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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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versteckt und warte, bis die anderen zu ihm stießen. Die Zeit arbeitete für die Piraten. Sie wussten genau, dass wir nicht bewaffnet waren. Außer den Sicherungen konnte sie nichts aufhalten. Wenn sie diese überwanden, waren wir Geiseln. Aber solange sich der Anführer nicht blicken ließ, fühlte ich mich auf der Brücke noch sicher.
    Ich sprang zurück in die Brücke und war bereit, jeden Moment alles zu verriegeln und den Rückzug ins Schiffsinnere anzutreten. ATM saß zusammengekauert auf dem Fußboden, sah mich angsterfüllt an und wartete auf den nächsten Befehl, während Colin in der Brücke auf und ab ging. Ich setzte gerade zum Sprechen an, als ich im Augenwinkel einen Schatten erblickte. Ich drehte mich um. Es war der erste Pirat, er stand vor der Tür zur Brücke und richtete durch das Fenster eine ramponierte AK-47 auf mich.

NEUN
    Tag 1, 07.35 Uhr
    »Unser Schlüssel zum Erfolg ist, dass wir bereit sind zu sterben, die Besatzungen hingegen nicht.«
    Somalischer Pirat, Wired.com, 28. Juli 2009
    I n dem Moment, als ich mich umdrehte, gab der Somali zwei Schüsse in die Luft ab. Peng, Peng! So nah klang die Waffe noch viel lauter als zuvor.
    »Wir sind verloren«, hörte ich jemanden in verärgertem Ton hinter mir sagen.
    »Ruhig, Captain, ganz ruhig«, brüllte mich der Pirat an. Er war klein, mager und drahtig. Sein Gesicht war angespannt. »Geschäft, nur Geschäft. Stopp das Schiff, stopp das Schiff.«
    Ich war so geschockt, dass ich keinen Ton herausbrachte. Ich konnte nicht glauben, dass er so schnell hier hoch gelangt war. Er hatte die Piratensicherung überwunden, als wäre das ein Kinderspiel.
    Es war 7.35 Uhr. Die Piraten hatten etwa fünf Minuten gebraucht, um an Bord meines Schiffs zu gelangen und die Brücke einzunehmen.
    Das Funkgerät hatte ich immer noch in der Hand. Ich drehte dem Piraten den Rücken zu, drückte die Sendetaste und sagte leise: »Brücke eingenommen, Brücke eingenommen. Piraten auf der Brücke.« Damit wusste der Leitende Ingenieur im hinteren Steuerraum, dass die Piraten die Kontrolle übernommen hatten. »Steuerung übernehmen«, flüsterte ich beinahe.
    »Kein Al-Qaida, kein Al-Qaida, kein Problem, kein Problem«, brüllte der Pirat, die AK-47 immer auf meine Brust gerichtet. »Das ist Geschäft. Wir wollen nur Geld. Stopp das Schiff.« Er stand keine vier Meter von mir.
    »Okay, okay«, sagte ich. »Das dauert eine Weile, ganz ruhig bleiben.« Wenn man ein Schiff von dieser Größe stoppt, dann muss man Schritt für Schritt ein ganzes Programm durchziehen. Ich stellte den Antrieb von unserer Fahrgeschwindigkeit von 124 Umdrehungen zurück auf »volle Kraft voraus«. Das ist die Manövriergeschwindigkeit, die im Hafen benutzt wird.
    Verschiedene Alarmsirenen gingen rings um mich los: Brrrttt, brrrttt, brrrttt, whoo, whoo, whoo! Es war ein unbeschreiblicher Lärm. Ich rannte am Steuerpult hierhin und dorthin und brachte die Sirenen zum Schweigen. Dann warf ich einen Blick zum Telefon. Es lag immer noch seitlich auf dem Tisch, wo Colin es hingelegt hatte. Ich hoffte bei Gott, dass UKMTO am anderen Ende der Leitung alles mithörte.
    Mir wurde klar, dass das alarmierte Rettungszentrum nicht zurückgerufen und nicht nach dem Kennwort für freiwilliges Handeln ohne Zwang gefragt hatte. Wusste jetzt überhaupt jemand, dass eine richtige Entführung vorlag und kein Fehlalarm?
    Ich ging zum Ruder und wackelte daran. Nichts. Der Leitende Ingenieur hatte die Kontrolle an seinen Instrumenten im Maschinenkontrollraum übernommen. Der Erste und Dritte überwachten die Steuerung. Sie hatten jetzt die Kontrolle über das Schiff. Sie waren auf sich gestellt.
    Es war ein kleiner Sieg. Was immer geschehen mochte, die Maersk Alabama würde nicht die somalische Küste ansteuern, sofern die Piraten nicht die ganze Besatzung in ihre Gewalt brachten.
    »Stoppt das Schiff, stoppt das Schiff«, rief ich ins Funkgerät. Ich ließ den Finger auf der Sendetaste, damit alle hören konnten, was der Pirat sagte. Ich spürte, wie der Ingenieur die Schiffsmaschinen abschaltete. Die Vibration, an die man sich gewöhnt hatte, klang ab. Wir trieben jetzt im Wasser und drehten uns unaufhörlich im Kreis.
    Das nervte wiederum den Piraten. »Stopp Drehen«, rief er mir zu, und die Mündung der AK-47 beschrieb einen Kreis, während er redete. »Richte das Schiff aus.«
    »Okay, kein Problem«, sagte ich. Ich schickte mich an, mit dem Schalthebel und dem Steuerrad herumzuhantieren. Nichts geschah, wie zu

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