Hoffnung am Horizont
Rest der Einrichtung. Im Wohnzimmer sieht
es nicht besser aus. Kein Bild ziert meine Wand, das fliederfarbene Sofa ist der
einzige Farbklecks zwischen einem dunklen Sideboard an der einen Wand und dem
Fernsehschrank gegenüber. Nicht einmal einen Esstisch habe ich hier stehen,
obwohl der Platz dafür durchaus da wäre. Zum Essen muss ich in meiner kleinen
Küche sitzen, da gibt es einen Tisch für vier Personen. Ansonsten ist es auch
hier bekümmernd karg. In den nächsten Tagen oder Wochen werde ich aus dieser
Wohnung ein Heim machen, nehme ich mir fest vor. Morgen mache ich mir einen
Plan und gehe einkaufen. Aber im Moment bin ich so müde, ich will nur noch
schlafen. Ich springe unter die Dusche, um den Schmutz der langen Reise
abzuwaschen und ziehe mir einen Schlafanzug an. Nachdem ich alle Fenster wieder
fest verschlossen habe, falle ich in mein Bett und schlafe die nächsten zwölf
Stunden durch.
Als ich erwache ist es
fünf Uhr morgens. Okay, ich bin wohl durch die Zeitverschiebung etwas
durcheinander. In Tokio ist es jetzt bereits zwölf Uhr mittags. Mittag! Der
Gedanke erinnert meinen Magen daran, dass ich seit Ewigkeiten nichts gegessen
habe und er knurrt vernehmlich. Das Essen im Flugzeug war eine Katastrophe
bestehend aus grauen, matschigen Nudeln und einer angeblichen Tomatensoße mit
Hühnerfleisch, was aber absolut ungenießbar war. Somit habe ich mich die
letzten zwei Tage nur von Keksen und Schokoriegeln aus den Flughafenkiosken
ernährt. Nicht unbedingt gesund, wenn man wie ich auf seine Figur achten muss.
Ich bin zwar nicht wirklich dick, aber doch an gewissen Stellen deutlich
gerundet. Meine beste Freundin Annie behauptet, ich hätte eine Figur, wie ein
Pin-up-Girl der fünfziger Jahre und die Männer würden auf solche Rundungen
stehen, aber ich glaube, sie will nur nett sein. Ich kann jedenfalls nicht
feststellen, dass mir die Männer die Bude einrennen. Im Gegenteil. Meine letzte
und einzige Beziehung ist schon ewig her und war nicht gerade von Erfolg
gekrönt. Na gut, ich hatte jetzt auch nicht sonderlich viel Zeit und Lust, mich
um Männerbekanntschaften zu kümmern, aber ab sofort wird sich das ändern. Ich
werde mein Leben neu in die Hand nehmen, beschließe ich, als ich mich schnell
unter die Dusche stelle und danach eine weite Hose und einen ebenso weiten
Pulli überziehe. Mir ist ein bisschen flau im Magen vor Hunger und ich weiß,
dass ich absolut nichts im Haus habe. Also muss ich erst einmal einkaufen,
bevor mein neues Leben beginnen kann.
Auf dem Weg zum Supermarkt
überlege ich mir, dass jetzt auch der richtige Zeitpunkt wäre, um wieder Sport
zu treiben. Also, erst essen und dann auf ins Sportgeschäft, Joggingschuhe kaufen.
Im Supermarkt bin ich
nahezu allein mit den Verkäuferinnen, wer geht auch schon morgens um sieben
einkaufen? Ich packe schnell alles in den Wagen, was ich brauche und gehe zur
Kasse.
Kapitel 2
Nach einem ausgiebigen
Frühstück widme ich mich ganz meiner Wohnung und ihrer Sauberkeit und mache mir
nebenbei eine Liste, was ich noch besorgen will, um meine Wohnung zu einem Heim
zu machen, dann gehe ich in die Stadt, besorge mir Joggingschuhe und bummele
noch ein bisschen durch den Hafen.
Auf der Promenade bleibe
ich stehen und sehe über das Wasser. Möwen kreischen über mir auf der Suche
nach Futter, ich höre das Rauschen der Brandung und es klingt, wie Musik in
meinen Ohren. Mein Blick schweift über den Strand und den Hafen, weiße
Segelschiffe dümpeln neben vereinzelten Fischerbooten am Pier und Fahnen
flattern im Wind. Auf einmal überkommt mich eine Ruhe, wie ich sie selten
erlebt habe. Ja, hier ist mein Zuhause, hier gehöre ich her.
Allmählich wird mir kalt
und ich mache mich langsam und so entspannt wie schon lange nicht mehr auf den
Weg zurück in meine Wohnung.
Nachdem ich meine Einkäufe
nach Hause gebracht habe, muss ich mich schon wieder sputen. Annie hat mich
eingeladen. Nach einem halben Jahr ohne sie, kann ich es kaum erwarten, sie zu
sehen. Ich habe meine beste Freundin vermisst und ich weiß, dass sie mir
wahnsinnig viel zu erzählen hat. Sie hat nach vier Jahren den Vater ihrer
kleinen Tochter wiedergetroffen und wie ich ihren letzten Emails entnommen habe,
sind die beiden bis über beide Ohren verliebt in einander, wollen demnächst
heiraten und erwarten ein Baby. Ich bin sehr gespannt auf ihren Colin, ihren
Emails nach soll er ja ein Traummann sein.
Schnell ziehe ich mir eine
enge Jeans und einen dicken, schwarzen
Weitere Kostenlose Bücher