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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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Stuhl
gestoßen«, fügte er hinzu. Nicht dass sie dachte,
er sei betrunken und könne sich nicht mehr auf den Beinen
halten.
    Keine Antwort. Niemand lag im Bett. Im Dunkeln tastete er nach der
Nachttischlampe am Kopfende, fand die Schnur und machte das Licht
an.
    Es war niemand im Raum außer ihm selbst.
    Þórhildur war verschwunden.
    Zuerst erschrak er.
    Dann sah er wieder auf die Uhr. 23:00 Uhr.
    Þórhildur musste irgendwann aufgewacht sein, nachdem
er gegangen war. Vermutlich war sie hungrig geworden und etwas
essen gegangen.
    Sie ist gleich wieder da ...

Fünf
    Exakt um 23:00 Uhr standen drei schwarz gekleidete Männer auf
einer kleinen Lichtung im Lahemaa-Nationalpark in
Estland.
    Nordpol, Ulrich, Karl.
    Es war die Johannisnacht, Jaaniõhtu ,
und obwohl sie sich tief im Wald befanden, drangen die
Geräusche von Zechgelagen und Lärm von den
Grillplätzen bis zu ihnen durch.
    Im Halbdunkel konnte man die Johannisfeuer lodern sehen, denn in
der hellsten Nacht des Jahres brennen Freudenfeuer im ganzen Land.
Der Volksglaube besagt, dass das Glück denjenigen begleitet,
der das Feuer durchschreitet oder darüberspringt.
    Wer an diesem Abend kein Feuer entzündet, riskiert, dass ihn
das Feuer heimsucht und dass sein Haus und sein Besitz durch
Brände zerstört werden.
    Eine tausendjährige Magie wird in der Johannisnacht wach. Und
aus den Flammen steigen Glaube und Bräuche lang vergessener
Generationen auf und tanzen in den Herzen der Menschen.
    *****
    Die drei Männer hockten inmitten des LahemaaNationalparks und
beugten sich über eine Landkarte, die Karl auf dem Boden
ausgebreitet hatte. Im Westen des Nationalparks war das Wort
»Rebasekasvatus« unterstrichen.
    »Das bedeutet Pelztierzucht oder Fuchsfarm«, sagte
Karl. »Bis dahin sind es etwa 14 Kilometer durch Wald und
Sumpfland. Wir wissen nicht genau, wie viele Leute an dem Ort sind
und ob sie bewaffnet sind.
    Wir haben genug Zeit. Nordpol geht voraus und wird den Ort erkundet
haben, wenn Ulrich und ich kommen.
    Gegen Ende der Johannisnacht sind hier in Estland die meisten
wahrscheinlich entweder sternhagelvoll oder
schlafen.«
    Nachdem Karl den Plan mit wenigen Worten erklärt hatte, hob er
die Landkarte auf und faltete sie zusammen.
    »Ziehen wir uns an«, sagte er.
    Die Kleidung bestand aus schwarzen Jogginganzügen, Handschuhen
und Skimützen. Die Schuhe waren estnische Kampfstiefel. Alles
neu und noch in der Plastikverpackung.
    »Wir dürfen weder die Handschuhe noch die Skimützen
verlieren. Und es wird nicht geraucht. Wir haben kein Interesse
daran, Spuren zu hinterlassen.« Die Männer zogen die
Jacken an und schnürten die Stiefel.
    »Nordpol, du informierst mich, wenn du fertig
bist.«
    Nordpol lief auf und ab und stampfte mit den Füßen auf,
wie jemand im Schuhladen, der herauszufinden versucht, ob die
Schuhe bequem sind.
    »Muss ich unbedingt diese Riesenlatschen tragen?«,
fragte er. »Kann ich sie nicht einfach anziehen, kurz bevor
ich den Ort erreiche?«
    »Darf ich deine Schuhe mal sehen?«, fragte
Karl.
    Nordpol öffnete den Rucksack und nahm seine schwar zen
Turnschuhe heraus.
    »Siehst du«, sagte Karl und hielt Nordpol die
Schuhsohlen entgegen. »Ist das dasselbe Muster wie das der
Stiefel?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Nordpol.
»Welche Rolle spielt das? Wir werden wieder zu Hause sein,
wenn die Polizei hier einen Abguss von unseren
Fußabdrücken macht. Sie werden meine Fußspuren
wohl kaum bis nach Island verfolgen.«   
     
    »Jeder hinterlässt Spuren«, sagte Karl.
Ȇberall. Das tun wir auch. Wenn wir alle die gleichen
Schuhe tragen, wird es aber schwer zu sagen, wie viele wir waren.
Wir sind eine Einheit und die Spuren, die wir hinterlassen, sollen
das bezeugen. Wir sind die Höllenengel.«
    »Und wer hat gesagt, dass die Höllenengel estnische
Armeestiefel tragen?«, fragte Nordpol. »Aber wenn das
so ein Big Deal ist, dann mache ich es natürlich für
euch.«
    »Für uns?«, fragte Karl. »Glaubst du, dass
du mir persönlich damit einen Gefallen tust?«
    »Beruhige dich, Mann«, sagte Ulrich. »Wir haben
das doch schon besprochen. Wir halten uns an die Organisation. So
ist das halt.« »Hör mal, ich wusste nicht, dass
das alles so eine wahnsinnig große Sache ist. Stiefel,
Decknamen und alles. Wir sollten das alles schnellstens
vergessen«, sagte Nordpol und nahm Karl seine Turnschuhe aus
den Händen, steckte sie in den Rucksack und lief
los.
    *****
    Þórhildurs Hand ragte aus dem Treibsand heraus und
versank

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