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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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anderthalb Kilometer. Tief unter sich sah er die Besatzung,
die mittlerweile den Maschinenraum verlassen hatte, an Deck
gestürmt war und auf die Hubschrauber wartete, die sie abholen
sollten.
Mittlerweile hatten die Geschütze am Ufer das Feuer
eingestellt, so daß eine geradezu beklemmende Stille herrschte.
Pitt betätigte sämtliche Schalter und Hebel an der Steuerkonsole,
versuchte verzweifelt, die Stromversorgung des Schiffes zu
unterbrechen. Doch die starken Maschinen mahlten
unvermindert weiter. Keine Macht der Welt konnte die United
States aufhalten, die aufgrund ihrer gewaltigen Masse und
Trägheit immer weiter voranpflügte. Hinzu kam, daß Ming Lin
im letzten Moment noch das Ruder herumgerissen hatte, so daß
sich das Schiff allmählich querstellte, genau so, wie Qin Shang
es geplant hatte. Es hatte sich bereits so weit gedreht, daß der
Bug dem östlichen Ufer gefährlich nahe kam.
Pitt wußte, daß die Sprengladungen im Bauch des Schiffes
jeden Moment hochgehen konnten. Ohne sich lange mit dem
grausigen Anblick aufzuhalten, stieß er den kopflosen Körper
des Steuermanns beiseite und übernahm das Ruder. Im gleichen
Moment ertönte ein gewaltiger Donnerschlag, der die Erde
erschütterte und den Fluß aufwühlte. Wenige hundert Meter
voraus waren die beiden Lastwagen auf dem Highway
explodiert. Pitt spürte, wie ihn die kalte Panik erfaßte.
Hoffnungslos, dachte er voller Wut und Verzweiflung, es ist
völlig hoffnungslos. Doch seine Entschlossenheit und sein
Stehvermögen behielten auch diesmal die Oberhand. Im Lauf
der Jahre hatte er einen sechsten Sinn dafür entwickelt, wie er
sich in Lebensgefahr verhalten mußte. Er verdrängte die Angst
und die Hoffnungslosigkeit und widmete sich seiner Pflicht.
Energisch und mit aller Kraft ergriff er das Ruder, drehte es
mit dem Mut der Verzweiflung und versuchte das Schiff auf
neuen Kurs zu bringen, bevor der Kiel weggesprengt wurde.
    Al Giordino, der noch unter dem riesigen Schornstein an
Deck lag, wo Pitt ihn zurückgelassen hatte, richtete sich
mühsam auf und lehnte sich an einen Lüfter. Die Schmerzen in
seinem Bein waren so weit abgeklungen, daß er nur mehr ein
dumpfes Ziehen verspürte. Plötzlich tauchten Gestalten in
nachtschwarzer Kampfkleidung auf. Offenbar hielten sie ihn für
tot, denn sie stürmten einfach an ihm vorbei, ohne ihn zu
beachten. Mit einemmal schoß ein schwarzer Hubschrauber aus
der Dunkelheit und jagte tief über den östlichen Uferdamm
hinweg. Der Pilot verlor keine Zeit. Statt langsam
einzuschweben, stieß er jäh herab, flog keinen halben Meter
über die Heckreling hinweg und setzte unmittelbar hinter dem
Schornstein auf, genau da, wo auch Giordino und Pitt mit ihren
Gleitschirmen gelandet waren. Die Räder des Helikopters hatten
kaum das Deck berührt, als Qin Shangs Männer auch schon
durch die offene Luke in den Rumpf hechteten.
    Giordino überprüfte das Magazin seiner Aserma und stellte
fest, daß er noch sieben Schuß übrig hatte. Er beugte sich zur
Seite, streckte den Arm aus und ergriff eine Kalaschnikow
AKM, die einer der toten Verteidiger des Schiffes fallen lassen
hatte. Er warf das Magazin aus, stellte fest, daß es noch
dreiviertel voll war, und setzte es wieder ein. Er zuckte vor
Schmerz zusammen, als er sich mit einem Knie aufstützte und
die Aserma auf den Helikopter richtete.
    Er war völlig ruhig, zuckte nicht mit der Wimper. Dabei war
er keinesfalls gefühlskalt oder erbarmungslos, er kam sich nur
seltsam losgelöst vor. Diese Männer hatten hier nichts verloren.
Sie brachten nichts als Tod und Zerstörung mit sich. Nach
Giordinos Meinung wäre es ein Verbrechen gewesen, wenn man
sie ungestraft entkommen ließe. Er starrte auf die Männer in
dem Hubschrauber, sah, wie sie schadenfroh lachten, weil sie
meinten, sie hätten den dummen Amerikanern eine schwere
Niederlage zugefügt. Giordino wurde sauer, so sauer, wie er in
seinem ganzen Leben noch nie gewesen war.
»Ihr kotzt mich an«, stieß er wütend aus, »Ihr wißt gar nicht,
wie ihr mich ankotzt.«
    Sobald der letzte Mann an Bord war, zog der Pilot den
Helikopter senkrecht hoch. Er schwebte einen Moment lang
über dem Deck, neigte sich dann leicht zur Seite und drehte in
Richtung Osten ab. In diesem Augenblick eröffnete Giordino
das Feuer und jagte Schuß um Schuß in die hinter dem Rotor
sitzenden Turbinentriebwerke. Er sah die Löcher, die von den
schweren Schrotladungen in die Verkleidung gerissen wurden,

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