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Höllgasse - Thriller (German Edition)

Höllgasse - Thriller (German Edition)

Titel: Höllgasse - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Schauer
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Sie sah auf das Display und es war wirklich ihre Arbeit.
    „Was gibt’s?“
    „Es gibt einen Mord, für den wir deine Hilfe brauchen.“ So grausam es klingt, aber Emilia freute sich darüber. Sie war eine angesehene Kriminalpsychologin und Fallanalytikerin und wurde in ganz Europa eingesetzt. Sie hatte nach der Schule eine Ausbildung zur Polizistin absolviert, hatte aber gleich danach ein Studium der Psychologie abgelegt und sich stetig weitergebildet. Emilia absolvierte Spezialausbildungen im Bereich der Kriminologie, Strafrechtspflege und der Verbrechensanalyse.
    „Wo muss ich hin?“
    „Nach Passau. Es geht um einen Doppelmord.“ Passau. Passau. Passau. Emilia verging die Freude. Sie wollte nicht nach Passau fahren, ihrer Heimatstadt. Sie war schon lange nicht mehr dort gewesen. Was hätte sie dort auch zu tun gehabt? Sie hatte keine Familie mehr dort. Es gab daher keinen Grund, an den Ort ihrer Kindheit und Jugend zurückzukehren. Emilia legte auf. Sie hatte keine Wahl. Sie konnte sich ihre Fälle nun mal nicht aussuchen. Sie stieg unter die Dusche und bekam plötzlich Angst. Doch vor was? Sie brauchte ganz sicher keine Angst zu haben. Sie hatte etwas erreicht. Sie hatte sich einen Namen gemacht. Wieso konnte sie immer noch nicht an ihn denken? Wieso hatte sie es noch nicht überwunden? Auch zehn Jahre danach wollte sie ihn nicht sehen. Wie idiotisch sich das anhörte. Es war einfach lächerlich, nach so langer Zeit immer noch Panik zu haben, wenn sie an ihn dachte. Lange hatte sie ihn nicht gesehen. Vielleicht war er auch gar nicht mehr bei der Kriminalpolizei. Vielleicht war er gar nicht mehr in Passau. Alles könnte möglich sein. Doch sie stellte sich innerlich lieber darauf ein, ihn zu sehen. Emilia duschte lange. Sie hatte noch Zeit. Sie würde erst in zwei Stunden in den Zug steigen. Also rasierte sie sich die Beine, zupfte die Augenbrauen und legte Make-up auf. Das tat sie für gewöhnlich nicht, doch wer weiß… Sollte sie ihn wirklich sehen, so wollte sie wenigstens gut aussehen. Die Augenringe ließen sich zwar nicht komplett überdecken, doch sie sah nicht mehr wie ein Nachtgespenst aus. Und außerdem hatte er sie schon in einem weit schlimmeren Zustand gesehen. Ihr Chef schickte ihr alle Informationen, die es zu dem Mord gab, als Datei. Sie war nicht erschrocken über die Grausamkeit. Sie hatte weitaus Schlimmeres gesehen. Vor allem ein Aufenthalt in New York hatte sie abgehärtet. Nur Kinderleichen brachten sie manchmal an ihre Grenzen. Das Bild eines toten Mädchens, das ein Hochzeitskleid trug, bekam sie jahrelang nicht aus ihrem Kopf. Es sah so unschuldig aus. So zerbrechlich. So wunderschön – auf den ersten Blick. Doch auf den zweiten Blick war es nichts als tot. Vergewaltigt, missbraucht und als Trophäe aufgebahrt. Das Mädchen war erst sieben Jahre alt. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und widmete sich dem aktuellen Fall. Es war eindeutig ein lange geplanter Mord. Es sah fast wie ein Ritualmord aus. Die Leichen waren ineinander verschlungen – so, als würden sie miteinander schlafen. Sie waren nackt, vollkommen ungeschützt. Blut, überall war Blut. Doch wie sie aus den Unterlagen erfuhr, war es nicht das Blut der Opfer. Der Täter wollte Aufmerksamkeit. Er wollte ein Drama. Emilia war in ihrem Element. Die zwei Stunden Zugfahrt arbeitete sie sich tief in den Fall hinein.

Als Emilia am Bahnhof ankam, war ihr mulmig. Sie fühlte sich irgendwie immer noch heimisch hier. Obwohl sie die Stadt nie vermisst hatte, freute sie sich darauf, sie wieder zu sehen. Der Bahnhof hatte sich nicht verändert. Er war immer noch winzig im Vergleich zum Bahnhof in München. Sie ging gleich auf die andere Straßenseite und checkte in ihr Hotel ein. Sie würde sicherlich mehrere Tage hier verbringen. Das Zimmer war fertig und sie stellte ihren Koffer hinein. Dann machte sie sich auf den Weg in die Polizeistation. Sie ging über die Bahnhofsbrücke und war in wenigen Minuten in der richtigen Straße. Sie ging etwas langsamer, um Zeit zu schinden. Warum hatte sie ihren Chef nicht einfach gefragt, wer die Ermittlungen leitete? Dann wüsste sie jetzt, auf wen sie treffen würde. Aber es ging alles so schnell und jetzt brauchte sie auch nicht mehr zu fragen. Sie stand vor dem Gebäude, in dem sie früher einmal gearbeitete hatte. Zwar nur ein paar Jahre, aber dennoch kamen Erinnerungen an diese Zeit hoch. Damals war sie noch lebensfroh gewesen mit vielen Träumen. Sie hatte ein Privatleben und viele

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