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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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doch die Maschine flog weiter, ohne sie anzugreifen. Das
dreirädrige Fahrgestell verfehlte die Windschutzscheibe des
Motorboots um allenfalls anderthalb Meter.
    Kung Chong saß angeschnallt auf dem Rücksitz des hintersten
Ultralight und blickte voller Genugtuung auf das Motorboot
hinab. Er sprach in das an seinem Helm angebrachte Mikrofon.
»Wir haben das Boot in Sicht«, meldete er.
    »Haben Sie bereits zum Angriff angesetzt?« fragte Lo Han,
der in seinem mobilen Kommandostand saß.
»Noch nicht. Die vordere Maschine berichtet, daß der
Gesuchte nicht allein ist.«
»Dann waren sie also doch zu zweit. Wie wir vermutet
haben.«
»Nicht zu zweit«, sagte Kung Chong. »Es sind eher zehn bis
zwölf. Das Boot ist offenbar voller älterer Leute und kleiner
Kinder.«
»Dieser Teufel muß ein paar Camper, vielleicht eine Familie,
die am Fluß gezeltet hat, als Geiseln genommen haben. Unser
Gegner schreckt vor nichts zurück, wenn es um sein Leben
geht.«
Kung Chong hob mit einer Hand das Fernglas und spähte auf
die zusammengedrängten Insassen des Bootes. »Ich glaube, wir
haben es hier mit einer unvorhergesehenen Schwierigkeit zu tun,
Lo Han.«
»Wir hatten in den letzten zwölf Stunden nichts als
Schwierigkeiten. Was gibt's denn jetzt schon wieder?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, aber offenbar handelt es sich
bei den Bootsinsassen um Emigranten.«
»Unmöglich. Sämtliche Emigranten, die hierhergebracht
wurden, sind entweder auf dem Weg ins Inland, in sicherem
Gewahrsam oder tot.«
»Vielleicht irre ich mich.«
»Wollen wir es hoffen«, sagte Lo Han. »Können Sie so nahe
heranfliegen, daß Sie ihre Herkunft erkennen können?«
»Aus welchem Grund? Wenn ich diesen Teufel liquidiere, der
Qin Shangs Jacht zerstört hat und in unser Hauptgebäude
eingedrungen ist, müssen auch all die sterben, die bei ihm sind.
Was macht es schon, ob es Chinesen oder Amerikaner sind?«
»Sie haben recht, Kung Chong«, entgegnete Lo Han. »Dieses
Unternehmen darf auf keinen Fall auffliegen. Verhalten Sie sich
entsprechend.«
»Ich gebe jetzt Befehl zum Angriff.«
»Überzeugen Sie sich, daß niemand zusieht.«
»Auf dem Fluß ist nicht ein einziges Boot, und am Ufer ist
weit und breit kein Mensch.«
»Sehr gut, aber passen Sie genau auf. Wir können keine
Zeugen gebrauchen.«
»Ganz wie Sie befehlen«, versetzte Kung Chong. »Aber die
Zeit wird knapp. Wenn wir das Boot mitsamt den Insassen nicht
innerhalb der nächsten paar Minuten zerstören, ist die
Gelegenheit vertan.«
»Warum haben die nicht geschossen?« fragte Julia, die
blinzelnd in das gleißende Licht der Morgensonne schaute, das
sich auf dem Fluß spiegelte.
»Ihr Mordplan haut nicht hin. Die dachten, ich wäre allein.
Jetzt meldet er seinem Boß, daß das Boot randvoll mit
Passagieren beladen ist.«
»Wie weit ist es noch bis zur Grapevine Bay?«
»Etwa zwanzig Kilometer.«
»Können wir nicht irgendwo anlegen und zwischen den
Bäumen und Felsen Deckung suchen?«
»Würde ich nicht empfehlen«, sagte er. »Die brauchen bloß
auf der nächstbesten Lichtung zu landen, dann haben sie uns.
Der Fluß ist unsere einzige Rettung, auch wenn es eng wird. Sie
und die anderen ziehen den Kopf so weit wie möglich ein.
Sollen die sich doch erst mal fragen, wo ich die Passagiere
aufgelesen habe. Wenn sie genau hinsehen, werden sie eure
Lidfalte bemerken. Spätestens dann wird ihnen klar werden, daß
sie es nicht mit Menschen europäischer Herkunft auf einem
Ausflug zu tun haben.«
Das gute alte Chris-Craft war rund drei Kilometer weiter
flußabwärts gefahren, als das vordere Ultralight tief auf das
Wasser herabstieß, beschleunigte und unmittelbar auf das
Motorboot zuhielt. »Jetzt ist es vorbei mit dem Frieden«, sagte
Pitt ruhig. »Diesmal meint er's ernst. Wie gut sind Ihre
Schießkünste?«
»Auf dem Schießstand hatte ich immer eine höhere
Trefferquote als die meisten meiner männlichen Kollegen«,
sagte sie wie selbstverständlich.
Er holte das kleine Bündel unter seinem Sitz hervor, wickelte
die automatische Pistole aus dem Handtuch und reichte sie ihr.
»Schon mal mit einem .45er Colt geschossen?«
»Nein«, antwortete sie. »Wir beim INS benutzen meistens
eine 40er Beretta Automatik.«
»Hier sind zwei Reservemagazine. Vergeuden Sie keine
Munition. Schießen Sie nicht auf den Motor oder den
Benzintank. Bei einer Maschine, die mit rund achtzig
Stundenkilometern über einen hinwegfliegt, sind die nur schwer
zu treffen. Zielen Sie auf

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