Holunderblut
besten gefallen hätte, ist das reinste Montagsauto, so der Tandler, und Dauergast bei ihm am Hof, weil eben ständig etwas hin ist an dem Wagen. Als Letztes, vor dreieinhalb Wochen, der Vergaser, und das beim Altmann seinem Alltagswagen. »Und deswegen is’s ja so komisch. Er hat mir ja no an so an Druck gmacht, dass i eam des glei richt. Für den übernächsten Tag hab i eam versprocha, dass er fertig is, und so war’s aa. Der Altmann is mit am Taxi hoam, und seitdem: Funkstille. An sei Handy geht er aa nimmer, ewig nur sei Mobilbox. Für oan, den wo du normalerweis zu jeder Tages- und Nachtzeit daglangst, scho sejtsam, oder?«
An seiner Pause hat die Katharina gemerkt, dass hier ihre Zustimmung gefragt ist. Also hat sie genickt und dann das Einzige gefragt, was an der ganzen Geschichte auch nur annähernd ihre Aufmerksamkeit erregt hat.
»Wenn er den ganzen Autos die Nama von den Frauen gebn hat, mit dene er zu dera Zeit, wo er s’ kafft hat, beianander war, wia hoaßen die drei Schönheiten da drübn nachert?« Da hat die Katharina jetzt freilich einen Trick benutzt, weil sie hat längst kapiert, dass Autos dem Hafner seine größte, wenn nicht einzige Passion waren. Und wenn du dann Schönheiten sagst, dann weiß so ein Autotandler, du liegst mit ihm auf derselben Wellenlänge.
»Der Gojdene, der hoaßt Clara, wie dem Altmann sei Ex, die eam jetz so übers Ohr haut. Der Schwarze hoaßt Anna, aber die kenn i persönlich ned, des war a äjtere Gschicht. Und der Weiße hoaßt Sabine. Aber bittschee fragn S’ mi ned nach
der
!«
Das hat der Hafner so entnervt gesagt, dass die Katharina sofort gemerkt hat, der bettelt geradezu, sie möge fragen, damit er noch eine Anekdote loswerden kann. Den Gefallen hat sie ihm gern getan.
»Wiaso? Was is mit der Sabine?«
Der Hafner hat gehässig gelacht.
»A so a Gschtörte, des habn Sie no nia dalebt! Und i aa ned. A Stalkerin, daad ma heitz’dog sagn. Dabei hätt s’ as gar ned notwendig. Sejber reich wia d’ Sau und attraktiv und ojs. An Doktor hat s’ aa no. In Tiermedizin. Und weil die aa in Süchting lebt, wia der Altmann friara, is er extra wegzogn. Oiso die Weiber, I sag’s Eana. Alle gschtört.« Er hat den Kopf geschüttelt, als der Jakob gerade wieder mit dem Golf aus der Werkstatt gekommen ist.
»Und? Was macht a Polizistin wia Sie ansonsten a so, wenn’s koane Verbrecha zum Aufklärn gibt?«, hat der Hafner schnell noch geradezu intim gefragt. Die Katharina hat nicht gleich geschalten, weil sie gerade überlegt hat, ob sie auch ein
gschtörtes Weib
ist.
»I moan, in ihrer Freizeit. Heit auf d’ Nacht zum Beispuj.«
»Heit auf d’ Nacht? Den Polizeibericht tippen, weil Sie heut Nachmittag bei uns in der Dienststelle in Weil offiziell Vermisstenanzeige erstatten werden«, hat die Katharina darauf recht lässig geantwortet.
Der Jakob ist ausgestiegen und auf sie zugekommen, und das war’s dann mit intim. Der Hafner hat es auchplötzlich ganz wichtig gehabt zu schauen, wie weit seine Mechaniker mit der Arbeit sind. Ein »Oiso dann, pfiat Eana«, und er ist in seine Werkstatt rein.
»Da, dein Schlüssel«, hat der Jakob gesagt, und »Ojs wieder festgschraubt. Hoist du den Einsatzwagen dann heit Nachmittag?«
»Schaung mar amoi.«
»I hab di no nia gseng da bei uns.«
»I hab z’ Minga gwohnt, vorher. Aber jetz bin i wieder dahoam, in Weil, bei der Polizei.«
Da hat der Jakob ganz verständnisvoll genickt. »Und was macht a Polizistin wia du so auf d’ Nacht? Gehst du aa amoi furt?«
Jetzt hat die Katharina grinsen müssen, weil erstens kommt es ja schon selten vor, dass du als fast Vierzigjährige innerhalb von drei Minuten zwei Interessenten triffst. Und zweitens, weil der Jakob als Junger das Ganze auf eine recht nette Art gesagt hat, da kannst du dich nur geschmeichelt fühlen als Frau, geht gar nicht anders. Aber Polizei ist Polizei und Dienst ist Dienst, und da heißt es unbestechlich bleiben.
»Schaung mar amoi.«
Der Jakob hat zurückgegrinst und »Ciao« gesagt, weil
schaung mar amoi
ist keine Abfuhr, sondern mehr so die bayerische Umschreibung für
Ich tät schon gern, aber anstandshalber verschieben wir das noch ein wenig mit dem Date
.
Und die Katharina ist in ihren Golf gestiegen, haarscharf zwischen Haus und Transporter durchgestartet und zurück zur Polizeidienststelle nach Weil gefahren.
DREI
Als sich die Katharina dann am Abend in ihrem Austragshäusl einen Wein aufgemacht hat – einen roten Italiener, einen Merlot,
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