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Höllenengel

Höllenengel

Titel: Höllenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thrainn Bertelsson
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Sveinn dazu ermutigt haben, sich auf
Forensik zu spezialisieren, um zu verhindern, dass er seine
Patienten mit seinem Geschwätz umbringt«, sagte
Þórhildur eines Tages zu Víkingur, als er
bemerkte, dass sie mit Wattebäuschen in den Ohren von der
Arbeit nach Hause gekommen war. »Watte ist nicht so
auffällig wie Ohrenstöpsel, und irgendwelche
Vorsichtsmaßnahmen muss ich ergreifen, damit er mich nicht
totschwätzt. Er ist geschickt mit dem Skalpell, aber er hat
trotzdem irgendwie keine Zukunft als Chirurg vor sich. Eigentlich
ist er ein guter Junge, aber er ist ein bisschen
speziell.«
    Þórhildur hatte das Gefühl, dass Sveinn die drei
Leichname aus dem Sommerhaus am liebsten in Besitz nehmen wollte.
Er war am Tatort gewesen und die Obduktion wäre unter seine
Leitung gefallen, wenn sie nicht einen Tag früher als
ursprünglich geplant von ihrer Reise heimgekommen wäre.
Wortreich beschrieb er ihr die Situation im Sommerhaus und hielt
darüber hinaus eine fundierte Vorlesung über den Sinn und
Zweck von Obduktionen.
    »Viele Leute glauben, es ginge vor allem darum, die
Todesursache festzustellen«, sagte er. »Meiner Meinung
nach ist der Zeitpunkt des Todes noch viel wichtiger. Der Polizei
hilft es recht wenig, exakt zu wissen, woran derjenige stirbt, der
festgenagelt und dann nach allen Regeln der Kunst gemartert wird.
Wenn wir andererseits den Zeitpunkt festlegen können, wann das
geschehen ist, haben wir die Arbeit der Polizei entscheidend
erleichtert.«
    »Und wie wollen wir das tun?«, fragte
Þórhildur, als wolle sie Sveinn daran erinnern, wer
hier der Schüler sei.
    Dieser subtile Hinweis entging Sveinn offenbar, der freudig die
Gelegenheit ergriff, seine Vorlesung fortzusetzen.
    »Also, schau mal. Anhaltspunkte, um den Zeitpunkt des Todes
festzustellen, kommen aus drei Richtungen.
    Zuallererst gibt der Zustand des Leichnams Hinweise.
  
     
    Zweitens gibt der Fundort Hinweise. Und schließlich
können Zeugenaussagen von Dritten Hinweise geben, also
Informationen über die Gewohnheiten des Verstorbenen, wo und
wann er zuletzt gesehen wurde und so weiter und so
fort.«
    »Die Antwort ist korrekt«, sagte
Þórhildur. »In der forensischen Medizin gibt es
keine unfehlbare Methode, um zu einem exakten Ergebnis bei der
Beurteilung des Todeszeitpunkts zu gelangen. Unser Beruf wäre
einfacher, wenn die Körperuhr, von der so viele sprechen,
sichtbar wäre und stoppen würde, wenn der Tod
eintritt.«
    »Warte, ich bin noch nicht fertig«, sagte Sveinn und
schaute sie wegen der Unterbrechung vorwurfsvoll an.
    »Um den Zeitpunkt des Todes zu bestimmen, gibt es zwei Wege.
Der eine ist der, die Veränderungen zu beurteilen, die
eingetreten sind, seitdem der Betreffende starb; Veränderungen
der Körpertemperatur, Erstarrung oder zum Beispiel Verwesung.
Der andere Weg ist, die Zeitpunkte der Ereignisse zu
vergleichen.«
    »Wie das?«, fragte Þórhildur, denn Sveinn
schloss langsam die Augen, als ob er eine Lehrbuchseite vor seinem
geistigen Auge sehen wollte. Offensichtlich öffnete sich der
Wälzer an der richtigen Stelle, denn Sveinn fuhr fort:
»Wenn jemand mit einem Brecheisen auf den Kopf geschlagen
wurde, und das Glas seiner Uhr zerbrochen ist und die Zeiger
zwölf Uhr anzeigen, dann ist das ein Hinweis, den der
Rechtsmediziner sich zunutze machen kann, genauso wie die Polizei.
Oder wenn wir wissen, dass der Verstorbene üblicherweise um
neunzehn Uhr zu Abend aß, aber keine Essensreste im
Verdauungstrakt zu finden sind.«
    »Was würde uns das sagen?«
    »Entweder, dass der Mann vor neunzehn Uhr umgebracht worden
ist, oder eben erst fünf oder sechs Stunden später,
nachdem die Verdauung abgeschlossen ist.«
    »Das stimmt alles«, sagte Þórhildur.
»Aber wir sollten auch an den Grundsatz der forensischen
Medizin denken, dass, je mehr Zeit vergeht, nachdem ein Mord
begangen worden ist und bis die Leiche untersucht wird, es umso
schwerer wird, den Todeszeitpunkt exakt zu bestimmen. Hier haben
wir ein Beispiel wie aus dem Schulbuch, dass eine Obduktion allein
nur sehr ungenaue Ergebnisse über den Zeitpunkt des Todes
geben kann.«
    Sie zeigte auf den Leichnam, der einmal Elli vom Octopussy gewesen
war. Er war blau und aufgedunsen und der Torso wirkte, als
wäre er kurz davor, unter dem Druck der verschiedenen Gase zu
zerspringen, die sich in seinem Inneren gebildet hatten.
    »Die Hitzewelle, die das Land heimgesucht hat, hilft uns auch
nicht gerade«, sagte Þórhildur. »Ich habe
in deinen Notizen

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