Holidays on Ice
Weihnachtstages heute vor einem Jahr in jener gottverlassenen Scheune geschah. Und es ist eine Tragödie, dass ihr Sohn nicht mehr zur Verfügung steht, um die fehlenden Teile des Puzzles zu ergänzen. Hier hat nun diese Frau eine ihrer eigenen Nieren geopfert, um das Leben des Jungen zu retten, und sechs Tage später wird er von einem SatellitenÜbertragungswagen überfahren. Im Gegensatz zu gewissen anderen Menschen habe ich ihren Kummer respektiert und mich fast eine ganze Woche lang zurückgehalten, damit diese Frau sich, auf ihre eigene, ganz private Weise, mit der schrecklichen Ironie des Schicksals abfinden konnte. Ich habe ihr sogar die Benutzung meines eigenen, pers önlichen Teams von Anwälten angeboten, da ich hoffte, sie würde die Eigentümer dieses Ü-Wagens verklagen, und weil - ich weiß nicht, wie es euch geht — es mich rasend macht, wenn ein Kind von einem minderwertigen Sender überfahren wird. Über ihren Bruder ließ die junge Frau mitteilen, sie habe nicht vor, einen Prozess anzustrengen oder auch nur Klage zu erheben. Jeder, der auch nur so viel Hirn besitzt wie die gemeine Stechmücke, hätte diese Schweinehunde bis aufs Blut ausgequetscht, aber statt dessen zog diese einfache Landfrau es vor, sich mit nichts als ihrer Bibel zur Linderung der schrecklichen Seelenqual einzuschließen. Es war ihr gutes Recht, sich gegen einen Prozess zu entscheiden, aber die Ablehnung meines großzügigen Angebots, ihre Story zu dramatisieren, grenzt an Wahnsinn. Es kursiert das Gerücht, sie lasse sich von strengen religiösen Überzeugungen leiten, und deshalb wende ich mich heute, an diesem Morgen des Christfestes, an euch, ihre Gemeindeschwestern und -brüder.
Ich will rasch die Karten auf den Tisch legen und Klartext reden. Ihr seid arme Leute. Aber das habt ihr nicht verdient. Ich habe etwas Zeit in dieser Gegend verbracht und habe eure elenden, bauf älligen Häuser gesehen, die eher wirken wie Brennholzstapel als wie menschliche Heimstätten. Das sind Hütten, in denen ich keinen Rasenmäher unterbringen würde, geschweige denn eine Familie großziehen. Die Menschen in unseren Innenstadtghettos flitzen in nagelneuen Jeeps herum, ihr dagegen geht jeden Sonntag zu Fu ß zur Kirche und könnt von Glück sagen, wenn ihr Schuhe an den Füßen habt. Aber so muss es nicht bleiben. Heute ist Weihnachten, und eure Kinder haben nach dem Aufwachen wahrscheinlich einen Kniestrumpf vorgefunden, in dem ein zweimal gekautes Kaugummi oder eine Puppe aus altem Heftpflaster war. Ich will gar nichts gegen selbstgebastelte Geschenke sagen, aber haben eure Kinder nicht etwas Besseres verdient, als was ihr euch derzeit an Geschenken leisten könnt?
Ich will ehrlich mit euch sein, ihr Leut. Die Wahrheit ist, dass sich euer Geistlicher heute Vormittag überhaupt nicht »verspätet« hat, um den Gottesdienst zu leiten. Er wartet draußen vor der Kirche, gemütlich auf dem Rücksitz meines Autos. Vor ein paar Tagen habe ich ihn angesprochen und gefragt, ob ich ein paar Worte an die Gemeinde richten darf. Er sagte: »Nein, Sir, das dürfen Sie nicht.« Dann habe ich ihm ein paar Entwürfe gezeigt, gezeichnet von einem der angesehensten Architekten des Landes. Es sind die Baupläne für eure neue Kirche, denn diese, ihr Leut, wird abgerissen. (Beifall abwarten.) Morgen früh kommen die Planierraupen, um mit dem Bau eines großartigen Tempels zu beginnen, der vom selben Mann entworfen wurde, dem wir das Wespenkopf-Kongresszentrum in Houston, Texas, verdanken. Der neue Glockenturm wird in spielerischer Weise an eine Injektionsnadel erinnern. Ihr werdet Kirchenbänke aus Nirosta und einen Altar aus poliertem Beton haben, so groß, dass selbst die Katholiken neidisch werden.
Diese neue Kirche ist ein Weihnachtsgeschenk. Ein sehr teures Weihnachtsgeschenk von mir f ür euch und ohne jede Verpflichtung für euch. Aber eine neue Kirche füllt euch noch nicht den Magen oder zahlt die Arztrechnungen, wenn der kleine Jethro mal wieder eine Handvoll Reißzwecken geschluckt hat. Was wäre, wenn ich euch, als Gegenleistung für einen kleinen Gefallen, ein bisschen Hilfe in dieser Hinsicht anböte? Meine Damen und Herren, in diesem Jahr leistet der Weihnachtsmann wirklich ganze Arbeit. Die Frage ist: Werdet ihr ihn mit offenen Armen empfangen, oder schickt ihr ihn wieder weg -, wie eine gewisse junge Frau und ihr hinterhältiger Bruder, dem Geld nichts bedeutet?
Wisst ihr, als ich heute Morgen herflog, dachte ich, ich k önnte jedem von
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