Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
Vom Netzwerk:
Cop-Spielchen«? Wirklich?
    »Gefährliche Männer«, rief der Anführer. »Sie werden euch töten. Sie sind verrückt!«
    Verfluchte Scheiße, dachte ich. Sie sahen wirklich gefährlich aus. Das Herz klopfte mir bis zum Hals vor Adrenalin und Angst.
    Aber die Vorgehensweise des Anführers war raffiniert. Er wollte, dass wir ihm vertrauten, und was wäre besser dazu geeignet, als sich selbst als Retter vor den wilden Piraten zu präsentieren?
    »Rufe die Besatzung«, sagte der Anführer. Ich wusste, dass das kommen würde. Je mehr Geiseln, desto größer der Druck auf Maersk. Sie hätten am liebsten alle Leute auf der Brücke gehabt, um zu verhindern, dass ihnen jemand mit einem Schraubenschlüssel den Schädel einschlug oder sie im Schlaf erwürgte. Aber ich würde den Teufel tun und ihnen auch nur einen meiner Männer ausliefern. In Wirklichkeit hatte ich die Absicht, Colin und ATM so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone zu bringen.
    »In Ordnung«, sagte ich und nahm das Mikrofon der Bordsprechanlage samt dem tragbaren Funkgerät. »Ganze Besatzung, ganze Besatzung, auf der Brücke melden. Piraten wollen die Besatzung auf der Brücke, wiederhole, Piraten wollen die Besatzung auf der Brücke.«
    Nichts. Ich betete, dass alle blieben, wo sie waren.
    Der Anführer brüllte gerade seine Männer an, also nahm ich das Funkgerät: »Vier Piraten an Bord. Zwei auf Brückennocken, einer auf Laufbrücke, einer in Brücke. Zwei AKs auf den Nocken, eine 9-Millimeter in Brücke.«
    Der Anführer drehte sich um und schnauzte mich an.
    »Ruf sie nochmal«, blaffte er. »Ich wiederholte die »Kommt zur Brücke«-Meldung.
    Von unten war nichts zu hören.
    Auf der Brücke wurde es ungemütlich. Die Besatzung unten hatte noch nicht die Notstromversorgung in Betrieb genommen, also war die Notbeleuchtung noch eingeschaltet – jede dritte Birne brannte. Und die Klimaanlage war abgestellt, deshalb wurden wir dort oben allmählich gegrillt. Eine Kommandobrücke ist wie ein Treibhaus. Sie speichert die Hitze. Ich spürte, wie mir der Schweiß herunterlief.
    Ich wollte eine Art Kommunikation mit den Piraten in Gang bringen, einmal abgesehen davon, dass sie Befehle brüllten und ich sie befolgte (oder so tat, als würde ich sie befolgen). Bei jedem Training für Geiselnahmen lernt man: Tretet weder zu provokativ noch zu schwach auf. Bewahrt die eigene Würde , war ein Satz, den ich in Erinnerung behalten hatte. Wenn man den Boss anschreit oder sich jammernd in die Ecke verkriecht, gibt man den Häschern nur einen zusätzlichen, persönlichen Grund, einem eine Kugel in den Kopf zu jagen.
    Ich nahm mir vor, nach Möglichkeit einfach mir selbst treu zu bleiben. Das hatte bislang in meinem Leben immer funktioniert. Ich beschloss, mich auf meinen Instinkt zu verlassen und gar nicht erst zu versuchen, die perfekte Geisel zu spielen.
    Ich musste mit den Piraten Kontakt aufnehmen. Sie waren extrem angespannt, wollten auf keinen Fall, dass wir ihnen zu nahe kamen. Jedes Mal wenn man auf einen zuging, bekamen sie ganz große Augen und scheuchten uns mit dem Gewehr weg.
    Ich schaute zum Anführer. »Dürfen wir den Männern ein wenig Wasser geben?«
    Er nickte. Ich forderte ATM mit einem Wink auf, und er stand auf und ging zum Wasserspender an der Backbordtür, immer unter dem wachsamen Blick der Piraten.
    Während ich mich an Steuerbord zu schaffen machte, ging ich auf die Seite, wo der Anführer stand. »He«, sagte ich. »Habt ihr Zigaretten? Wir haben noch welche, wenn ihr keine mehr habt.«
    Er nickte. Ich ging zum Kartentisch und schnappte mir ein paar Schachteln, die ich immer dort bereit hielt, um sie den Lotsen oder schwierigen Hafenbeamten in die Hand zu drücken. Ich verteilte sie. Von meinem Aufenthalt an Orten wie Mombasa und Monrovia wusste ich, wie beliebt Tabak in Afrika war, und auf einen bewaffneten Somali mit Entzugserscheinungen, der mit einem Gewehr meine Leute bedrohte, konnte ich gerne verzichten.
    Sie zündeten sich Zigaretten an, und schlagartig ließ die Spannung ein wenig nach. Ich schnappte mir ein paar Becher Wasser und gab sie ihnen ebenfalls.
    Der Anführer nahm einen Zug und zeigte auf mich.
    »Welche Nationalität?«, sagte er.
    »Ich?«, sagte ich. »Oder das Schiff? Was meinen Sie?«
    »Das Schiff, das Schiff, welche Nationalität?«
    »Vereinigte Staaten«, sagte ich.
    Seine Augen strahlten. Ich hörte die anderen Piraten jubeln. Offensichtlich waren sie auf eine Goldader gestoßen.
    »Was ist mit Besatzung?

Weitere Kostenlose Bücher