Hokus Pokus Zuckerkuss

nur das Bild, das du dir von ihm machst?«
    »O Gott!« Darüber muss ich lachen. »Was ist denn das für eine Frage?«
    »Für dich? Schätzungsweise eine sehr wichtige Frage. Oft genug hast du dich in Typen verliebt, die du gar nicht richtig kanntest.«

    »Ja, aber – es wird sich wohl kaum rausstellen, dass Luke schwul oder spielsüchtig ist.« Was das Schwulenthema betrifft, habe ich schon ein paar bedauerliche Fehler gemacht. »Ich meine, ich habe mit ihm zusammengelebt. Sechs Monate lang. Also kenne ich ihn ziemlich gut.«
    »Ja, das glaubst du, nicht wahr? Trotzdem können einen manche Menschen überraschen. Mit Chaz habe ich fast genauso lange zusammengelebt wie du mit Luke. Und wie sich dann herausstellte, bin ich …«
    »Sag’s nicht!« Hastig hebe ich eine Hand, bevor sie das Wort »lesbisch« ausspricht. Nicht, dass es mich stört. Aber ich habe mich so bemüht, die Nacht bei Kathy Pennebaker zu vergessen, als wir beide sechzehn waren. Nach der Fernsehserie Wings war ich ganz scharf auf Tim Daly. Shari und Kathy waren – nun ja, scharf aufeinander. O Gott, wie blind ich war! Nun, vielleicht ist es ganz gut, dass sie es mir nie erzählt haben. In einer halben Sekunde hätte es die ganze Schule gewusst. Natürlich wäre ich verschwiegen wie ein Grab gewesen, hätten sie mich um meine Diskretion gebeten. Zumindest hätte ich es versucht. Aber irgendwie schaffe ich es nie, den Mund zu halten. Trotz meiner besten Absichten. »Ich hab’s kapiert. Hör mal, mach dir keine Sorgen. Die Zeit der Verlobung wird ohnehin ziemlich lange dauern. Erst mal will Luke sein Studium abschließen. Und diesen Sommer wird er in Paris verbringen und für seinen Onkel arbeiten. Außerdem muss ich etwa fünftausend Kleider aufarbeiten, bevor ich
überhaupt Luft holen kann. Deshalb werde ich in absehbarer Zeit wohl kaum heiraten.«
    »Braves Mädchen«, sagt Shari und umarmt mich.
    Während sie mich an sich drückt, bemerke ich diesen komischen Fleck in meiner Armbeuge. Wie ein Moskitobiss sieht er aus, aber flach – und wir haben Januar, in Manhattan. Wie konnte ich von einem Moskito gebissen werden?
    Also denke ich mir nichts dabei. In diesem Moment. Erst später erkenne ich, was es wirklich ist – und damit beginnt die Zerstörung meines restlichen Lebens.

EINE KURZE GESCHICHTE DER EHE
    In alten Zeiten wurde es von den Bräuten traditionsgemäß erwartet, dass sie am Tag vor der Hochzeit die Reise von ihrem Dorf zum Wohnort des Bräutigams antraten. Da man mit lauernden Wegelagerern rechnen musste, die entweder die Mitgift oder die Braut stehlen wollten, wurde sie von bewaffneten Mägden begleitet und beschützt.
     
    Diese Mädchen waren die ersten Brautjungfern. Um es historisch auszudrücken – KAMPFJUNGFERN.

    WIE MAN KATASTROPHEN AM HOCHZEITSTAG VERMEIDET
    Heutzutage übernehmen die Brautjungfern eine andere Funktion als ihre historischen Vorgängerinnen. Unter anderem organisieren sie das Verlobungsfest, den Junggesellinnenabschied, bei dem auch kleine Geschenke überreicht werden, und den Transport der Gäste. Wie ich gehört habe, kümmern sich manche sogar um Babysitter und die Wäsche der Braut.
     
    An Ihrem großen Tag dürfen Sie die Brautjungfern nicht vergessen. Mit besonderen Geschenken – Halsketten oder Armbänder aus Silber – zeigen Sie ihnen, wie sehr Sie ihre Hilfe schätzen. Außerdem wäre es nett, wenn Sie die grundlegenden Höflichkeitsregeln befolgen und sich nicht in ein zickiges Nervenbündel verwandeln würden.
     
     
    LIZZIE NICHOLS DESIGN ®

5
    Man sollte an die Ehe genauso glauben
wie an die Unsterblichkeit der Seele.
     
    HONORÉ DE BALZAC (1799 – 1850),
FRANZÖSISCHER SCHRIFTSTELLER
    Als ich wieder nach unten gehe, sitzt die Kaugummikauerin im Laden. Obwohl ich nur mit ihr telefoniert habe, weiß ich sofort, dass sie es ist. Dieses Knacken und Schmatzen würde ich überall wiedererkennen.
    Was mich allerdings schockiert – ich kenne sie auch aus Access Hollywood – und Inside Edition – und Entertainment Tonight . Da sieht man sie oft auf dem Bildschirm, ziemlich leicht bekleidet, auf roten Teppichen bei Premieren von Filmen, in denen sie nicht mitspielt. Denn sie besitzt kein richtiges Talent, zumindest keines, das man bisher entdeckt hätte. Ava Gecks einziger Ruhmesanspruch beruht auf der Discountladenkette ihrer Familie (»Bei Geck’s gibt’s alles!«), die angeblich über eine Milliarde Dollar wert ist. Sie selbst soll über dreihundert Millionen Dollar schwer sein,