Hollywood & Buecherwurm
aus der Videothek des reichen Kerls, übergegangen.
Plötzlich schreckte Taylor hoch. Dylan sah sie überrascht an und richtete sich ebenfalls etwas auf.
„Ach du scheiße“, fluchte sie.
Dylan sah sie amüsiert an. Aus ihrem Mund klangen selbst Schimpfwörter auf gewisse Art und Weise niedlich. “Was ist?“
„Wir haben ganz vergessen, uns zu bedanken!“
„Was?“ Dylan schenkte ihr ein Lächeln, in dem sie sich hätte verlieren können, obwohl sie im selben Moment dachte, dass er sie wohl für verrückt hielt.
„Naja, bei uns gibt es zu Thanksgiving die Familientradition, dass alle reihum sagen, wofür sie in jenem Jahr besonders dankbar sind!“
„Die gibt es bei uns auch“, pflichtete Dylan bei. „Ich hab sie immer schon gehasst!“
„Ich mag sie“, sagte Taylor.
Dylan blickte sie an. Dann richtete er sich auf, nahm ihre beiden Hände in seine und zog sie hoch, sodass sie sich gegenüber saßen.
„Na gut, dann fang mal an“, sagte er mit gespielt übertriebener Genervtheit.
„Womit“, stellte Taylor sich dumm und musste ein Lächeln unterdrücken. In den letzten Stunden war aus Dylan dem Arsch Dylan der „hach-seufz-er-ist-sooooo-toll“ geworden.
„Mir zu sagen, wofür du in diesem Jahr dankbar bist!“ Er sah ihr in die Augen.
„Ich denke, du hasst das“, sagte sie leise.
„Ich kann damit leben und dir ist es wichtig“, sagte er.
Taylor lächelte, und für dieses Lächeln hätte Dylan die nächsten hundert Jahre an Thanksgiving aufgezählt, wofür er dankbar war.
„Okay“, begann Taylor, „also, ich bin dankbar dafür, dass es meiner Familie gut geht, dass meine Mum gesund ist und dass meine Oma das Naturell eines jungen Pferdes hat. Ich bin auch dankbar dafür, dass ich selber gesund bin. Dann bin ich dafür dankbar, dass meine Bücher sich so gut verkaufen und dass mir die Arbeit an Broken Dreams so schnell von der Hand gegangen ist. Ich bin dankbar für mein Leben. Auch wenn es manchmal Ecken und Kanten hat, hab ich es ganz gut erwischt. Ich möchte mit niemandem tauschen.“
Dylan war wie in Trance. Als er so da saß, Taylors Hände hielt und ihr zuhörte, wie sie die Dinge aufzählte, für die sie dankbar war, war es, als würden ihm die Augen geöffnet. Die Frauen, mit denen er sich bislang getroffen hatte, all die Starlets, die Schauspielerinnen und Models, die ihm von Berufs wegen tagtäglich begegneten, waren abgehoben. Würde er jetzt mit einer von ihnen hier sitzen, war er sicher, würde kaum eine etwas haben, wofür sie dankbar sein konnte. Vermutlich würden sie jammern, dass die Gage für den letzten Film zu gering war, dass sie langsam älter wurden und sich Falten bemerkbar machten und dass diese oder jene verhasste Kollegin ihr eine interessante Rolle weggeschnappt hatte. Kaum eine würde sich dafür bedanken, dass es ihrer Großmutter gut ging, geschweige denn, für das Leben, das sie führte. Niemand von den letzten paar Dates, die er gehabt hatte, hatte diese Zufriedenheit mit sich selbst ausgestrahlt, wie Taylor es jetzt tat. Dylan drückte sanft ihre Hände.
„….ach ja, und dann bin ich noch für das großartige Thanksgivingessen dankbar, dass du mir heute gezaubert hast. Du hast mir damit eine große Freude bereitet!“ Sie blitzte ihn mit ihren Augen an.
Dylan saß eine Weile still und sagte nichts. Er rührte sich keinen Millimeter und Taylor sah ihn fragend an.
„Alles in Ordnung mit dir“, fragte sie nach einer Weile.
„Oh, ja, alles klar“, sagte er dann.
„Gut, dann bist du jetzt dran!“ Sie sah ihn erwartungsvoll an.
Dylan atmete einmal tief durch und drückte nochmals Taylors Hände. Mit seinen Daumen strich er über ihre Handrücken.
„Okay…ich bin dankbar dafür, dass ich immer noch ein gefragter Schauspieler bin, obwohl ich auf die vierzig zugehe. Ich bin dankbar dafür, meine Mutter immer für mich da ist und in mir immer noch den kleinen Jungen sieht, der sich morgens zum Spielen verabschiedet und verspricht, um sieben Uhr abends zurück zu sein. Ich bin dankbar dafür, dass mein Agent mich dazu überredet hat, ein Drehbuch zu schreiben, weil mir das großen Spaß gemacht hat!“
Er atmete noch einmal tief ein, sah Taylor in die Augen, nahm ihre Hände etwas fester in seine und fuhr dann fort: „…und ich bin so wahnsinnig dankbar dafür, dass dieser verdammte Sturm das Flugzeug hierher umgeleitet hat. Ich bin dankbar dafür, dass wir hier gemeinsam in dieser verschneiten Hütte sind und ich dir nahe sein
Weitere Kostenlose Bücher