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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sie Ed.» Das hatte sie nicht getan, jetzt war sie dankbar dafür.
    Bevor sie ihr Ziel erreichte, entdeckte sie eine Telefonzelle, fuhr kurz entschlossen an den Straßenrand und wählte erneut den Notruf. Diesmal verhandelte sie nicht lange, nannte einen Phantasienamen, gab sich als Passantin aus und behauptete, gerade an Retlings Anwesen in Köln-Raderthal vorbeigegangen zu sein und aus dem Haus Schreie und Schüsse gehört zu haben.
    Dann fuhr sie das letzte Stück, nicht ganz bis zum Haus. Von der Polizei war noch nichts zu sehen. Die letzten Meter lief sie. Das Haus lag wie verlassen da. Dorothea ging an der Garage vorbei zur Rückseite, auch hier alle Rollläden unten. Bis auf die Terrassentür.

    Vielleicht war alles nur ein Albtraum, die Fortsetzung des Traumes der vergangenen Nacht. Vielleicht war sie Ed gefolgt, als der nach oben ging. Aber Ed existierte doch gar nicht, und sie stand allein. Vor einer Tür. Der Schlüssel steckte, das Holz zitterte. Es war viel zu warm im Zimmer, und es stank. Dieser grausame Geruch nach Tod. So wollte sie nicht riechen, so nicht.
    Was dann geschah, passierte fast von allein. Mit ihrem gesamten Gewicht – immerhin vierundfünfzig Kilo – stemmte sie sich gegen die Tür, legte die linke Hand an den Schlüssel und drehte ihn langsam um, während der Dicke sich von außen erneut gegen das Holz warf. Die Rechte hielt immer noch das Messer. Eine feststehende Klinge, etwa zwanzig Zentimeter lang, und damit vermutlich lang genug, um ein Herz zu erreichen, auch wenn es unter einer dicken Fettschicht schlug.
    Jetzt nahm er wohl wieder Schwung, in der nächsten Sekunde würde er sich erneut mit Wucht gegen das Holz werfen. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie er stand, drückte die Klinke nieder und riss die Tür auf.
    Sie hatte es exakt abgeschätzt, musste nicht einmal zustechen. Das hätte sie vielleicht auch nicht gekonnt. Der Dicke warf sich förmlich in das Messer hinein. Sie hörte sich schreien und ihn schreien, nur einen Schmerzlaut.
    Wie er da vor ihr stand, mitten in der Tür, wirkte er ratlos und verblüfft. Er versperrte ihr den Weg zur Treppe. Sie konnte nicht an ihm vorbei. Das Messer steckte in ihm, aber er fiel nicht um.
    «Du Aas», sagte er und grinste, so dreckig und fettig wie von der ersten Minute an. «Dafür zahlst du.» Dann hob er die Hände, legte eine auf ihre Schulter, mit der anderen bekam er den Halsausschnitt ihres Unterhemdes zu fassen und zerrte daran.
    Warum fiel er denn nicht um? Er blutete doch. Es dauerte so lange. Er war stark, drückte ihre Schultern gegen den Türrahmen und sich mit seinem ganzen Gewicht gegen sie. Dann ließ er ihr Hemd los und hob die Hand, um sie zu schlagen. Aber das schaffte er nicht mehr.
    Er sackte in sich zusammen, kam mit den Knien zuerst auf dem Teppich auf, krümmte sich vor und strich mit den Händen über seinen Bauch, streifte das Messer. Es sah aus, als wolle er es herausziehen, doch auch das schaffte er nicht mehr.
    Als er mit dem Kopf auf den Boden schlug, machte sie einen Satz auf die Treppe zu. Schreien konnte sie nicht mehr, auch kaum noch atmen. Und sie hatte die Diele noch nicht ganz erreicht, als Heiko fragte: «Wo willst du denn hin, Püppi? Und so eilig. Ich denk, du willst mir helfen. Hast du keine Lust mehr?»
    Seine Stimme klang erstaunt. Er kam die Kellertreppe herauf, um die hüfthohe Mauer herum und betrachtete sie kopfschüttelnd. «Wie siehst du denn aus, Püppi? Hast du mit Ketchup gespielt?» Dass er Eddis Pistole in der rechten Hand hielt, bemerkte sie gar nicht. Sie stand nur da wie gegen eine Mauer gerannt und war fast erleichtert, ihn zu sehen.
    Sie fühlte das Schluchzen aufsteigen, den zittrigen Atem und die Schwäche in den Beinen. Das Bedürfnis, sich an ihn zu klammern, wurde so übermächtig wie damals im Gerichtssaal, weil doch außer ihm niemand da war. «Wo warst du, Heiko?», stammelte sie. «Wo warst du? Dein Freund wollte mich umbringen.»
    Immer noch kopfschüttelnd und mit einem kleinen Lächeln kam er auf sie zu und erklärte dabei: «Nein, Püppi. Er wollte nur ein bisschen Spaß und dachte, du willst auch ein bisschen Spaß. Willst du doch auch, oder? Aber du willst den Spaß mit mir, hab ich recht? Na komm. Komm her zu mir. Ist ja alles gut jetzt. Hast ihn kaltgemacht, was? Hätt’ ich dir gar nicht zugetraut.»
    Er lachte leise, winkte sie mit der rechten Hand zu sich. Da erst sah sie die Pistole. Es war egal. Sie war an einem Punkt angelangt, von dem aus es nur noch

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