Höllische Versuchung
gebunden. Ich werde ihn nicht zwingen, seinen Vertrag zu brechen, und ihn damit in die Hölle verdammen.« Das tat James schon ganz allein, dafür brauchte er ihre Hilfe nicht. »Aber wenn er auf dem Weg zum Dämon ist, um ihm alles zu erzählen – um ihm zu helfen – , und er wird unterwegs von Sir Pup aufgehalten, dann … «
»Hat er seinen Vertrag nicht gebrochen.«
»Genau.«
Als sie sich zum Parkplatz umwenden wollte, hielt Geoff sie am Arm fest. »Und der Rest?«
Langan. Stafford. Tötungsbefehle, die undurchführbar waren, und Langan hatte es gewusst. Dazu die Gewissheit, dass sie nur knapp der Zwickmühle entkommen war, in der James jetzt steckte.
»Ich … kann das jetzt nicht«, sagte sie. »Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken. Das wächst mir gerade alles über den Kopf. Vielleicht nachdem wir Katherine befreit haben.« Sie schloss die Augen. »Und für einen Augenblick möchte ich einfach nur … «
Sie lehnte sich an ihn und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Einen Moment lang stand Geoff stocksteif da, doch dann schlang er die Arme um sie.
»Ich bin müde«, gestand sie und ließ sich in seine Arme sinken. Sie fühlte sich nicht körperlich erschöpft, sondern emotional. Seit dieser E-Mail hatte sie Stück für Stück an Kraft verloren. »So müde bin ich schon seit Jahren nicht mehr gewesen.«
Sein Atem strich warm und beruhigend über ihre Wange. »Bald haben wir es hinter uns.«
»Ja.« Sie löste sich aus seiner Umarmung, ließ ihre Finger an seinem Arm hinuntergleiten und drückte seine Hand noch einmal kurz. »Wir müssen weiter.«
8
Maggie fuhr einen Tick schneller als erlaubt. Ihr Blick wanderte immer wieder zu dem Gerät, das Sir Pups Position anzeigte. Sir Pup und James hatten keinen allzu großen Vorsprung, aber immer noch groß genug, dass James sie nicht sehen konnte. Das hatte Maggie jedenfalls gesagt.
Während er sich bemühte, in Sir Pups Kopf zu dringen, überraschte sie ihn mit einem Geständnis: »Irgendwie bin ich erleichtert. Erleichtert, dass ich mich in ihm getäuscht habe.« Sie hatte doch behauptet, sie könne noch nicht darüber reden, es würde sie überfordern. Aber gar nicht zu reden war vielleicht noch schwerer. »Inwiefern? Der Exekutionsbefehl war doch eine Falle.«
»Ja, schon, das meine ich nicht.« Wieder überprüfte sie Sir Pups Koordinaten. Er bewegte sich stetig in nördliche Richtung. »Ich hatte Angst, dass ich mich entscheiden müsste.«
»Wofür entscheiden?«
»Das weiß ich auch nicht so genau.« Er hörte, wie sie zitternd Luft holte. Sah, wie sie mit der Hand gestikulierte. »Eine Entscheidung zu treffen, die dann wie ein schlechtes Karma auf mich zurückfällt. Es mir unmöglich macht, wieder zurück nach Hause zu gehen.«
Nach Hause. Sie sah zu ihm herüber und er fragte sich, ob sie ihn auch wirklich sah. Ob sie wirklich wusste, wen sie vor sich hatte.
»Aber jetzt«, sprach sie weiter, »habe ich das Gefühl, alles für ihn getan zu haben. Alles Weitere liegt nicht in meiner Hand, dafür bin ich nicht mehr verantwortlich.«
Geoff sagte ihr nicht, dass sie zu keiner Zeit verantwortlich gewesen war, denn das hätte auch nichts an ihren Gefühlen geändert.
»Wie auch immer.« Wieder atmete sie tief durch, doch diesmal ruhig und fest. »Ich fühle mich nicht mehr so erledigt. Danke.«
Überrascht fragte er sie: »Wofür denn?«
»Dafür, dass du Anteil nimmst.« Als sie ihm diesmal einen Blick zuwarf, fühlte er sich wirklich gesehen. »Aber werde nur ja nicht unvorsichtig. Oder tu etwas Dummes.«
In diesem Moment war sie schwach und vermutlich war es unfair von ihm, die Situation auszunutzen. »Nachdem wir Katherine da herausgeholt haben, möchte ich eine Woche mit dir zusammen verbringen. Oder zwei. Jeden Abend nehmen wir uns Zeit füreinander. Selbst wenn wir bloß bei dir im Garten sitzen.«
»Meine Blumen habe ich mit meiner Gärtnerei ruiniert.«
»Ich sehe nicht hin, wenn du nicht hinsiehst.«
Im Rückspiegel konnte er etwas von ihrem Lächeln erhaschen. »Abgemacht.«
Er hätte einen ganzen Monat fordern sollen. Geoff arbeitete sich langsam vor, fand einen Autofahrer, sprang weiter, schlüpfte in mehr als dreißig Köpfe, bevor ihm die Details um ihn herum plötzlich ultrascharf und in brillanten Farben vor Augen standen: die schillernden Flügel einer Hummel, die an Sir Pup vorbeisauste, der Feinstoffstaub aus den Auspufftöpfen, die feinen Risse im Asphalt unter seinen Pfoten.
Rasende Kopfschmerzen
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