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Höllenengel

Höllenengel

Titel: Höllenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thrainn Bertelsson
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gelesen, dass die Temperatur im Sommerhaus
morgens 23° betragen hat, was bedeutet, dass die Sonne den Raum
in einen Heizofen verwandelt hat, als sie am höchsten stand.
Es wird nicht einfach werden, damit umzugehen.«
    »Das macht es doch nur interessanter«, sagte Sveinn und
strahlte voller Vorfreude. »Darf ich schneiden oder willst du
das machen?«
    »Mach du ruhig«, sagte Þórhildur und
schaute ihrem eifrigen Schüler zu, wie er einen schönen
Y-Schnitt von den Brustwarzen herunter bis zum Rippenbogen machte
und von da aus bis zum Schambein. Der Gestank, der herausdrang, war
so stark, dass Þórhildur kaum Luft bekam.
    »Der Stab, der in den Anus geschoben wurde, hat
natürlich den Darm perforiert, sodass hier hervorragende
Bedingungen für alle möglichen Bakterien entstanden
sind«, murmelte Sveinn, als spräche er mit sich selbst.
             
    Þórhildur betrachtete ihren Schüler verwundert,
der den üblen Geruch nicht wahrzunehmen schien.
    Sveinn bemerkte ihren Blick, als er aufschaute, um zu sehen, ob ihr
seine Handfertigkeit gefiele. »Entschuldige«, sagte er.
»Wenn du einen Blick hineinwerfen willst, kann ich gerne
schon einmal den Schädel aufsägen. Nein, sieh mal, was
für eine hübsche Zirrhose.«
    Þórhildur hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, als
sie ihren Schüler beschrieb. Er war tatsächlich >ein
bisschen speziell<.
    *****
    Der Kriminaldirektor Randver Andrésson hatte die Tugend, in
anderen das Beste hervorzurufen. Alle mochten ihn. Sogar Leute, die
er vor zwanzig Jahren, als er bei der Polizei anfing, verhaftet
hatte, hielten an, wenn sie ihn zufällig trafen, und
begrüßten ihn wie einen guten alten Freund. Er war
liebenswürdig und gutmütig, eher heiter und
umgänglich.
    Trotz seiner Position hatte Randver keine hochtrabende Meinung von
sich selbst. Er wusste sehr wohl, dass Víkingur für die
Beförderungen verantwortlich war, die er bekommen hatte, und
die Beförderungen waren das Kreuz, das er zu tragen hatte, um
weiter mit Víkingur arbeiten zu können, denn diese
Zusammenarbeit wollte er auf keinen Fall missen. Er hatte
Víkingur sogar mehr als einmal gebeten, ihn die
Karriereleiter der Polizei nicht weiter hochklettern zu lassen, als
seine geistigen Kräfte es zuließen.
    »Bleib ganz ruhig«, sagte Víkingur. »Ich
weiß, was ich tue. Du hast so vieles, was mir fehlt. Du bist
ordentlich und korrekt. Wenn emotionale Intelligenz in den IQ
miteingerechnet würde, hättest du von uns allen den
höchsten. Mehr als genug Schlauberger sind tierisch ehrgeizig,
sodass Männer wie du oft gar nicht zum Zuge kommen.«
»Emotionale Intelligenz?«, fragte Randver. »Was
ist das denn?«
    »Ich bin mir da selbst nicht ganz sicher«, sagte
Víkingur. »Aber Þórhildur hat mir gesagt,
dass sie sehr wichtig sei.«
    Randver hatte nach diesem merkwürdigen Begriff oft im Internet
suchen wollen, aber kaum war eins der seltenen Male gekommen, dass
er sich zu seinem Vergnügen an den Computer setzte, war er
auch schon auf worldfengur.com eingeloggt und stöberte in den
Stammbäumen von Pferden herum. Nicht, dass er selber Pferde
halten würde. Sein Zwillingsbruder war passionierter
Pferdezüchter und sprach von nichts anderem als Pferden, wenn
sich die beiden Brüder trafen, also hielt Randver es für
nicht verkehrt, sich etwas anzulesen, um mitreden zu können.
Außerdem hatte er fest vor, sich ein Pferd zu kaufen, sobald
er in Rente ging. Nicht um darauf auszureiten, sondern um es zu
striegeln und zu füttern und mit ihm zu plaudern.
    *****
    An manchen Tagen scheint emotionale Intelligenz wenig nützlich
zu sein. Die morgendliche Besprechung der Kripo war eher öde
gewesen, zumindest in Anbetracht dessen, dass die Polizei zum
ersten Mal vor der Aufgabe stand, einen dreifachen Mord
aufzuklären. Der Tatort lieferte sehr wenige Indizien.
Derjenige oder diejenigen, die dort am Werk gewesen waren, hatten
keine offensichtlichen Spuren hinterlassen und die Mitarbeiter der
kriminaltechnischen Abteilung benötigten Zeit, um die Hinweise
auszuwerten, die sie am Tatort gefunden hatten.
    Víkingur hatte sich bei der Besprechung nicht blicken
lassen, also hatte Randver die Mannschaft so gut wie möglich
eingeteilt. Angehörige mussten benachrichtigt werden, um die
Leichen zu identifizieren, und aus verschiedenen Richtungen mussten
Informationen über die Verstorbenen eingeholt
werden.
    Randver bereute es bitter, keinen Vertreter der Abteilung R2 zu der
Besprechung geladen zu haben, einer

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