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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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Matthew. Der Brief ist … für den Pfarrer.“ Ein Hustenanfall erschütterte seinen ganzen Körper. Er rang nach Luft und drückte sich die Hand auf die Brust, bis der Husten vorbei war. „Ich habe alles aufgeschrieben. Alles. Der Pfarrer wird wissen, was zu tun ist … wie er dir helfen kann.“
    Annabelle streichelte seine Hand und fragte sich, wie viel Zeit ihnen noch zusammen bliebe. Eine Frau in ihrem Wagentreck, die sich mit Herzkrankheiten auskannte, hatte ihr gesagt, dass er nur noch höchstens einen oder zwei Tage leben würde.
    Annabelle schaute ihrem Mann ins Gesicht und erhaschte wieder einen Blick von dem, was sie an jenem Nachmittag im letzten Sommer gesehen hatte, als sie sich im Wohnzimmer des Pfarrers das erste Mal begegnet waren. Jonathan McCutchens war der ehrlichste Mann, den sie je kennengelernt hatte. Andererseits war sie in ihrem Leben nicht vielen ehrlichen Männern begegnet. Jonathan war freundlich und besaß eine Sanftheit, die man bei einem kräftigen Mann mit einer Größe von ein Meter fünfundachtzig nicht erwartet hätte. Und er war loyal, egal, welchen Preis ihn das kostete. Er hatte genug eigene Fehler in seinem Leben gemacht und kannte sich auch mit den Schattenseiten dieser Welt aus, auch mit dem Leben, das sie geführt hatte. Er behauptete, dass er sie vom ersten Augenblick an geliebt hatte, und obwohl sie nicht verstand, wie das sein konnte, gefiel ihr diese Vorstellung.
    Während sie ihn in den immer länger werdenden Schatten im Wagen betrachtete, wünschte sich Annabelle, sie könnte sich selbst wenigstens einmal mit den Augen sehen, mit denen Jonathan sie sah. Aber sie kannte sich zu gut, um im Spiegel je etwas anderes als eine beschmutzte und besudelte Frau zu entdecken.
    Etwas funkelte in Jonathans Augen und sie zwang sich zu einem Tonfall, der mehr nach einer Feststellung klang als nach der Frage, die sie beschäftigte. „Der Brief ist also für Pfarrer Carlson.“
    Er nickte langsam. „Ich habe alles aufgeschrieben. Die Ranch und das Land, das in Idaho auf dich wartet, die Bank, bei der unser Geld liegt.“
    Annabelle lächelte. Sie hatte nichts in diese Ehe mitgebracht, das einen materiellen Wert hatte, aber Jonathan sprach immer von unserem Geld.
    „Es dürfte noch genug für deinen Lebensunterhalt übrig sein, nachdem der Pfarrer einen Scout bezahlt hat, der dich sicher auf die Ranch bringt. Die Ranch ist noch sehr jung, Annie, aber sie wird gute Gewinne abwerfen. Carlson kann …“ Er bekam keine Luft mehr und keuchte schwer.
    Annabelle konnte an seinem Husten hören, dass die Krankheit seine Lunge immer mehr in Mitleidenschaft zog. Sie rollte eine zweite Decke zusammen und stopfte sie unter seinen Kopf und seine Schultern und hoffte, dass er so leichter atmen könnte. „Pscht … ich komme schon zurecht, Jonathan. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich finde schon einen Weg“, versicherte sie ihm und wollte diese Worte selbst gern glauben.
    Jonathans Atem kam keuchend und mühsam. Sein Blick war entschlossen. „Carlson kann einen vertrauenswürdigen Mann einstellen, der dir hilft, dich einer anderen Gruppe anzuschließen, die in den Norden zieht. Der Pfarrer wird das für dich erledigen. Davon bin ich überzeugt.“
    Seine Zunge bewegte sich über seine aufgesprungenen Lippen, und Annabelle benetzte sie wieder mit einem feuchten Tuch. Obwohl Jonathan keine negativen Gefühle gegenüber seinem Bruder hegte – anderen zu vergeben war für ihn so selbstverständlich wie zu atmen –, wusste sie, dass die zerbrochene Beziehung eine tiefe Narbe bei ihm hinterlassen hatte. War Matthew eigentlich bewusst, wie sehr Jonathan ihn liebte und wie tief ihn ihr Zerwürfnis verletzt hatte?
    „Ich will, dass dir alles gehört, was mein ist, Annie. Alles, was ich gern mit dir teilen wollte. Gib Pfarrer Carlson einfach den Brief … bitte.“
    Sie tupfte seine fiebrige Stirn ab und nickte schließlich.
    Sie konnte ihm ansehen, dass er nicht überzeugt war, ob sie seiner Bitte tatsächlich nachkäme. Sie hatte nie versucht, ihn zu täuschen. Bis auf jenes eine Mal. Aber als er ihr in jener Nacht in die Augen geschaut hatte, hatte er die Wahrheit gewusst.
    Mit großer Kraftanstrengung hob Jonathan den Kopf. „Annabelle, gib mir dein Wort, dass du nach Willow Springs zurückfährst und tust, worum ich dich gebeten habe.“
    Nach allem, was du für mich getan hast, Jonathan. Nach allem, was du geopfert hast … Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich gebe dir mein Wort,

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