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Holundermond

Holundermond

Titel: Holundermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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noch einmal zu betreten. Sie musste Gewissheit haben. Flavio hielt ihre Hand noch ein bisschen fester und öffnete die Tür.
    Milde Sommerluft schlug ihnen entgegen und die Tautropfen auf den Gräsern glitzerten in der aufgehenden Sonne. Der alte Friedhof sah in der Morgendämmerung so still und friedlich aus, dass Nele nicht glauben konnte, wie sehr sie sich noch vor Kurzem hier gefürchtet hatte.
    Sie atmete tief durch und folgte Flavio zu der Stelle, an der sie den Grabstein entdeckt hatten.
    Als sie näher traten, flog eine Amsel auf, die sich auf dem Stein ihr Gefieder geputzt hatte. Der kleine Vogel ließ sich auf einem schmiedeeisernen Kreuz nieder und fing an, die Sonne mit lautem Gezwitscher zu begrüßen.
    Flavio schob mit der freien Hand den Efeu vorsichtig zur Seite, der von dem ganzen Stein Besitz ergriffen hatte.
    Gemeinsam lasen sie die Inschrift.
    BRUDER STEPHANUS
GEBOREN AM 21. DES MARTIUS
ANNO DOMINI 1653
ALS
STEPHAN ALEXANDER HOLZER
GESTORBEN AM 13. DES IULIUS
ANNO DOMINI 1683
    »Vivianes Bruder hatte recht.« Flavio fand seine Sprache zuerst wieder. «Er ist tatsächlich am Tag des Türkenüberfalls gestorben. Warum ist er bloß noch einmal zurück in das Kloster gerannt? Ich möchte wissen, was er dort zu suchen hatte.«
    »Vielleicht hoffte er, die Gegenstände, die er in der Schatzkammer versteckt hatte, auf wundersame Weise doch in seiner Zeit zu finden. Er muss völlig verzweifelt gewesen sein.«
    Nele seufzte. Einerseits war sie froh zu sehen, dass Holzer keine Gefahr mehr für sie darstellte. Aber vor ihm sicher zu sein war das eine. Zu lesen, dass er gestorben war, war etwas ganz anderes. Irgendwie tat ihr der Historiker plötzlich leid.
    Hatte Vivianes Bruder nicht erzählt, dass er mit dem frühen Tod seiner Eltern nicht fertig geworden war? »Er muss unglaublich viel gewusst haben«, sagte sie. »Denk mal an die ganzen Bücher in seinem Büro. Ob er die alle gelesen hat?«
    »Keine Ahnung.« Flavio zuckte mit den Schultern. »Vermutlich schon. Er konnte ja fließend Latein und noch andere alte Sprachen.«
    Behutsam strich Nele über den Efeu und schob die Ranken wieder so über den Stein, dass die Inschrift von ihnen bedeckt wurde. »Irgendwie ist es traurig, dass er so enden musste, finde ich. Er hätte viel aus seinem Wissen machen können.« Nele dachte an Jan und wie sehr er sich manchmal mit den Übersetzungen alter Texte und Bücher herumschlug.
    »Ja, hätte er vermutlich. Aber soll ich dir was sagen?« Flavio kickte einen kleinen Kiesel über den Weg. »Er war ein furchtbar schlechter Lehrer!«
    Nele musste lachen.
    »Komm, ich hab Hunger.« Flavio knuffte sie in die Seite. »Lass uns gucken, ob die anderen das Frühstück schon fertig haben.«
    Sie schlüpften wieder durch die Öffnung in der Mauer, liefen bis zum Haupttor an der Außenmauer entlang und schlugen dann den Weg zur Pension ein.
    »Warte mal bitte. Ich möchte noch schnell etwas nachschauen.« Nele wandte sich dem großen Eingangsportal der Kartause zu. Dort hing eine riesige Sandsteintafel, auf der die Geschichte des Klosters in mühevoller Handarbeit eingemeißelt war. Sie kniff die Augen zusammen, um die schon leicht verwitterten Buchstaben besser lesen zu können. Dann jubelte sie auf. »Er hat es geschafft. Sieh nur, Flavio, Theo hat es geschafft. Er ist Prior von Mauerbach geworden.« Sie fiel Flavio um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
    »Oh, dafür bin ich ihm jetzt aber ausgesprochen dankbar.« Flavio grinste. »Und da ich mich jetzt nie wieder waschen werde im Gesicht, werde ich bald so aussehen wie Theo zu seinen allerbesten Zeiten in Wien.«
    »Blödmann.« Nele gab ihm einen Schubs.
    »
Grazie, signorina!
« Flavio verneigte sich knapp und rannte lachend los.
    * * *

»Grazie, signorina!« Flavio verneigte sich knapp und rannte lachend los
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    Auch ich möchte danke sagen:
    Danke an meinen lieben Kollegen Jan Schuld , der mich von der ersten Zeile an durch diesen Roman begleitet hat und mir stets, je nach Bedarf, mit Zuckerbrot und Peitsche, vielen guten Tipps und vor allem immer mit seiner Freundschaft zur Seite stand.
    Danke an meinen Freund Emanuel Boresch , der in der Kartause lebt und mir zu jeder Tages- und Nachtzeit Antworten auf meine vielen Fragen zur Geschichte dieses Klosters gab. Seine fundierte Sachkenntnis war für mich wie ein riesiger Schatz, in dem ich nach Herzenslust stöbern durfte.
    Danke auch meiner wunderbaren Agentin Michaela Hanauer , die sofort an meinen Roman

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