bis die Antwort kam: »Er ist im
Schloss.«
    Terje wusste nicht, ob der Mann im Wahn sprach oder ob eines der
Gebäude des Hofes Schloss genannt wurde.
    »Im Schloss? Kannst du mir vielleicht sagen, in welchem
Schloss er ist?«
    »Bran.« Die Atemübungen waren beendet. Die Antwort
folgte auf dem Fuße.
    »Bran?« Terje glaubte, etwas falsch verstanden zu
haben. »Wo ist das?«
    Der Mann stieß ein abgehacktes Lachen aus.
»Ha!«
    Als hielte er die Frage für ein Zeugnis unvorstellbarer
Dummheit.
    »Bist du allein zu Hause?«, fragte Terje. »Wo ist
deine Mutter?«
    Über das aufgequollene Gesicht huschte ein verschlagener
Ausdruck.
    »Warte«, sagte der Mann und warf die Tür
zu.
    Das Warten währte nicht lange, denn wenige Augenblicke
später wurde die Tür aufgerissen und der Mann erschien
erneut.
    Genauso schnell, wie Terje wahrnahm, dass die Stumpfheit aus den
Augen des Mannes verschwunden war, verspürte er einen
schneidenden Schmerz, der jeden einzelnen Nerv in seinem
Körper umschloss. Sein Bewusstsein zersplitterte mit
Feuerstrahlen, dann wurde alles rot.
    *****
    Ein fünfzigtausend Volt starker Stromschlag verursacht einen
Kurzschluss im Nervensystem, Muskelkontraktionen, enorme Schmerzen
und vorübergehende Bewusstlosigkeit.
    Karl Viktor wusste aus eigener Erfahrung, dass die Taser-Pistole
ein humanes Gerät war. Das hatte er herausgefunden, indem er
sie an einem alten Pferd ausprobierte. Beachtlich zu sehen, wie
dieses große Tier, etliche Zentner schwer, sofort zu Boden
ging, einen Moment lang zappelte und dann mausetot liegen blieb. Um
sicherzustellen, dass es sich nicht um einen Zufall handelte, hatte
er das an mehr als einem Pferd ausprobiert.
    Menschen, die einen Taser-Schuss abbekommen, fallen ebenfalls um
und verlieren das Bewusstsein, aber sie bleiben in der Regel am
Leben und kommen nach kurzer Zeit, vielleicht einer halben Minute
oder auch bis zu einer Viertelstunde, wieder zu sich. Allerdings
behauptet Amnesty International, dass Schüsse aus
Taser-Pistolen schon mehr als zweihundertfünfzig Menschen das
Leben gekostet haben.
    Ein junger Mann in guter Form wie dieser hier käme
zweifelsohne schnell wieder zu Bewusstsein. Am sichersten wäre
es, noch einmal auf ihn zu ballern.
    Karl Viktor setzte einen neuen Schuss in den Taser ein.
    Der Mann lag auf dem Bauch, sodass Karl Viktor ihn umdrehte, sich
über ihm postierte und abwartete, bis er sich regte. Dieses
Mal zielte er zwischen die Beine des Mannes. Er hatte gelesen, dass
die Geschlechtsteile und die Brustwarzen von Menschen besonders
empfindlich für einen Elektroschock seien, und wollte den
Wahrheitsgehalt dieser Aussage überprüfen.
    Taser-Pistolen sehen aus wie missgebildete Nachkommen eines
Elektrorasierers und einer Pistole. Die Munition besteht aus
kleinen stromführenden Projektilen, die mit der Pistole durch
hauchdünne isolierte Drähte verbunden sind. Die Pfeile
selbst müssen die Kleidung nicht durchdringen, damit die
elektrischen Impulse in das Muskelgewebe desjenigen, auf den
geschossen wird, eindringen können, sondern sie leiten den
Strom sogar durch einen fünf Zentimeter dicken Mantel. Ein
Taser der besten Bauart, das Modell M26, wie es Karl Viktor in den
Händen hielt, hat eine Reichweite von 10,6 Metern und ist beim
Militär mit sehr guten Erfolgen eingesetzt worden.
    Nach nur siebzehn Sekunden begann Terje sich zu rühren. Als er
die Augen geöffnet hatte und sich langsam zu orientieren
schien, feuerte Karl Viktor einen zweiten Schuss aus kurzer Distanz
ab und traf ihn direkt in die Geschlechtsteile, die sich unter der
Jeans abzeichneten.
    Der gequälte Schrei war so schneidend, dass Karl Viktor
erschrak und den Taser beinahe fallen gelassen
hätte.
    Der Mann schien sich im Todeskampf zu befinden, und obwohl es
spaßig gewesen wäre, das unwillkürliche

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