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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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erwarten, weil der erste Ingenieur, Matt, das Schiff von unten aus lenkte. Ich riss erstaunt die Augen auf und sah dann zu dem Piraten.
    »Schiff ist kaputt, Schiff ist kaputt«, sagte ich. Ich zeigte ihm, dass die Bewegung des Steuers nicht den geringsten Einfluss auf die Richtung des Schiffes hatte.
    »Was?!«, schrie er. »Richte das Schiff aus.«
    Ich zuckte die Achseln. »Das würde ich ja gerne, aber Sie haben das Schiff kaputt gemacht. Sie wollten, dass ich stoppe, und jetzt haben wir es zu überhastet gemacht.«
    Ich zeigte auf das Steuerpult und tippte die Anzeige des Bugstrahlruders an. Das Bugstrahlruder ist eine zusätzliche Schraube am Bug des Schiffs, das uns das Manövrieren erleichtert. Die Anzeige stand auf »0«. Dann zeigte ich auf die Anzeige der Ruderlage. Sie war ebenfalls tot.
    »Schiff kaputt«, sagte ich.
    Das gefiel dem Piraten überhaupt nicht. »Schalte das Wasser ab, schalte das Wasser ab. Stopp das Schiff.«
    ATM ging nach draußen, um den anderen Piraten die Leiter hoch zu helfen. Ich machte eine Runde am Steuerpult und stellte die Alarmsirenen ab. Ich schaltete die Feuerpumpe ab, und der Strahl aus den Wasserwerfern wurde schwächer.
    Während ich am Steuerpult hantierte, kam ich zur Radaranlage. Ich sah kurz auf. Der Anführer war abgelenkt und bellte ATM gerade Befehle zu. Der Radarschirm hat drei Drehregler. Der erste ist der Verstärker, der die Empfindlichkeit des Geräts für eingehende Daten regelt. Diesen Regler drehte ich ganz nach unten. Außerdem gab es zwei Knöpfe, um Störimpulse aufgrund von Niederschlägen oder Wellen und Seegang auszufiltern. Die beiden drehte ich voll auf. Auf diese Weise hatte ich den Radarschirm völlig unbrauchbar gemacht. Ein Schlachtschiff hätte in zwei Meilen Entfernung vor Anker gehen können, und der Radar hätte so leer ausgesehen wie ein sauberer Essteller. Ich wollte den Piraten nicht diese zusätzlichen Augen überlassen, für den Fall, dass sich ein Kriegsschiff uns nähern sollte.
    Ich ging weg, schlenderte zum UKW-Sender und wechselte von Kanal 16 auf 72. Kein Mensch verwendet Kanal 72. Sollten die Piraten auf die Idee kommen zu funken, hätten sie genauso gut versuchen können, den Mann im Mond zu erreichen.
    Ich sah auf. ATM kam durch die Tür der Brücke, gefolgt von drei Piraten, unter ihnen der große Mann, der auf mich geschossen hatte. Einen von ihnen sollte ich als Musso kennenlernen. Er hatte eine AK-47 und einen Patronengürtel über die Schulter gehängt. Er sah so aus, als sei er bereit, es mit Rambo aufzunehmen. Allerding humpelte er; offenbar hatte er sich beim Klettern auf der Leiter den Fuß verletzt. Außerdem gab es noch einen Schurken, den ich als Young Guy bezeichnete, einfach weil er so aussah, als ginge er noch aufs College. Aber mit seinen Charles Manson-Augen sollte er sich als der wohl sadistischste Pirat entpuppen. Und schließlich gab es Tall Guy, bei dem ich nie so recht wusste, woran ich war. Es stand außer Frage, wer hier das Sagen hatte: Der erste Pirat an Bord, der Anführer, gab die Befehle, und die anderen gehorchten.
    Die drei älteren Piraten waren vermutlich zwischen 22 und 28. Young Guy war nach meiner Schätzung auf keinen Fall älter als 22. Sie verfügten insgesamt über zwei Sturmgewehre Typ AK-47, besser bekannt als Kalaschnikow, und mehrere Patronengürtel. Außerdem hatten sie etwas, das wie eine 9-mm-Pistole aussah, eine Schnur oder Trageschlaufe baumelte am Griff, und als ich es mir genauer ansah, glaubte ich, ein Zeichen der US Navy auf der Pistole zu sehen. Wie um Himmels Willen waren sie an eine Kurzwaffe der Navy gekommen?
    Die Frage sollte mir keine Ruhe lassen.
    Die Piraten nahmen auf der Brücke ihre Positionen ein. Ich merkte, dass sie Erfahrung hatten. Der Anführer blieb in unserer Nähe. Tall Guy ging zur Brückennock an Steuerbord, Young Guy zur Laufbrücke und Musso ging zur Brückennock an Backbord. Sie befahlen ATM und dem dritten nautischen Offizier, sich auf das Deck zu setzen, an Steuerbord. Unterdessen stand ich an den Armaturen und brachte die Alarmsirenen zum Schweigen, weil sie immer noch ständig losgingen: Whoop whoop whoop und Ding ding ding. Es klang, als wäre ein Krieg ausgebrochen, und sorgte nur für unnötigen Stress.
    Der Anführer bedeutete mir mit Gesten. »Diese Männer sind verrückt«, sagte er. »Das sind somalische Piraten. Ich bin nur Dolmetscher.«
    Ich starrte ihn an, nach dem Motto: Das ist nicht dein Ernst. Das alte »guter Cop, böser

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