Höllgasse - Thriller (German Edition)
zwischen den beiden. Er verscheuchte die Gedanken an Toni und freute sich auf das Leben mit Tamara. Schweigend stiegen sie die Stufen zur Veste Oberhaus hinauf. Unter ihnen floss die Donau. Er war sich sicher, sie würde Ja sagen, aber er war dennoch sehr nervös. Tamara packte den Picknickkorb aus und sie machten es sich auf einer Bank bequem. Sie tranken Sekt und küssten sich. Die Lichter der Stadt funkelten unter ihnen. Es war ein perfekter Moment.
Toni beobachtete sie nun schon seit zwanzig Minuten. Als er sie vorhin auf der Brücke gesehen hatte, wusste er, dass heute der perfekte Tag dafür war. Er beobachtete sie seit Monaten. Er kannte sie. Sie wirkten verliebt und sehr vertraut. Er heftete sich an ihre Fersen. Als er wusste, wohin sie gingen, holte er sich sein Auto. Er fuhr hoch zur Veste und stellte das Auto direkt auf den Parkplatz. Er sah sie schon von Weitem auf einer Parkbank sitzen. Sie küssten sich. Oh, wie ihn das anekelte – diese Falschheit von Tamara. Wie konnte sie diesen Typen so küssen? Wie konnte sie einfach weiter glücklich sein, während er zu Hause saß und auf sie wartete? Er war sich sicher, dass die Beziehung mit diesem Kerl, Tobias, ohnehin nicht lange halten würde. Wie alles im Leben war es nur eine Frage der Zeit. Es würde schiefgehen. So wie es bei ihnen schiefgegangen war. Sie würde ihn enttäuschen. Sie würde einen anderen mehr lieben als ihn. Sie würde ihn verlassen. Er würde ihnen das beweisen. Er würde beweisen, dass es die Liebe nicht gab. Nicht zwischen Mann und Frau. Er hatte es selbst schmerzlich erfahren müssen. Jetzt, da er das Gewähr in der Sporttasche mit sich trug, wurde es ernst. Er wurde etwas nervös. Seine Hände schwitzten. Es war Abend geworden und es waren immer noch zu viele andere Menschen hier oben. Er hoffte, dass sie noch länger bleiben würde. Ungefähr hundert Meter von ihnen entfernt setzte er sich auf die Wiese. Er tat so, als würde er lesen, doch er beobachtete sie genau. Sie redeten miteinander, flüsterten sich etwas ins Ohr. Kuschelten und küssten sich ständig. Sie saßen nun schon seit über einer Stunde hier. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass er die beiden Körper zum Auto schleppen musste. Das schaffte er niemals. Er hatte seinen Plan nicht richtig durchdacht. Verdammt, was sollte er jetzt machen? Beim ersten Paar war es etwas anderes. Er hatte sich damals spontan dazu entschlossen und einfach ein Paar ausgewählt. Es war einfacher gewesen damals. Doch das Glück war ihm hold. Die beiden packten ihre Sachen zusammen und gingen in Richtung Parkplatz. Er war sehr überrascht, denn er dachte, sie würden wieder den Weg über die Treppe nehmen. Egal, er hatte Glück, denn sie schlenderten direkt auf den Parkplatz zu. Er sah sich noch einmal um, doch niemand war zu sehen. Sie waren allein hier oben. Fast so, als wäre es Schicksal. Fast so, als wäre dieser Moment genau dafür bestimmt. Er war nur wenige Meter hinter dem verliebten Pärchen. Nichts ahnend hielten sie sich an den Händen. Verliebt. Doch er holte schon zum Schuss aus. Er zielte genau. Zweimal, dann war es vorbei. Er musste die beiden Körper nur wenige Meter bis zu seinem Auto schleppen. Es war nicht so schwer, wie er dachte. Es dauerte nur wenige Minuten, dann war es geschafft. Er schwitzte, als er sich ins Auto setzte. Niemand hatte ihn gesehen. Nichts konnte ihn jetzt noch aufhalten.
Emilia wachte um sechs Uhr dreißig auf. Es war ihr freier Tag, doch sie konnte nicht mehr länger schlafen. Aber aufstehen wollte sie auch noch nicht. Sie drehte sich noch einmal auf ihrer Couch um. Was sollte sie mit dem Tag heute anfangen? Es wäre ihr lieber, sie müsse arbeiten. Denn Freunde hatte sie kaum. Ihre Arbeit als Polizeipsychologin füllte sie völlig aus. Sie brauchte und wollte nicht mehr. Sie war jetzt 37 Jahre alt, hatte keinen festen Freund, keine Kinder. Im Prinzip war sie ganz allein. An Tagen wie heute, an denen sie Zeit hatte, war sie traurig darüber. Sehr sogar. Früher wünschte sie sich nichts sehnlicher als ein Kind. Schon als kleines Mädchen hatte sie lieber mit Puppen als mit Barbies gespielt. Doch ihren Wunsch hatte sie irgendwann begraben. Sie fand einfach keinen Mann, den sie wirklich liebte. Sie hatte viele Männer gehabt – in ihrem Bett, jedoch nicht in ihrem Herzen. Gerade als sie beinahe nochmal eingeschlafen wäre, läutete ihr Handy. Das konnte nur die Dienststelle sein und ihr Herz machte einen Hüpfer. Schnell war sie wieder hellwach.
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