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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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und stellte sich neben eine hohe, schmale Konifere in einem Betontopf. In der Ferne war die Themse zu erkennen. Das Kind schien ihn nicht bemerkt zu haben, aber Nightingale wusste, dass sie gehört haben musste, wie die Tür aufging. » Hallo«, sagte er.
    Sophie sah ihn an, sagte aber nichts. Nightingale blickte über die Themse hinaus, steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sein Feuerzeug an.
    » Zigaretten sind ungesund«, sagte Sophie.
    » Ich weiß«, erklärte Nightingale. Er steckte sie an und inhalierte tief.
    » Man kann Krebs davon bekommen«, sagte Sophie.
    Nightingale legte den Kopf zurück und blies zwei vollkommen runde Rauchringe in die Luft. » Ja, auch das weiß ich«, sagte er.
    » Wie machen Sie das?«, fragte Sophie.
    » Wie mache ich was?«
    » Diese Ringe blasen.«
    Nightingale zuckte die Schultern. » Man bläst einfach den Rauch aus und steckt dabei die Zunge ein bisschen heraus«, sagte er. Er lächelte freundlich und hielt ihr die Zigarette hin. » Willst du es mal versuchen?«
    Sie schüttelte feierlich den Kopf. » Ich bin ein Kind, und Kinder können nicht rauchen. Und selbst wenn ich rauchen könnte, würde ich es nicht tun, weil man davon Krebs bekommt.«
    Nightingale zog noch einmal an seiner Fluppe. » Heute ist ein wunderschöner Tag, nicht wahr?«, sagte er, die Augen wieder auf den Fluss gerichtet.
    » Wer sind Sie?«, fragte Sophie.
    » Ich heiße Jack.«
    » Wie in Jack und die Kletterbohne?«
    » Ja, aber ich habe meine Kletterbohne heute nicht dabei. Ich musste die Treppe nehmen.«
    » Warum haben Sie nicht den Lift genommen?«
    » Ich mag Lifts nicht.«
    Sophie hielt sich die Puppe ans Ohr und runzelte die Stirn, als hörte sie aufmerksam zu. Dann nickte sie. » Jessica mag auch keine Lifts.«
    » Ein hübscher Name– Jessica.«
    » Jessica Lovely– so ist ihr ganzer Name. Wie heißen denn Sie mit vollem Namen?«
    » Nightingale. Jack Nightingale.«
    » Wie der Vogel?«
    » Genau. Wie der Vogel.«
    » Ich wünschte, ich wäre ein Vogel.« Sie drückte die Puppe an sich und starrte mit leerem Blick über den Fluss.
    » Und ich wünschte, ich könnte fliegen.«
    Nightingale blies noch zwei weitere Rauchringe. Diesmal behielten sie ihre Form weniger als eine Sekunde lang, bevor der Wind sie zerriss. » So viel Spaß macht es gar nicht, ein Vogel zu sein. Vögel können nicht fernsehen, sie haben nichts mit Videospielen am Hut und können nicht mit Puppen spielen. Und sie müssen vom Boden essen.«
    Unten heulte eine Alarmsirene auf, und Sophie zuckte zusammen, als hätte jemand sie geschlagen. » Keine Angst«, sagte Nightingale. » Ist nur ein Feuerwehrwagen.«
    » Ich dachte, es wäre die Polizei.«
    » Nein, die Polizeisirenen klingen anders.« Nightingale machte den Heulton nach, und Sophie kicherte. Er lehnte sich gegen die Terrassenbrüstung. Er hatte sein Handy auf Vibrationsalarm gestellt und spürte, wie es in seiner Innentasche loslegte.
    Er nahm es heraus und schaute aufs Display: Robbie Hoyle, einer seiner Vermittler-Kollegen, den er ebenfalls schon seit über einem Jahrzehnt kannte. Er war Inspector bei der Territorial Support Group, der Bereitschaftspolizei der Metropolitan Police, die im Ernstfall mit Schutzschilden, Gummiknüppeln und Tasern anrückte. Hoyle war ein großer Mann, weit über eins achtzig, und hatte den Körperbau eines Rugbyspielers, aber er hatte auch eine sanfte Stimme und war einer der fähigsten Verhandler der Met. » Entschuldigung, Sophie, ich muss abnehmen«, sagte er. Er drückte die grüne Taste. » Hi, Robbie.«
    » Bin gerade eingetroffen. Soll ich hochkommen?«
    » Ich glaube, das ist keine so gute Idee«, antwortete Nightingale. Wenn irgend möglich, arbeiteten die Vermittler am liebsten in Dreierteams. Einer redete dann, einer hörte zu und der Dritte sammelte Informationen, aber Nightingale sagte sich, dass zu viele Männer auf dem Balkon das kleine Mädchen nur erschrecken würden.
    » Wie läuft es?«, fragte Hoyle.
    » Ruhig«, antwortete Nightingale. » Ich ruf dich zurück, okay? Versuch, die Schaulustigen loszuwerden, aber behutsam.« Er beendete das Gespräch und steckte das Handy wieder ein.
    » Sie sind ein Polizist, oder?«, fragte Sophie.
    Nightingale lächelte. » Wie hast du das erraten?«
    Sophie zeigte zu Colin Duggan hinunter, der die Augen gegen die Sonne beschirmend zu ihnen hochsah. Neben ihm stand Robbie Hoyle. » Dieser Polizist dort hat mit Ihnen gesprochen, als Sie aus dem Auto gestiegen

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