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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Rauschen der Flut hinweg.
Aufgeregt deutete er auf den Fluß. »Das Schiff!«
    Die schreckliche Flutwelle hatte sie so in ihren Bann gezogen,
daß sie die United States völlig vergessen hatten. Jetzt aber
blickten sie in die Richtung, in die Gunns ausgestreckte Hand
wies, und sahen eine schier endlose schwarze Silhouette, die aus
der Nacht kam wie ein Ungeheuer aus der Dunkelheit. Die
Aufbauten waren von vorn bis hinten von Granaten zerfetzt und
zerrissen - ein kaum noch erkennbarer Haufen schartiger,
verbogener Trümmer. Der Vormast war weg, die Schornsteine
waren zerschossen, und in den Stahlplatten am Rumpf klafften
riesige Löcher.
    Aber sie fuhr weiter, von ihren schweren Maschinen
getrieben, um ihren Teil zu der verheerenden Katastrophe
beizutragen. Nichts konnte sie aufhalten. Ihr Bug pflügte eine
riesige Welle auf, als sie mit voller Fahrt und unglaublicher
Geschwindigkeit gegen die Strömung lief. Obwohl sie Tod und
Verderben brachte, war sie großartig anzuschauen. Niemand,
der sie in jener Nacht gesehen hatte, würde jemals vergessen,
daß er das Ende einer Legende miterlebt hatte.
    Wie gebannt starrten alle auf den Fluß, rechneten jeden
Moment damit, daß sie beidrehte, sich quer in die Fahrrinne
legte und einen Damm bildete, der den Mississippi für immer
umleiten würde. Ihre schlimmsten Befürchtungen schienen sich
zu bestätigen, als Wasserfontänen entlang des Rumpfes
aufschossen.
    »Heilige Mutter Gottes!« murmelte Olson entsetzt. »Sie
haben die Sprengladungen gezündet! Sie geht unter!«
Als der stolze Ozeandampfer zusehends tiefer ins Wasser
sank, verflog auch der letzte Funken Hoffnung, daß die Pioniere
der Flut vielleicht doch noch Einhalt gebieten könnten.
    Doch die United States drehte nicht bei, und sie legte sich
auch nicht quer über den Fluß. Sie blieb mitten in der Fahrrinne
und hielt langsam, ganz langsam, auf den riesigen Wasserfall zu,
der sich durch den geborstenen Damm ergoß.
    Pitt umklammerte mit aller Kraft das Ruder, das er bis zum
Anschlag nach Backbord gedreht hatte. Mehr konnte er jetzt
nicht mehr tun. Er spürte die Erschütterungen, als die
Sprengladungen große Löcher in den Schiffsboden rissen, und
verfluchte sich, weil er weder die Geschwindigkeit regeln, noch
die Backbordschrauben rückwärts laufen lassen konnte, damit
sich das Schiff schneller herumziehen ließ. Aber die
automatische Steuerung war durch den Beschuß zerstört
worden, und unten im Maschinenraum war niemand, der seine
Befehle hätte ausführen können. Doch dann sah er, wie sich der
Bug langsam, quälend langsam, nach Backbord drehte.
    Pitts Herz schlug einen Takt schneller. Die Kursänderung war
zunächst kaum wahrnehmbar, doch dann half ihm die Strömung,
die jetzt von Steuerbord kam und das Schiff weiter
herumdrückte. Es war fast so, als entwickle die United States ein
Eigenleben, als wehre sie sich mit aller Macht dagegen, daß ihr
ruhmreicher Name durch eine solche Schandtat befleckt wurde.
    Zielstrebig, so als hätte Pitt es vorbestimmt, schnitt der Bug in
den ansteigenden Grund am Rand der Fahrrinne, und das Schiff
pflügte sich rund fünfzig Meter hinter der Bresche schräg durch
den Schlamm auf den Uferdamm zu. Jetzt kam der mächtige
Sog der durch die Bruchstelle strömenden Wassermassen ins
Spiel, so daß der mächtige Schiffskörper seitwärts gegen die
Bresche gedrückt wurde. Und dann riß die gewaltige Flut, die
sich ins Marschland ergossen hatte, genauso plötzlich ab, wie sie
eingesetzt hatte. Nur mehr ein kleiner Sturzbach schäumte
hinab.
    Die vier riesigen Bronzeschrauben rissen das Flußbett auf und
wühlten sich schließlich im Schlamm fest, worauf das Schiff
endgültig zum Stillstand kam. Die letzte Fahrt der United States, des einstmals großartigsten Ozeandampfers der amerikanischen
Flotte, war vorüber.
    Pitt ließ den Kopf aufs Ruder sinken, das er immer noch
umklammert hatte, und stand da, als hätte er soeben am
Triathlon teilgenommen. Er war todmüde, sehnte sich nur noch
nach Ruhe, hatte am ganzen Körper Schmerzen und war doch
viel zu benommen, um festzustellen, wo genau sie herkamen.
    Es dauerte fast eine Minute, bis ihm allmählich bewußt
wurde, daß sich das Schiff nicht mehr bewegte. Er konnte sich
kaum auf den Beinen halten, als er das Ruder losließ, sich
umdrehte und auf die Suche nach Giordino begeben wollte.
Doch sein Freund stand bereits in der zertrümmerten Tür und
stützte sich auf die Kalaschnikow AKM,

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