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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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Taylor hingegen machte auf sie den Eindruck eines aufrichtigen Bürgers, allseits beliebt und geachtet, auch wenn er von ihr keine hohe Meinung hatte. Sie hatte ihn ein paarmal gesehen, wenn er Kathryn Jennings geholfen hatte. Da war er ihr gegenüber äußerlich freundlich gewesen, aber in seinen Augen hatte sie die Wahrheit gesehen und sein Blick hatte sie daran erinnert, wie tief sie gefallen war. Welchen Vorteil sie und Jonathan gegenüber einem Mann wie Matthew haben sollten, konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, strich Jonathan ihr zärtlich über das Haar. „Uns beiden wurde so viel vergeben! Wir haben erlebt, was wir ohne Jesus sind, und wie es um uns bestellt ist, wenn unsere ganze Schuld an uns haftet. Solange ein Mensch das nicht erkennt, kann er nicht so dankbar sein, wie er es sein sollte. Er kann anderen Menschen nicht die nötige Barmherzigkeit entgegenbringen, weil er noch nicht erkannt hat, wie nötig er sie selbst braucht.“
    Annabelle schmiegte sich in seine Umarmung und dachte über seine Worte nach. Die Frau des Pfarrers in Willow Springs hatte an dem Morgen, an dem Larson und Kathryn Jennings vor eineinhalb Jahren zum zweiten Mal geheiratet hatten, etwas Ähnliches zu ihr gesagt. Annabelle konnte sich noch gut an den kalten Schnee an ihrem Hochzeitstag erinnern, der wie Nadelstiche auf ihren Wangen gebrannt hatte, nachdem Larson Jennings im wahrsten Sinn des Wortes dem Grab entstiegen und zu seiner Frau zurückgekehrt war.
    „Wem viel vergeben ist, der liebt viel.“ Eine tiefe Weisheit sprach aus Hannah Carlsons Augen, als sie das glückliche Paar betrachtet hatten. „Larson ist das beste Beispiel dafür. Eifersucht und Misstrauen haben ihn fast blind gemacht für die Frau, die Gott für ihn ausgewählt hatte. Aber jetzt ist seine Liebe zu ihr größer als je zuvor, weil er seine eigenen Schwächen und auch die von Kathryn erkannt hat. Sie lieben sich trotz dieser Schwächen. Genau genommen, lieben sie sich gerade wegen dieser Schwächen sogar noch mehr, auch wenn das rein menschlich betrachtet unlogisch klingt.“ Hannahs Blick war zu ihrem Mann gewandert. „Ein Ehepaar kann sich nicht so lieben, wie Gott es für sie vorgesehen hat, solange sie sich nicht wirklich kennen. Eine solche Liebe braucht Zeit, um langsam zu wachsen. Meistens dauert das ein ganzes Leben lang. Und dann wieder verschlägt einem die Macht der Liebe ganz plötzlich den Atem.“
    Annabelle beneidete Larson und Kathryn Jennings um die Liebe, die sie miteinander verband. Die beiden hatten ihr geholfen, einen neuen Weg einzuschlagen und zu der Frau zu werden, die sie jetzt war.
    Wem viel vergeben ist, der liebt viel.
    Hannah hatte ihr später die Bibelstelle gezeigt, aus der dieser Satz stammte. Annabelle hatte eine Haarschleife zwischen die Seiten gelegt, um die Stelle wiederzufinden. Die Schleife lag immer noch an dieser Stelle ihrer Bibel. Sie dachte daran, aufzustehen und ihre Bibel zu holen, aber sie wollte nicht von Jonathans Seite weichen. Sie blieb ruhig neben ihm liegen und spürte das langsame Heben und Senken seines Brustkorbs.
    Sie berührte die dichten, braunen Haare an seinen Schläfen und strich sie mit weichen Bewegungen zurück. Er drehte ihr den Kopf zu und sah sie an, und sie staunte erneut über die Tiefe seiner Gefühle. „Du hast mich freigekauft, Jonathan“, flüsterte sie, obwohl sie nicht wusste, ob er sie überhaupt hören konnte. „Du hast nicht nur das gesehen, was ich war und wer ich war.“ Und wer du immer sein wirst, meldete sich das bekannte anklagende Flüstern in ihrem Kopf. Aber so wie Hannah es sie gelehrt hatte, verbannte Annabelle diese Stimme sofort wieder aus ihrem Denken. „Du hast mich erlöst, Jonathan. Ohne dich wäre ich in diesem Bordell gestorben.“
    In der Stille des Planwagens erkannte sie plötzlich die Ironie dieser Worte. Sie waren verlassen und allein mitten in der Prärie. Sie war endlich freigekauft und von ihrem alten Leben erlöst, aber Jonathan, der Mann, der den Preis für ihre Freiheit bezahlt hatte, blickte dem Tod ins Auge. Das Leben war einfach nicht fair.
    „Ich habe dich nicht erlöst, Annie. Das hatte Jesus schon längst getan.“ Er strich mit seinen rauen Fingern über ihre Wangen. „Ich habe nichts anderes getan als dich geliebt, und das war leicht.“
    Während er ihr Kinn in seine Handfläche legte, kämpfte Annabelle gegen die Gefühle an, die wie eine große Flutwelle irgendwo tief in

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