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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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normalerweise auf einen Hinterhalt hin. Denn
wegen des grellen, Lichts konnte man keine Nachtgläser
einsetzen und feststellen, ob im Innern jemand mit schußbereiter
Waffe lauerte. Aber danach sah es nicht aus. Kung Chong
wunderte sich über die hell erleuchteten Räume und die laute
Musik. Ein Überraschungsangriff war offenbar unmöglich.
Wenn seine Männer über das offene Gelände vorrückten, waren
sie schutzlos dem Feuer automatischer Waffen ausgesetzt, ehe
sie hinter den Hüttenwänden Deckung fanden und die Türen
aufbrechen konnten. Vorsichtig ging er um die Hütte herum und
spähte mit einem Fernglas durch die Fenster. Er sah einen
Mann, der an einem Tisch in der Küche saß, dem einzigen
Raum, der nicht von Kameras überwacht wurde. Er trug eine
Baseballkappe und eine Brille, war über den Tisch gebeugt und
las offenbar ein Buch. Eine hellerleuchtete Hütte? Ein
Radiogerät, das auf volle Lautstärke gedreht war? Ein Mann, der
um halb sechs Uhr morgens am Küchentisch saß und ein Buch
las? Kung Chong witterte förmlich, daß es sich um eine Falle
handelte.
    Er zitierte einen seiner Männer zu sich, der mit einem
Scharfschützengewehr mit Zielfernrohr und einem langen
Schalldämpfer am Lauf bewaffnet war. »Siehst du den Mann da
in der Küche sitzen?« fragte er leise.
    Der Scharfschütze nickte wortlos.
»Erschieß ihn.«
Bis zu einer Entfernung von hundert Metern war das ein
    Kinderspiel. Ein guter Schütze hätte das Ziel sogar mit einer
Pistole getroffen. Der Scharfschütze visierte den Mann am Tisch
über Kimme und Korn an, ohne das Zielfernrohr zu benutzen.
Ein kurzer, trockener Knall ertönte, so als hätte jemand in die
Hände geklatscht, gefolgt vom Klirren des Glases. Kung Chong
schaute durch sein Fernglas. Die Kugel hatte ein kleines Loch in
die Fensterscheibe geschlagen, doch die Gestalt saß nach wie
vor aufrecht am Tisch, so als wäre nichts geschehen.
»Du Trottel«, knurrte er. »Du hast ihn verfehlt.«
     
Der Scharfschütze schüttelte den Kopf. »Auf diese
    Entfernung kann ich ihn gar nicht verfehlen.«
»Schieß noch mal.«
Der Scharfschütze zuckte die Achseln, zielte und drückte ab.
    Der Mann am Tisch rührte sich nicht. »Der ist entweder schon
tot oder bewußtlos. Ich habe ihn genau über der Nase erwischt.
Schauen Sie sich das Loch an.«
    Kung Chong richtete das Glas auf das Gesicht des Mannes in
der Küche. In der Tat, an der Nasenwurzel, unmittelbar über
dem Brillensteg, war ein kleines rundes Loch. Aber er sah kein
Blut.
    »Verflucht sei dieser Teufel!« knurrte Kung Chong. Schluß
mit der Anschleicherei, Schluß mit: diesem Geflüster über Funk.
Er drehte sich um und schrie lauthals: »Vorrücken! Vorrücken!«
    Schwarzgekleidete Männer lösten sich aus dem Schatten unter
den Bäumen, rannten über die Lichtung, an dem Auto vorbei,
und stürmten durch die Vordertür der Hütte. Sie schwärmten
sofort in sämtliche Zimmer aus, die Waffen im Anschlag und
bereit, beim geringsten Widerstand das Feuer zu eröffnen. Kung
Chong sah, daß bereits vier Mann vor ihm im Wohnzimmer
waren, und rannte sofort in die Küche.
    »Was ist das bloß für ein Teufel?« murmelte Kung Chong vor
sich hin, als er die Puppe vom Stuhl riß und zu Boden
schleuderte. Die Baseballkappe flog weg, die Brille zersplitterte,
und ein notdürftig aus nassem Zeitungspapier geformtes und in
aller Eile mit Gemüsesaft bemaltes Gesicht kam zum Vorschein.
    Kung Chongs Unterführer tauchte auf. »Die Hütte ist leer.
Keine Spur vom Bewohner.«
Er nickte mit verkniffenem Mund - er war alles andere als
überrascht. Er drückte die Sendetaste an seinem Funkgerät und
nannte einen Namen. Lo Han meldete sich auf der Stelle.
»Berichten Sie.«
»Er ist entkommen«, sagte Kung Chong nur.
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann versetzte Lo
Han aufgebracht: »Wie konnte er an Ihren Männern
vorbeikommen?«
»Er kann nicht weit weg sein. Wir haben die Hütte so dicht
umstellt, daß kaum eine Ratte durchgekommen wäre.«
»Höchst seltsam. Er ist nicht in der Hütte, im Wald auch
nicht. Wo könnte er stecken?«
Kung Chong schaute durch das Fenster hinunter zum
Bootshaus, das seine Männer soeben durchsuchen wollten. »Der
See«, erwiderte er. »Er kann nur auf dem See sein.«
Er sprang über die Puppe am Boden hinweg, rannte aus der
Hintertür und über die Veranda hinunter zum Anlegesteg. Er
schubste seine Männer beiseite und stürmte in das Bootshaus.
Das Segelboot hing unter

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