Hokus Pokus Zuckerkuss
die Tür des Apartments aufsperre und öffne. Im Wohnzimmer steht ein fremder Mann neben der Couch.
Mein gellender Schrei müsste die Toten wecken.
»Jesus, Lizzie!« Lachend schüttelt Luke den Kopf. » Ich bin’s!«
Ja, er ist es. Luke. Luke, mein Verlobter. Der in Paris sein sollte. In Frankreich.
Aber er ist nicht in Paris, in Frankreich. Stattdessen steht er in meinem Wohnzimmer.
»Überraschung!«, ruft er.
Oh, ich bin wirklich überrascht. Sogar sehr.
Allerdings etwas weniger, als er es wäre, wenn ich nicht allein nach Hause gekommen wäre. Reines Glück, dass mir ein solches Desaster erspart bleibt.
»Was machst du hier?«, platze ich unwillkürlich heraus.
»Ich habe mich so schrecklich gefühlt, weil du das alles durchmachen musst«, antwortet er und geht auf mich zu. »Und als ich hörte, dass Onkel Gerald eine private Chartermaschine für einen Flug nach New York gemietet hat, weil er hier an einer Besprechung teilnimmt, habe ich mich entschlossen, ihn zu begleiten.«
So traumhaft sieht er in seinem beigen Leinenanzug mit der hellblauen Krawatte aus, mit dem gebräunten Gesicht und den blendend weißen Zähnen. Fast so, als würde er einer anderen Spezies angehören als Chaz.
Einer Spezies, die mich nicht mehr interessiert.
Er bleibt vor mir stehen. Automatisch trete ich einen Schritt zurück. »Wow, eine private Chartermaschine. Wie – luxuriös!«
»Ja.« Luke kommt näher. »Wir waren in sechs Stunden hier. Länger hat die Reise nicht gedauert, von Frankreich nach New York. Kannst du das glauben?«
»Erstaunlich.« Ich weiche noch einen Schritt zurück. Wenn das so weitergeht, werde ich bald ins Treppenhaus zurücktaumeln.
»Ja, nicht wahr?« Luke schenkt mir ein strahlendes Lächeln, nähert sich erneut, und ich spüre die Wohnungstür an meinem Rücken. Jetzt nimmt er mich in seine Arme, um mich zu küssen. Ich muss meine ganze Willenskraft aufbieten, um mein Gesicht nicht abzuwenden.
Dann pressen sich seine Lippen auf meine – diese Lippen, die ich früher so heiß geliebt habe. Und wie er mich küsst, sagenhaft.
Trotzdem empfinde ich – nichts.
Gar nichts! Ist das zu fassen? Diesen Mann habe ich vergöttert! Mit diesem Mann hatte ich Sex auf einem Weinfass! Nichts auf der Welt habe ich mir sehnlicher gewünscht, als ihn zu heiraten, mit ihm Babys zu kriegen und für den Rest meines Lebens mit ihm zusammenzubleiben.
Nun, zu einer richtigen Beziehung gehört wohl etwas mehr als Sex auf Weinfässern. Zum Beispiel, eine Frau zum Lachen zu bringen, sodass ihr die Milch aus der Nase rinnt. Und da zu sein, wenn sie ihn braucht.
Und das muss der Grund sein, warum dieser Kuss keine Gefühle erregt, obwohl ich Luke fast einen Monat lang nicht gesehen habe.
Er hebt den Kopf. Unter halb geschlossenen Lidern schaut er mich an. So traumhaft habe ich diese Augen mit den unglaublich langen dunklen Wimpern immer gefunden … »Alles in Ordnung?«, will er wissen.
»Sicher, alles bestens. Was sollte denn nicht stimmen?«
»Keine Ahnung. Irgendwie kommst du mir – nervös vor.«
»Oh!« Ich lache wie eine Hyäne und spüre seine Hände auf meinen Hüften, ganz ohne eine Schicht Spanx zwischen uns. Zum ersten Mal seit dem letzten Sommer berührt er meine vom Spanx ungeformten
Hüften – ich meine, zum ersten Mal außerhalb des Betts. Wo ich nackt und in unbequemen Verrenkungen gelegen habe. »Das bin ich auch. Gerade komme ich von einer Besprechung mit den Gecks.«
»Mit wem?«, fragt er verwirrt.
»Mit den Gecks. Du weißt schon. ›Bei Geck’s gibt’s alles!‹«
»Oh …« Aber ich merke ihm an, dass er keine Ahnung hat, wovon ich rede. Erinnert er sich nicht an Ava? »Und wie ist es gelaufen?«
» Fantastisch !« Ich kann es noch immer kaum glauben. Plötzlich verfliegt meine Nervosität, und ich erzähle ihm aufgeregt von diesem wunderbaren Abend. »Das weißt du noch gar nicht, Luke. Deine Idee von den schönen, bezahlbaren Brautkleidern war brillant. Ava Geck, ihre Familie und ich haben einen Deal abgeschlossen – meine Designs, ihr geschäftliches Know-how. In ganz Amerika werden wir die Bräute mit schönen Kleidern beglücken, die sie sich leisten können. Auch Brautjungfern, Brautmütter, Blumenmädchen und Hunde. Oh, es wird so fabelhaft !«
Luke lacht. Vor allem über meinen Enthusiasmus, nehme ich an. Wovon ich rede, scheint er noch immer nicht zu verstehen. Wahrscheinlich weiß er gar nichts über die Ladenkette Geck’s. Seine Familie kauft natürlich niemals
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