Hoffnung am Horizont
überrascht an.
„Keine Sorge, ich beiße
nicht.“, sagt er nur und sieht mich grimmig an.
Endlich finde ich meine
Schlagfertigkeit wieder.
„Ach nein? Aber ich
vielleicht!“
Okay, nicht der beste
Spruch, aber immerhin das letzte Wort. Sein Gesichtsausdruck wird noch grimmiger,
aber er sagt nichts mehr und ich drehe ihm den Rücken zu, um ihn nicht ansehen
zu müssen.
Langsam macht mich seine schlecht
gelaunte Art wütend. Ich atme tief durch um mich zu beruhigen und mir stockt
der Atem. Der ganze Fahrstuhl ist erfüllt von seinem Duft. Er riecht nach Seife
und Pfefferminz, ein wunderbarer Geruch. Auf der Straße will ich den Weg zu
meiner Wohnung einschlagen, als mich jemand unsanft am Arm packt.
„Ich fahre dich nach
Hause, Mädchen.“, sagt Gabe in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zulässt.
Aber, oh nein, nicht mit mir.
„Ich kenne den Weg, ich
laufe.“, antworte ich pampig und reiße meinen Arm los. Als ich mich umdrehen
will, um zu gehen, packt er mich wieder und zieht mich zu sich heran.
„Kleine Mädchen sollten
bei Nacht nicht allein zu Fuß durch die Stadt laufen.“, knurrt er mit
zusammengebissenen Zähnen. Wieder steigt sein Duft in meine Nase und mein Herz
schlägt schneller.
„Ich habe keine Angst vor Ihnen,
also hören Sie auf mich einschüchtern zu wollen.“
Ich stoße ihn von mir,
während er mich gleichzeitig abrupt loslässt. Durch den Ruck taumele ich zurück
und pralle mit der Schulter heftig gegen die Ecke der Hauswand. Keuchend
versuche ich den Schmerz zu ignorieren, der mir durch die Schulter, den Arm und
bis in die Fingerspitzen fährt.
„Hast du dir wehgetan,
Mädchen?“, sein eiskalter Blick wirkt auf einmal ganz besorgt.
„Nein! Es ist nichts
passiert. Und hören Sie auf mich Mädchen zu nennen, aus dem Alter bin ich schon
lange raus. Ich weiß nicht, was Ihr Problem ist, aber ich habe nichts damit zu
tun, also sehen Sie mich nicht immer so an, als hätte ich gerade Ihr Auto zu
Schrott gefahren!“
Jetzt bin ich echt
stocksauer! Ich drehe mich um und gehe los. Diesmal hält er mich nicht zurück.
Noch zu Hause im Bett,
habe ich das Gefühl seinen Duft zu riechen und seine kräftigen Hände auf meinen
Oberarmen zu spüren, während meine Schulter schmerzhaft pocht.
Kapitel 3
Am nächsten Morgen kann
ich meine Schulter kaum bewegen. Trotzdem ziehe ich eine lange Laufhose, ein
Langarmshirt und meine neuen Laufschuhe an und mache mich auf den Weg zum
Strand. Meine erste Joggingrunde seit über einem Jahr. Ich bin total aus der Übung
und die Schmerzen in der Schulter machen es mir nicht unbedingt leichter. Nach einer
halben Stunde gebe ich auf und gehe nach Hause zurück. Als ich unter die Dusche
steige, sehe ich mir meine Schulter im Spiegel genauer an. Ein dunkelblauer
Bluterguss zieht sich vom Schulterblatt hoch bis zu meinem Oberarm. Na toll!
Eine schöne Prellung. Naja, in ein paar Tagen ist sie wieder weg, denke ich und
stelle mich unter das heiße Wasser.
Ich bin mit Annie zum
Frühstück verabredet und muss mich langsam beeilen, wenn ich pünktlich im
Coffeeshop sein will.
Vorsichtig ziehe ich einen
warmen Pulli über und steige in meine Jeans. Ich habe das Gefühl, mein Arm wird
immer steifer.
Im Coffeeshop begrüßt
Annie mich mit einer Umarmung.
„Hey Jules! So, jetzt
können wir uns endlich allein ausquatschen. Gestern Abend kamen wir ja nicht so
richtig dazu.“
Ich zucke zusammen, als
sie meine Schulter drückt und sie bemerkt es natürlich sofort.
„Oh, habe ich dir weh
getan? Was ist denn mit deiner Schulter?“
„Ach nichts weiter, ich
bin gestolpert und habe unsanft Bekanntschaft mit einer Hauswand gemacht.“,
winke ich ab und reibe mir über den schmerzenden Arm.
Sie muss von meinem kleinen
Disput gestern Abend mit dem Trauzeugen ihres Zukünftigen nichts erfahren.
Annie sieht mich zweifelnd an.
„Daran hat sich also noch
immer nichts geändert? Unfallgefährdet wie eh und je?“, schmunzelt sie bevor
ihr Gesicht auf einmal ernst wird. „Trotzdem, nichts weiter, ja? Deshalb zuckst
du bei der kleinsten Bewegung vor Schmerzen zusammen? Geh damit zum Arzt! Wenn
du willst fahr ich dich hin, Auto fahren kannst du im Moment wohl nicht.“
Hm, sie hat Recht, meinen
Wagen sollte ich in den nächsten Tagen lieber stehen lassen. Macht auch nichts,
dieses Örtchen ist so klein, dass man problemlos alles zu Fuß erledigen kann.
Das Auto habe ich eigentlich nur für Notfälle, aber zum Arzt gehe ich trotzdem
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