Holidays on Ice
dahinterklemmen, wenn sie bis nächste Weihnacht was fertig haben wollen. Werden zu Beginn nächster Woche die Verpflegungslaster anrollen, über und über mit Cola und appetitlichen Nudelsalaten beladen, kostenlos für jedes schäbig gekleidete Gemeindemitglied, das als Komparse gutes Geld verdienen möchte? Oder werden wir eine hässlichere Version der Geschichte aufzeichnen, irgendwo, weit weg, in einem Studio? Werdet ihr heute in einem Jahr auf einem schönen neuen Sofa sitzen und zusehen, wie das herzzerreißende Wunder dieser jungen Frau auf eurem hochauflösenden Riesenbildschirm zum Leben erwacht, oder werdet ihr euch die Dornen zwischen den Zehen herausziehen und euch fragen, wo ihr einen Fehler gemacht habt?
Vielleicht habt ihr Zeit, die Dinge reifen zu lassen, aber ich, ich kann nicht so lange warten. Ich muss heute am fr ühen Nachmittag meinen Flieger kriegen, und das gibt euch drei Stunden, um alles mit eurer jungen Freundin zu bekakeln. Netto sind das drei Stunden ohne Werbespots, und das beläuft sich auf zwei Stunden zwölf Minuten nach meiner Zeitrechnung. Euer Geistlicher hat sich geweigert, das Thema in sei ner Weihnachtspredigt zu behandeln, also wird er über etwas anderes sprechen. Irgendwann wird er jedoch wieder aufhören zu sprechen, und dann werdet ihr anfangen müssen zu denken. Und ich würde euch raten, gründlich nachzudenken. Alles, worum ich bitte, sind ein paar Einzelheiten. Es sind nur kleine Dinge, Einzelheiten eben, aber sie können einen Unterschied bedeuten, so groß wie die Welt, wenn es darum geht, sich einen Traum zu erfüllen. Vielleicht könnt ihr, während ihr nachdenkt, ein paar eigene Träume träumen, in allen Einzelheiten. Ich möchte, dass ihr euch vorstellt, wie ihr euch gegen die warmen, duftenden Polster eines nagelneuen Automobils zurücklehnt. Eure gesunden Kinder streiten immer noch, wer vorne sitzen darf, aber das lasst ihr gar nicht an euch heran. Bald werden sie wieder ihre ungeteilte Aufmerksamkeit den Unmengen von Spielzeug widmen, die sich zu ihren Füßen türmen. Daheim erwarten die Eiswürfel bereits ungeduldig den Kuss eines fein gereiften Bourbon, und ihr habt immer noch genug in der Brieftasche, um euren Nachbarn neidisch zu machen. Es ist Weihnachten, und die Welt kann sich sehen lassen.
Weihnachten hei ßt Schenken
In den ersten zw ölf Jahren unserer Ehe haben Beth und ich mit Vergnügen in der gesamten Nachbarschaft Maßstäbe gesetzt, was Komfort und Luxus betraf. Es wurde akzeptiert, dass wir intelligenter und erfolgreicher waren, aber die Gemeinschaft schien unsere Überlegenheit ohne Murren hinzunehmen, und das Leben ging seinen Gang, wie es sich gehörte. Ich hatte eine vollautomatische Feinschnitt-Heckenschere, eine elektrische Schaufel und drei Rolex-Gasgrills, die nebeneinander im Hintergarten standen. Einer war für Hühnchen, einer für Rindfleisch, und den dritten hatte ich speziell zum Dämpfen der asiatischen Pfannekuchen ausstatten lassen, die uns immer so besonders mundeten. Wenn die Vorweihnachtszeit tobte, pflegte ich einen Umzugswagen zu mieten und in die Stadt zu fahren, wo ich mir jede grelle neue Extravaganz schnappte, die mir ins Auge stach. Unsere Zwillinge, Taylor und Weston, konnten immer mit dem neuesten elektronischen Spielzeug oder Sportartikel rechnen. Beth bekam vielleicht einen Staubsauger mit Rennsattel oder ein paar pelzgef ütterte Jeans, und das war nur das, was der Nikolaus einem in den Stiefel stopfte! Es gab Boote zum Wegschmeißen, extra-raue Wildleder-Basketbälle, zinngetriebene Wandertornister und Solarzellen-Spielkartenmischer. Ich kaufte ihnen Schuhe und Kleidung und eimerweise Geschmeide in den feinsten Juweliergeschäften und Warenhäusern. Fern lag mir jede Schnäppchenjagd, jedes Feilschen um Skonto und Prozente. Ich habe immer Spitzenbeträge gezahlt, weil ich fand, dass diese einen Drittelmeter langen Preisschilder tatsächlich etwas über Weihnachten aussagten. Nach dem Auspacken der Geschenke nahmen wir zu einem aufwendigen Diner Platz und labten uns an jeder nur denkbaren Spielart von Fleisch und Pudding. Wenn wir gesättigt waren und uns ein leichtes Unwohlsein beschlich, steckten wir uns einen Silberstab in den Hals, übergaben uns und fingen noch mal von vorne an. Letztlich unterschieden wir uns nicht sehr von allen anderen Menschen. Weihnachten war die Zeit des Schwelgens, und nach außen waren wir wohl so ziemlich die schwelgerischsten Menschen, die man sich nur vorstellen konnte. Wir
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