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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Leiche zeigen wollte. Auch der zog oft genug die Decke ruckartig ab.
    Sie schwang nach oben und zurück.
    Das Gesicht und ein Teil der Oberkörpers lagen frei. Der Mönch trat dichter an das Bett heran. Er schaute in das Gesicht, während Bentini zurücktrat.
    »Mein Gott«, ächzte Ignatius nur, »mein Gott…«
    ***
    Er hatte mit seiner Vermutung recht behalten. Dieser Brandgeruch mußte von dem Gesicht aufgestiegen sein, das einfach scheußlich aussah, denn eine Hälfte war verschmort, verbrannt, so daß die Haut sich zusammengedrückt hatte, zu schwarzen Klumpen geworden war und dem rohen, feuchten, leicht blutigen Fleisch Platz geschaffen hatte.
    Die linke Hälfte war schrecklich in Mitleidenschaft gezogen worden und hatte selbst das Auge nicht verschont, wo keine Wimper und keine Braue mehr vorhanden waren. Auch an der linken Seite der Nase hatte sich das Fleisch oder die Haut aufgewellt und war dicht unter dem Auge zusammengeklumpt.
    Die rechte Hälfte des Mundes war ebenfalls nicht vorhanden. Sie sah aus wie aus dunklen Fäden zusammengedreht. Der Mann mußte irrsinnig gelitten haben, denn auch ein Teil seiner Haare war einfach verbrannt, und die freiliegende Kopfhaut zeigte auch schwarze Flecken.
    Dennoch lebte der Mann.
    Er atmete, was jedoch nicht als normales Atmen angesehen werden konnte. Es war mehr ein Röcheln, das aus seiner tiefen Kehle drang und sich nahe des Mundes anhörte, als würden dort permanent kleine Bläschen zerplatzen.
    Die Arme des Mannes lagen so dicht am Körper, als wären sie mit ihm verbunden. Als der Mönch nachschaute, da mußte er feststellen, daß nur die Gesichtshälfte verbrannt, der Körper aber nicht in Mitleidenschaft gezogen war.
    Das war ein Phänomen, und Ignatius dachte über die Gründe nach, wobei er zu keinem Ergebnis kam.
    »Kann er sprechen?« fragte er.
    Bentini hob die Schultern. »Manchmal schon. Aber das müssen wir ihm überlassen. Hin und wieder hat er lichte Momente.«
    »Wie heißt er?« flüsterte Ignatius.
    »Es ist Bruder Shiram.«
    Der Father nickte. Die Lampe kam ihm vor wie ein blasser Mond, der nur diese eine Stelle beleuchtete. »Hat er zu uns gehört? Wagte er sich zu weit vor?«
    »So könnte man es sagen.«
    »Es war nicht so – oder?«
    Der Monsignore schüttelte den Kopf und trat so nahe an das Bett heran wie möglich. »Ich weiß selbst nicht genau, wie ich Bruder Shiram bezeichnen soll. Vielleicht als einen Verräter mit schlechtem Gewissen. Er hat zu uns gehört, das ist richtig, aber er ist den Verlokkungen des Bösen erlegen, die andere Seite hat ihn herumgedreht, und das ist beinahe wie in einem Spionagefilm. Er war ein Doppelagent, er hat sich uns und der Hölle verschrieben, aber er bekam Gewissensbisse. Er wollte nicht mehr mitmachen und suchte nach einem Ausstieg. Er offenbarte sich einem unserer Freunde, der die Idee hatte, ihn hier im Nonnenkloster zu verstecken. Es gelang, aber es gelang nicht ganz, denn unsere Feinde kriegten Wind davon. Sie fingen ihn ab, sie wollten ihn töten, was sie nicht schafften, denn Bruder Shiram kämpfte wie ein Löwe. Man fand ihn schwer verletzt, das Gesicht war verbrannt, und er hat stets vom Feuer der Hölle gesprochen, das ihn so brutal erwischte. Kurz und gut, er entkam trotzdem und befindet sich hier in relativer Sicherheit. Wir gehen zumindest davon aus, daß es noch einige Zeit dauern wird, bis die andere Seite erfahren hat, wo sie nun suchen soll. Wenn das allerdings eintritt, erlebt auch dieses einsame Kloster hier die Höllenzeit.«
    Father Ignatius hatte bisher sehr genau zugehört, und er fand keine Unlogik in den Erklärungen. Er hatte selbst zu viel erlebt, um darüber zu lächeln.
    Mit einer müden Bewegung strich er über seine Stirn. Als er sich den Handrücken anschaute, glänzte dieser schweißnaß. Bruder Shiram war der Schlüssel, das hatte er schon begriffen. Wenn er redete, konnte er viel über die andere Seite berichten, was diese auch wußte. Deshalb würden die Mächte der Hölle auch alles daransetzen, um ihn zu vernichten. So und nicht anders sah es aus.
    Bentini lächelte. »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Bruder. Welche Gedanken auch immer durch Ihren Kopf strömen mögen, Sie sind nahe am Ziel, das glaube ich.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja, und wir müssen uns gemeinsam etwas einfallen lassen, denke ich.«
    »Schön, das dachte ich mir. Aber so leid es mir tut, ich bin im Augenblick geblockt.«
    »Das ist verständlich, deshalb habe ich bereits über den Fall nachgedacht.

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