Höllenzeit
aber, daß es um ein Grundproblem ging, mit dem ich schon mehrmals konfrontiert worden war. Meine Gegner waren diesmal die Kreaturen der Finsternis, damit das Urböse, hinter dem Luzifer stand. Wie gefährlich und raffiniert diese Wesen vorgehen konnten, hatte ich am eigenen Leibe in dem Schweizer Skiort Pontresina erleben müssen, wo ich mit diesen Wesen zum zweitenmal in Kontakt getreten war und ich die größte Enttäuschung meines Lebens zu verkraften hatte, weil sich auch meine Freundin Jessica Long als Kreatur der Finsternis entpuppt hatte. Ich wußte also, was mich möglicherweise erwartete.
Aber das war nicht alles. Mein Freund Ignatius hatte von dem großen Kampf, von der gewaltigen Schlacht zwischen Gut und Böse gesprochen, und er hatte den Begriff Höllenzeit genannt.
Uber ihn konnte man nun denken, was man wollte, aber der starke Hauch der Gefahr blieb dabei immer zurück. Wie weit diese Höllenzeit inzwischen fortgeschritten war, wußte ich nicht, sie stand jedenfalls als Drohung und Bedrohung über dem neuen Fall, und Father Ignatius wollte dagegen ankämpfen.
Er hatte sogar das Kloster St. Patrick verlassen. Für mich hatte es sich so angehört, als wollte er dorthin nie mehr zurückkehren, um sich den neuen Aufgaben zu widmen.
Das hieß im Klartext: Er würde aktiver werden. Dies als Mitglied der Weißen Macht, zu der auch Franca Simonis gehört hatte, die damals leider von Jessica Long getötet worden war. Franca und ich hatten uns gut verstanden. Ihr Tod hatte mir sehr leid getan.
Es gibt in den Highlands zwar einige Straßen, aber nur wenig breite. Und keine davon führte direkt in die mächtigen Grampian Mountains hinein, die als steinerne Kulisse vor mir lagen.
Zudem fing es an zu schneien.
Es waren keine dicken, nassen Schneeflocken, die meinem Rover entgegenwirbelten, sondern sehr feine und körnige. Das war genau der Schnee, der liegenblieb und die Fahrbahn glatt machte. Noch kam ich dank der Winterreifen weiter. Wenn allerdings die Steigungen begannen, mußte ich die Schneeketten anlegen. Etwa die Hälfte der Strecke hatte ich hinter mich gebracht. Auf der Karte hatte ich mir bestimmte Punkte angestrichen, sie dann auch auswendig gelernt, und ich wußte, daß sehr bald ein kleiner Ort auftauchen würde, wo ich die Ketten anlegen und nachtanken konnte. Hinter diesem Ort fingen die Steigungen an. Ich hatte keine Lust, auf der Strecke stehenzubleiben.
Es schneite, aber es war nicht allzu dunkel geworden. Hinter den Wolken und auch jenseits des Schneevorhangs stand noch die Sonne wie ein blasser weißlicher Ball, der mich an einen an den Rändern abschmelzenden Schneehaufen erinnerte. Das Licht tauchte die Gegend in ein helles Grau, in das sich der fallende Schnee hineinmischte. Die Flocken wirbelten vor der Frontscheibe, die Wischer schafften sie vom Glas weg, und zu beiden Seiten der Straße bekam die Landschaft allmählich eine weiße Farbe.
Hin und wieder trieb eine Windbö den Schnee über die Fahrbahn. Auf der Straße hatte sich die nasse Pracht noch nicht festgesetzt, doch lange würde es nicht mehr dauern, bis ich mich durchwühlen mußte. Je mehr ich an Höhe gewann, um so dichter lag der Schnee auf der Straße.
Etwas verschwommen tauchte an der linken Seite das Ortsschild auf.
Das Dorf hieß Farlaine, ich las den Namen in diesem Zusammenhang zum erstenmal, sah auch sehr bald die Häuser als graue, standhafte Schatten inmitten des Schneewirbels und konnte erkennen, daß sich der Rauch aus den Kaminen mit den Flocken vermischte.
Häuser, kleine Läden, Kneipen, nur wenig Menschen auf den Gehsteigen und kaum fahrende Autos auf der Straße, das alles bekam ich am Rande mit. Die meisten Fahrzeuge hatten bereits eine weiße Haube bekommen. Sie standen an den Straßenrändern wie zugedeckte Ungetüme, die einfach nur schlafen wollten.
Ich suchte nach einer Tankstelle. Jedes Kaff hatte doch eine. Zumeist lagen sie am Anfang oder am Ende des Ortes.
Ich hatte bei der Einfahrt keine gesehen, vertraute auf das Ende der Ortschaft und wurde nicht enttäuscht. Durch den Schneevorhang schimmerte ein blaues Schild, das zudem noch von zwei Lichtern umgeben war, die es kaum beleuchteten. Mir fiel ein mittelschwerer Stein vom Herzen, denn der Spritvorrat hatte sich schon bedrohlich dem Ende zugeneigt.
Ich ließ den Rover auf dem Gelände der Tankstelle ausrollen und bremste ihn neben der Säule mit dem bleifreien Sprit ab. Mit etwas steifen Gliedern stieg ich aus und schaute zur Straße
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