Hokus Pokus Zuckerkuss
dank einiger raffinierter Parfüm-Werbe-Deals und weniger gelungener Auftritte in Reality-TV-Serien.
Noch imposanter – jedenfalls nach meiner Ansicht – ist ihre Verlobung mit einem Prinzen. Und das ist kein Prinz wie mein Luke. Denn in Frankreich, der Heimat seines Vaters, wurde die Aristokratie vor Jahrhunderten abgeschafft, und es ist nirgendwo dokumentiert, wer nun von königlichem Blut abstammt und wer nicht. Also gibt es keine Beweise, nur das, was Lukes Vater behauptet. In Griechenland dagegen, der Heimat von Avas Prinzen, werden die Mitglieder der königlichen Familie immer noch geachtet, obwohl sie nicht mehr regieren, sie werden mit ihren Titeln angeredet und zu Staatsakten eingeladen.
Irgendwo, irgendwie ist der griechische Prinz Alexandros Nikolaos der Geck-Erbin über den Weg gelaufen, hat sich in sie verliebt und ihr einen Heiratsantrag gemacht.
Ihr Anblick ohne den Rahmen eines Fernsehgeräts um das spitze Gesicht herum erscheint mir surreal. Doch der bullige Leibwächter, der mit verschränkten Armen neben ihr steht – ganz zu schweigen von dem riesigen Diamanten an ihrer linken Hand und dem bibbernden Chihuahua auf ihrem Schoß –, weist mich sehr schnell auf die Realität der Situation hin.
»Oh, hi«, sagt sie bei meiner Ankunft und schaut Tiffany kurz an. »Ist sie das?«
Stöhnend verdreht Tiffany die Augen. »Das sagte ich doch, Ava. Ohne Termin redet sie nicht mit Ihnen.«
Offensichtlich kennen sich die beiden. Und es
muss eine längere Bekanntschaft sein, die nicht von wechselseitiger Sympathie geprägt ist.
»Äh«, sage ich. »Hi. Was geht hier vor?«
»Miss Nichols!« Ava springt auf ihre gefährlich hohen Stilettos – an violetten Wildlederstiefeln befestigt, die bis zu den Schenkeln reichen – und schüttelt den Chihuahua ab. Jaulend landet er auf dem Teppich, was sein Frauchen nicht im Mindesten stört. »Tut mir so leid, dass ich ohne Termin hier aufkreuze. Aber ich habe auf der Seite sechs die Story über Sie gelesen, und ich wohne in Los Angeles. Nur zu Neujahr bin ich in New York. Ich war am Silvesterabend Stargast beim Celebrity Pit Fight am Times Square, als die Lichterkugel runtergelassen wurde. Und nun muss ich zurückfliegen. Diesen Sommer werde ich heiraten, und ich wünsche mir so sehr, dass Sie mein Kleid entwerfen.«
»Auch das habe ich ihr schon erklärt«, stößt Tiffany zwischen zusammengepressten Lippen hervor. »Du entwirfst keine neuen Brautkleider, du … «
»Ja, ich weiß, dieses Mädchen sagt in einem fort, Sie würden nur alte Kleider aufarbeiten.« Ava wirft Tiffany einen vernichtenden Blick zu. »Aber wenn ich Ihnen ein hässliches altes Kleid bringe und Sie bitte, es herzurichten – dann ist es ja so ähnlich, als würden Sie ein neues nähen. Warum können Sie nicht gleich ein neues für mich machen? Das will ich nämlich, okay? Ein Kleid von einer coolen jungen Designerin, nicht von einer verknöcherten alten Schneiderin in einem dreistöckigen Laden an der Madison Avenue. Sicher verstehen Sie das.«
Nur mühsam, wegen des ständigen Kaugummigeknatsches.
»Lizzie?« Tiffany steht auf. »Kann ich kurz mit dir reden? Im Hinterzimmer?«
»O Gott!« Der Kaugummi platzt. »Wo liegt das Problem? Wenn’s ums Geld geht – ich habe genug.«
»Oh – äh …« Ich verstumme, denn ich sehe, wie der Chihuahua ein Bein an Madame Henris Topfhortensien zu heben droht. Blitzschnell stürze ich mich auf das Hündchen, ergreife es und lege es behutsam in die Arme einer verwirrten Ava Geck. »Lassen Sie mich mit meiner – äh – Assistentin den Terminplan für diese Woche besprechen. Ich komme gleich zurück.«
Ava scheint erleichtert zu sein. Zumindest sieht das hinter der großen rosa Blase, die aus ihrem Mund quillt, so aus. »Okay.«
Dann erlaube ich Tiffany, mich ins Hinterzimmer zu zerren. »Für die darfst du kein Kleid entwerfen«, zischt sie, sobald ich den schwarzen Samtvorhang zugezogen habe. »Weil sie eine Crack-Hure ist.«
»Lass mich raten. Du hast sie bei den Anonymen Drogensüchtigen kennengelernt.«
»Nein. Trotzdem ist sie widerlich. Im Ernst, Lizzie. Hast du sie beim Celebrity Pit Fight gesehen? Da brachte sie Lil’ Kim zum Weinen. Lil’ Kim ! Nein, das darfst du nicht tun!«
»Aber sie ist wahnsinnig berühmt und eine Milliardärin. Außerdem heiratet sie einen Prinzen. Kannst du dir vorstellen, was für eine PR mir das einbringt?«
»Ja, eine eklige Crack-Huren-PR. Glaub mir, diese Publicity willst du
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