Hokus Pokus Zuckerkuss
uns storniert. Es ist unhöflich, Leute warten zu lassen. Wir haben sehr viele Kundinnen. Und wenn Sie Ihren Termin nicht einhalten können, würden wir ihn gern einer anderen Braut geben. Okay?«
Leicht benommen nickt sie. Wie ich bemerke, lächelt der Bodyguard immer noch, allerdings ein bisschen verstört.
»Also gut, Ava«, sage ich. »Gehen wir dort hinüber in die Garderobe, damit ich bei Ihnen Maß nehmen kann.«
Sofort gehorcht sie und stolpert beinahe über ihre lächerlichen hochhackigen Stiefel.
Eins steht fest – das wird ein sehr langer Vormittag.
EINE KURZE GESCHICHTE DER EHE
Im alten Rom trugen die Brautjungfern zum ersten Mal identische Kleider. Nicht nur das – auch die Braut zeigte sich im gleichen Kleid.
Auf diese Weise wollte man die Dämonen überlisten und daran hindern, die Seele der Braut vor der Hochzeitsnacht zu stehlen. Eine Frau, die drei Bräute vor bösen Geistern geschützt hatte, galt als unrein und konnte selber nicht heiraten, denn man fürchtete, sie hätte zu viel schwarze Magie absorbiert. Daher rührt der Spruch: »Drei Mal Brautjungfer, niemals Braut.«
Also ist diese Gefahr durchaus realistisch. Und Sie dachten, der Spruch bezieht sich auf Ihre Tante Judy.
WIE MAN KATASTROPHEN AM HOCHZEITSTAG VERMEIDET
Sie lieben Ihre Freundinnen wegen ihrer einzigartigen Persönlichkeiten. Nun, auch ihre Figuren sind einzigartig. Also stecken Sie Ihre Brautjungfern nicht in identische Kleider. Das würden sie hassen. Und wenn Sie wirklich eine Freundin sind, hassen Sie, was sie hassen. Wählen Sie eine Farbe, die allen schmeichelt, und gestatten Sie jeder, ein Kleid in dieser Farbe auszusuchen, das ihr gefällt und das sie auch später noch tragen möchte.
Und selbst wenn sie nicht alle gleich aussehen – Sie lieben doch Ihre Freundinnen und nicht ihre äußere Erscheinung, oder?
LIZZIE NICHOLS DESIGN ®
6
Ihr beide, in so meisterhaftem Tempo vereint,
könnt weder getrennt noch voneinander entfernt
werden, sobald ihr beschlossen habt,
dass dieses Leben nur ein Leben ist,
wenn ihr es gemeinsam verbringen werdet,
Flügel an Flügel, Ruder an Ruder.
ROBERT FROST (1874 – 1963),
AMERIKANISCHER DICHTER
Luke hat versprochen, er würde rüberkommen und ein großartiges Dinner für mich kochen, weil mein Tag so schrecklich war. Obwohl Madame Henri kurz nach fünf anrief und verkündete, ihr Ehemann habe die Operation mit Bravour überstanden … Ehrlich gesagt, ich will einfach nur ein heißes Bad nehmen, eine Modezeitschrift lesen und ins Bett gehen.
Aber wie soll ich das Luke klarmachen, nachdem er auf den Markt gegangen ist, zwei Lendenfilets gekauft und mariniert hat (seine College-Kurse beginnen erst nach dem Martin-Luther-King-Tag), eigens für mich?
Als er kurz vor sechs anruft und in entschuldigendem Ton sagt: »Hör mal …«, muss ich mich sehr beherrschen, um keinen Jubelschrei auszustoßen. Aus
seinem Besuch wird nichts! Halleluja! Und – hallo, Vogue von diesem Monat! »Heute Abend läuft ein Michigan-Spiel«, fährt er fort. »Das will Chaz mit mir sehen. Du weißt ja, wie verrückt er nach den Wolverines ist. Und um ehrlich zu sein – am Telefon klang er ziemlich deprimiert.«
»Chaz? Deprimiert?« Das ist mir neu. Als seine Hand in meinen BH gerutscht ist, hat er kein bisschen deprimiert gewirkt. Nicht, dass ich diese Tatsache laut ausspreche.
»Nun ja, sein Kummer ist verständlich. Ich meine, wir heiraten, und seine Freundin hat ihn verlassen. Wegen einer Frau. Eigentlich dachte ich, inzwischen hätte er jemanden gefunden. So lange habe ich ihn noch nie ohne Date gesehen.«
»Shari hat erst an Thanksgiving mit ihm Schluss gemacht«, betone ich trocken. In meiner Armbeuge entdecke ich einen neuen roten Fleck – da, wo der alte verschwunden ist. Also war es kein Moskitobiss. Was mag das sein? Vielleicht eine Allergie gegen das Geschirrspülmittel, das ich benutze? Aber in letzter Zeit habe ich die Marke nicht gewechselt.
»Für Chaz sind anderthalb Monate eine sehr lange Dürre. Und jetzt heiratet sein bester Freund das süßeste Mädchen der Welt. Kein Wunder, dass er deprimiert ist.«
»Dann solltest du wirklich daheim bleiben und mit ihm Basketball gucken.« Ich male mir bereits das chinesische Essen aus, das ich bestellen werde. Moo-Shu-Huhn mit Hoisin-Sauce. Vielleicht verspeise ich es sogar in der Badewanne.
»Okay«, sagt Luke. »Das Spiel kommt nur im Kabelfernsehen. Also werden wir es uns in der O’Riordan’s Sports Bar
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