Hokus Pokus Zuckerkuss
mich an. »Vertraust du ihr? Nichts für ungut, Lizzie, aber Ava …«
»Wenn du jetzt das Wort ›Crack-Hure‹ aussprichst, wirst du nie wieder einen Fuß in mein Apartment setzen – solange ich noch drin wohne.«
»Ich sage nur, Ava ist ebenso wenig wie eine andere Person, deren Namen ich nicht erwähne, für ihr Durchhaltevermögen berühmt. Von Pudding-Ringkämpfen abgesehen.«
»Vielleicht, weil ihr noch niemand eine Gelegenheit gegeben hat, ihre Fähigkeiten zu beweisen«, verteidige ich meine neue Geschäftspartnerin. »Immerhin ist sie eine Erbin. Wann musste sie denn jemals irgendwas durchstehen? Diesmal meint sie es ernst. Die Hundegarderobe war ihre Idee.«
»Ach ja.« Lachend legt er einen Arm um meine Schultern. » Das hat sie ernst gemeint.«
»O Chaz …« Ich verlangsame meine Schritte, lehne mich an ihn, und es ist mir egal, dass ich erhitzt und verschwitzt bin (ihm auch). Auch wenn ich mich über ihn ärgere – so wie jetzt –, muss ich ihn berühren und spüren, denn es fühlt sich so richtig an. »Manche Leute lieben ihre Haustiere. Und die wollen sie an ihrem großen, wichtigen Tag dabeihaben.«
»Wird dir nicht ein bisschen mulmig, wenn du dir die Hunde-Smokings vorstellst, die du entwerfen wirst?«
»Nein«, erwidere ich entschieden, »falls ich dadurch Arbeitsplätze rette.«
»Und wie willst du das mit den Hunde-Smokings für Geck’s hinkriegen?«
»Das habe ich mir noch nicht überlegt«, sage ich, während wir weiterlaufen. »Eins nach dem anderen. Erst mal muss ich diese Skizzen zeichnen und den Deal abschließen, dann kümmere ich mich um die Hundemode.«
»Du bist unglaublich.« In seiner Stimme schwingt kein bisschen Sarkasmus mit.
Abrupt bleibe ich stehen und schaue mit schmalen Augen zu ihm auf. »Machst du dich über mich lustig?«, frage ich argwöhnisch.
»Keineswegs.« Aufrichtig begegnet er meinem Blick und legt seine Hände auf meine Schultern. »Ich habe dir das schon mal gesagt – du bist ein Star, Lizzie Nichols, und ich würde mich geehrt fühlen, wenn ich dich auf deinem Gipfelsturm begleiten dürfte. Erklär mir einfach, wie ich dir helfen kann, und ich tu’s.«
Plötzlich füllen sich meine Augen mit Tränen, und ich muss blinzeln. Erstaunlich, wie blind ich gewesen bin. Warum habe ich mich so lange geweigert, die Wahrheit zu erkennen? Schon vor sechs Monaten hätte ich so glücklich sein können wie jetzt, hätte ich mir eingestanden, was ich die ganze Zeit wusste – dass ich Luke nicht liebe.
Doch das vertraue ich Chaz nicht an. Dafür gibt es keinen Grund. Vorerst nicht. Denn ich habe es ohnehin schon gesagt.
Stattdessen murmle ich: »Cola light.«
Seine Finger umfassen meine Schultern noch fester. »Brauchst du eine Cola light, um die Skizzen zu zeichnen?«
Wortlos nicke ich.
»Okay, ich kaufe alle Sechserpacks, die ich in der City finde, und …«
Dann erstirbt seine Stimme, sein Gesicht wird ausdruckslos. Wir haben das Chez Henri bereits erreicht, und als ich Chaz’ Blick folge, sehe ich zu meiner Verblüffung Shari auf der Eingangstreppe sitzen.
Hastig steht sie auf. An ihrer Hand hängt eine Tasche aus Hanf.
»Das ist ja unangenehm…« Chaz lässt meine Schultern los.
»Hi, Shari«, grüße ich, ohne zu lächeln. Während der letzten Minuten war sie ganz in unserer Nähe. Wahrscheinlich konnte sie jedes Wort hören.
»Hi, Lizzie«, erwidert sie und beschattet ihre Augen mit einer Hand. »Hi, Chaz. Ich muss kurz mit Lizzie reden.«
»Im Augenblick ist’s wirklich ungünstig«, entgegne ich. »Ich muss was Dringendes erledigen, und die Zeit wird knapp. Reden wir ein andermal?«
»Nein.« Shari steigt die Stufen herab. »Tut mir ehrlich leid, was ich heute gesagt habe, das war nicht nett von mir.«
»Hast du wirklich die ganze Zeit versucht, uns miteinander zu verkuppeln?«, will Chaz wissen.
»Bitte, halt dich da raus.« Dann wendet sie sich wieder zu mir. »Lizzie, du bist meine allerbeste Freundin auf der ganzen Welt. Niemals würde ich irgendetwas tun, das dich verletzt. Die Carvel-Eistorte hätte ich nicht erwähnen sollen, das war geschmacklos. Dafür entschuldige ich mich.«
»Welche Carvel-Eistorte?«, fragt Chaz.
»Ich weiß, dass du’s nicht so gemeint hast, Shari.« Plötzlich meldet sich mein Gewissen, weil ich sie so unfreundlich behandelt habe. »Und ich hätte nicht aus dem Teesalon laufen dürfen. Das war idiotisch. Mir tut’s auch leid. Verzeihst du mir?«
»Natürlich.« Sie umarmt mich, und ich atme
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