Hollywood & Buecherwurm
„alt“ war – sah sie irrsinnig gut aus. Besser, als so manche Fünfundzwanzigjährige, rief er sich in Erinnerung.
„Hmn, ja, ich bin wohl irgendwie weggenickt. Ich war auch mal wach, in der Nacht, aber da wollte ich dann nicht mehr rüber gehen!“
„Dann setz dich erstmal und wir frühstücken!“ Dylan rückte ihr einen Stuhl zurecht und nahm dann auf dem ihr gegenüber Platz.
„Heute ist Thanksgiving“, bemerkte Taylor nach einer Weile. „Das erste Thanksgiving in zweiunddreißig Jahren, das ich ohne meine Familie und ohne Truthahn verbringe“, setzte sie dann etwas traurig hinzu.
„Tut mir leid“, sagte Dylan. „Du bist ein ziemlicher Familienmensch, was?“
„Naja, Familienmensch würde ich mich selber nicht nennen, ich seh meine Familie, wenns hoch kommt, fünfmal im Jahr – mal abgesehen von Auszeiten wie der, in der ich gerade stecke. Aber…ich habe mir fest vorgenommen, sie mindestens einmal im Monat zu besuchen. Die vergangenen Wochen und Monate haben mir gezeigt, dass ich mehr an meiner Mum und meiner Grandma hänge, als ich es mir hätte träumen lassen!“
„Ich weiß, was du meinst“, antworteteDylan . „Ich möchte meine Mutter auch öfters besuchen und hoffe, dass ich diesen Vorsatz auch in die Tat umsetzen kann. Ich gerate oft in einen Alltagstrott hinein, in dem es mir kaum möglich ist, mich heraus zu lösen und etwas zu tun, was ich nicht die Tage und Wochen zuvor auch gemacht habe. Ich weiß nicht, warum das so ist. Vielleicht ist dass das bisschen Beständigkeit in meinem Leben, an das ich mich so sehr hänge..“.
„Irgendwie verrückt, was“, sagte Taylor.
„Was meinst du?“
„Naja, wir haben beide nicht gerade Jobs, in denen wir wahnsinnig unflexibel sind. Ich meine, wir sind weder irgendwelche Manager mit achtzig-Stunden-Wochen noch arbeiten wir am anderen Ende der Welt. Und doch erfinden wir ständig Ausreden, warum wir nicht zu unseren Familien können!“
„Aber das ändern wir ja jetzt“, sagte Dylan und sah Taylor in die Augen. „Wir könnten uns gegenseitig Erinnerungsmails schicken. Oder Flugtickets…Oder Barbershop-Quartetts, die uns singend daran erinnern, dass wir nach Brentwood müssen!“
Taylors Miene hellte sich auf. „Ja, das wär’ eine Möglichkeit“, lächelte sie.
„Hast du schon einen Plan für heute“, fragte Dylan dann.
„Plan?“
„Naja, es ist noch nicht einmal neun Uhr Morgens, und wir haben einen ganzen langen Tag voller Zeit vor uns. Gibt es irgendetwas, was du unternehmen möchtest?“
Taylors Blick ging zum Fenster. Über Nacht musste es zu schneien aufgehört haben, denn draußen war alles ruhig und still. Das Land war mit einer silbrig glänzenden Schneedecke zugedeckt.
„Es hat zu schneien aufgehört“, bemerkte sie, „ich schätze, ich seh mir mal die Gegend an! Kommst du mit?“
Wenig später stapften sie, dick eingepackt in Jacken, Handschuhe und Stiefel durch den Schnee. Es war klirrend kalt und der Schnee reichte Taylor bis an die Knie.
„Ganz schön kalt hier“, sagte Dylan und rieb demonstrativ seine Hände.
„Aber gleichzeitig wunderschön“, ergänzte Taylor. „In Manhattan ist Alles, was man vom Schnee mitbekommt, grauer Matsch. Hier draußen sieht es so aus, als wäre as Szenario einer Weihnachtspostkarte entschlüpft!“ Sie gingen hinter der Hütte einen kleinen Weg entlang, der nach einer Biegung in einem zugefrorenen See endete.
„Das muss der See sein, von dem Bill gestern gesprochen hat“, sagte Taylor. Sie fegte den Schnee von einem Felsen, der ihr bis zur Hüfte reichte und kletterte darauf. „Es ist hier wirklich himmlisch – trotz der beißenden Kälte. Ich schätze, ich werde im Sommer wieder einmal hier her kommen. Es muss einfach herrlich sein, fernab der Zivilisation hier in diesem kleinen Paradies zu sein und zur Ruhe kommen zu können!“
Dylan stand hinter ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Ja, das ist es bestimmt!“ sagte er. „Taylor?“
„Ja?“
„Hör mal…ich…ich möchte mich noch einmal dafür entschuldigen, was ich im Sommer zu meiner Mutter über dich gesagt habe. Ich habe nicht überlegt und vermutlich ist der versnobte Schauspieler in mir herausgebrochen, der ich nicht bin. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen!“
Taylor sagte eine Weile nichts.
„Ist doch längst verziehen“, lächelte sie dann. Dylan schloss seine Arme um sie und küsste sie kurz auf die Wange.
„Sehr gut. Ich...ich finde dich nämlich wirklich
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