Hoellenfeuer
Geist und Seele. Und die anderen ziehen durch diese kranke Welt und versuchen, die Menschen ins Unglück zu stürzen. Es wird Zeit, dass das aufhört! Es wird Zeit, dass wir zurück nach Hause kommen...“
„Das ist die Prüfung, die der Herr uns auferlegt hat!“, erwiderte Samael bestimmt.
„Nein!“, brüllte Raphael, dass der Tote Palast in seinen Grundfesten erbebte und das Meer der Einsamkeit zu brodeln begann. „Ich ertrage es nicht länger! Wie können wir dem Herrn dienen, wenn er uns verlassen hat?“
Und mit diesen Worten trat Raphael ganz nah an Samael heran und blickte ihm tief in die Augen. „Und glaub ja nicht, ich wüsste nicht, dass du genauso denkst! Ich weiß, was für ein Spiel du treibst! Ich weiß, was du hinter unser aller Rücken machst, um diese Hölle verlassen zu können. Und ich weiß auch, dass Gott sich bisher nicht darauf eingelassen hat!“
Ein tiefes Grollen durchfuhr Samaels Körper. „Willst du mir drohen, Samael?“, zischte er.
Langsam senkte Raphael den Blick. „Nein. Ich weiß sehr wohl, dass du unser Fürst bist. Der Seraph, der Gott am nächsten stand. Ich habe es nicht vergessen.“
„Dann erinnere dich auch daran, dass der Herr uns hier eine Aufgabe gegeben hat “, grollte Samael. „Es war Gott, der uns hierher sandte, damit wir seinen Willen erfüllen.“
„Du hasst die Menschen auch“, erwiderte Raphael tonlos und starrte wieder hinaus in die Nacht. „Du hasst sie und die Welt so sehr und sehnst dich doch zugleich so unfassbar nach Gott, dass du ihn zu betrügen versuchst!“
Samael ließ sein meckerndes Lachen erklingen.
„Du hast Recht, Raphael. Aber ich betrüge ihn nicht. Ich versuche ihn zu beeinflussen. Das ist ein Unterschied. Gott kann man nicht betrügen!“
„Was lässt dich glauben, dass du Gott beeinflussen kannst?“, fragte Raphael müde und wandte sich Samael wieder voll Enttäuschung zu. „Gott lässt sich nicht beeinflussen. Zumindest nicht von uns. Vermutlich würde das eher einem seiner geliebten Menschen gelingen, als einem von uns.“
„Eben!“, erwiderte Samael mit einem tückischen Grinsen.
Raphael starrte Samael verständnislos an. Dann endlich breitete sich ein Ausdruck des Verstehens auf seinem Gesicht aus.
„Jetzt begreife ich, was du wirklich bezweckst.“
Samael lachte. „Ich tue nichts, was gegen die Regeln verstößt. Ich lege sie nur etwas zu meinen Gunsten aus. Du wirst sehen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Weg Erfolg haben wird!“
Samael beobachtete Raphaels Gesicht und suchte nach Anzeichen seiner Zustimmung.
„Ich wusste nur, dass du in den letzten paar hundert Jahren von einigen Menschen etwas sehr ungewöhnliches verlangt hast. Erst jetzt weiß ich, was es gewesen ist.“
Noch immer nickte Samael mit einem lauernden Grinsen im Gesicht. Er wartete auf Raphaels Zustimmung.
„Du wirst keinen Erfolg haben!“, sagte dieser schließlich. „Gott wird sich nicht darauf einlassen!“
„Das bleibt abzuwarten!“, antwortete Samael geringschätzig. „Du wirst es sehen. Früher oder später... aber einstweilen will ich nur von dir nur wissen, was es mit diesem Mädchen auf sich hat.“
Raphael schien aus einer Starre zu erwachen.
„Ich bin mir selbst nicht sicher“, begann er. „Sie hat es geschafft, in meinen Toten Palast einzudringen. Während sie schlief. Und sie hat mich irgendwie aus meiner Erstarrung gerissen.“
Samael nickte. Mit einem Mal wirkte er freundlich und teilnahmsvoll.
„Das ist wahrhaftig bemerkenswert! Also nutze die Gelegenheit und tue an ihr, wozu Gott uns auf die Erde gesandt hat. Ich freue mich ehrlich, wenn du wieder der Alte bist.“
Raphael sah Samael fassungslos an. „Aber ich kann ihr doch nichts Böses, Samael! Ich habe keine Ahnung, warum sie mich berührt. Aber ohne sie wäre ich jetzt noch immer in meinen Träumen gefangen. Ich weiß nicht, was es mit ihr auf sich hat, aber sie hat vollbracht, was seit Jahrtausenden kein Mensch für einen Engel hat tun können. Begreifst du nicht, Samael? Vielleicht ist sie ein Weg aus dieser Hölle, den Gott uns gesandt hat!“
„Ach was!“, schnappte Samael. „Hirngespinste. Was für ein Weg sollte das wohl sein?“
Raphael schwieg. Er hätte gern etwas erwidert, doch er wusste nichts zu sagen.
„Begreif e dein Erwachen als eine Gnade Gottes“, knurrte Samael zornig. „Und dann tu, wozu du hier auf der Erde bist! Wenn du es nicht kannst, werde ich es irgendwann tun. Und glaube mir, Raphael, das werde
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