Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
Vom Netzwerk:
Nationalität?«
    »Unterschiedlich«, sagte ich. »Amerikaner, Kanadier, Afrikaner.«
    Jetzt, wo sie bei Laune waren, rauchten und lachten, wollte ich das Tempo senken. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken.
    Die UKMTO wusste, dass wir von Piraten gekapert worden waren. Ich rechnete im Kopf, wie lange es dauern würde, bis Hilfe eintraf, und ich wollte möglichst viele Prozesse verzögern. Ich musste Zeit gewinnen, um eine Strategie zu entwickeln. Ich wollte ein paar Schritte voraus denken.
    Der Anführer verlangte, dass ich das Schiff anhielt, und wurde allmählich wütend. Ich setzte zu meiner Litanei an (»Schiff ist kaputt, Sie müssen irgendetwas gemacht haben«), als er mich schließlich anschnauzte: »STOPP JETZT!«
    Ich zog die Augenbrauen hoch und tat so, als bemühte ich mich, ihn zu verstehen, und ließ den Zeigefinger über die Kehle wandern. Meinen Sie, den Motor abwürgen?
    Ich hörte eine Stimme hinter mir. »Würden Sie bitte«, sagte Colin, »aufhören, denen das internationale Zeichen für Mord vorzumachen?«
    Ich grinste. »Schon gut, schon gut.«
    Als Nächstes wollten sie ein Mobiltelefon. »Wir wollen Anruf machen.«
    »Anzug?«, sagte ich. »Ihr wollt was?«
    »Sie sagen, dass sie telefonieren möchten!«, rief Colin. Er begriff nicht, welches Spiel ich gerade spielte, und glaubte, ich würde nur erreichen, dass ich – und er – eine Kugel verpasst bekamen.
    »Ich hab’s kapiert«, raunte ich ihm aus dem Mundwinkel zu. »Ganz ruhig. Ich weiß, was sie sagen. Lass’ einfach mich mit ihnen reden. Entspann’ dich.« Ich versuchte, jede Konversation zu bremsen.
    Schließlich zeigte der Anführer auf das Satellitentelefon auf der Brücke und gab mir eine Nummer, die ich wählen sollte. Es war eine somalische Nummer.
    Das Mutterschiff, fuhr es mir durch den Kopf. Sie brauchen Anweisungen.
    Der Anführer beobachtete mich genau, als ich zum Telefon ging. Ich tippte die Nummer ein und wartete. Die Zahlen erscheinen im Display, wenn man die Taste drückt, also konnte ich mich nicht verwählen, aber ich machte nicht den letzten Schritt. Bei den meisten Satellitentelefonen muss man noch eine letzte Taste drücken, um die Verbindung aufzubauen, wenn man fertig ist.
    Das tat ich aber nicht. Ich zeigte dem Anführer das Telefon.
    »Tut nicht«, sagte ich. »Telefon kaputt.«
    Er kam zu mir und starrte mich an. »Zeig her«, blaffte er.
    Ich zeigte ihm das Display. Dort wurde seine Nummer angezeigt, aber der Anruf wurde nicht durchgestellt.
    Ich zuckte mitleidig die Achseln.
    »Kein Netz«, sagte ich. »Schlechtes Telefon.«
    Sie gaben mir eine andere Nummer. Vielleicht war das ihr Warlord oder ihr Hintermann in Somalia. Offensichtlich wollten sie melden, dass sie das Schiff in ihrer Gewalt hatten, und womöglich die Erpressung samt Lösegeldforderung in die Wege leiten oder Vorräte oder Verstärkungen zur Maersk Alabama leiten.
    Soweit durfte es nicht kommen. Ich wählte wieder und wieder, und der Anführer ließ mich nicht aus den Augen.
    »Radar«, rief er plötzlich.
    Ich blieb bei dem üblichen »Wie bitte? Entschuldigung?«, bevor ich ihm das Steuerpult zeigte. Er deutete mit dem Gewehr, dass ich vorgehen sollte. Ich ging zu den Anzeigen, und er stand neben mir und linste auf den Bildschirm. Er war leer.
    »Zweiundsiebzig«, sagte er. »Reichweite 72 Meilen.« Er wollte die Reichweite des Radargerätes erhöhen. Folglich hatte er eine gewisse Ahnung von Navigation und Bordtechnik. Ich gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass der Anführer kein einfacher Fischer war. Dieser Mann hatte eine Ausbildung.
    Ich tat ihm einen Gefallen. Ich drehte den Knopf sogar auf 79 Meilen. Er starrte auf den Schirm.
    »Da ist nichts«, sagte ich.
    Er war verblüfft.
    »Wo ist das?«, sagte er. »Was zeigt das an?«
    Ich merkte ihm an, wie überrascht er war, dass sein Mutterschiff nicht angezeigt wurde. Er war erstaunt, dass der Radarschirm nicht einen hübschen, blinkenden Punkt in einer Entfernung von wenigen Meilen markierte. Das war ungefähr so, als wäre das Fluchtauto vom Erdboden verschluckt worden. Inzwischen war er wohl zu der Überzeugung gelangt, dass er ausgerechnet den elendesten Seelenverkäufer der ganzen US-Handelsmarine erwischt hatte. Auf dem ganzen Schiff schien aber auch gar nichts zu funktionieren.
    »Da ist nichts«, sagte ich.
    Die drei Piraten fingen an, sich auf Somalisch zu unterhalten. Ich drehte mich weg von ihnen und nahm das tragbare Funkgerät hoch. Aus irgendeinem Grund hatten sie es

Weitere Kostenlose Bücher