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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ihm nach. Und an diesem herrlichen Sommernachmittag gab es nicht den leisesten Zweifel daran, dass eines Tages jeder von uns etwas so Dramatisches wie Joe Castle vollbringen würde. Es war völlig klar, dass wir alle Baseball-Profis werden würden, die Frage war nur, für welche Mannschaft. Natürlich beschlossen wir, dass wir für die Cubs spielen würden, alle drei, und das für lange Zeit.
    Ich aß gerade mit meiner Mutter und Jill zu Abend, als das Telefon klingelte. Es war mein Coach, der mir mitteilte, dass am Morgen die Auswahl für das All-Star-Team der Little League stattgefunden habe und ich in den aus zwölf Spielern bestehenden Kader aufgenommen worden sei, als einziger Elfjähriger. Natürlich hatte ich davon geträumt, mir aber immer gesagt, dass ich keine Chance hatte. Ich war völlig aus dem Häuschen, und nachdem ich mit überschlagender Stimme meiner Mom und Jill davon erzählt hatte, wollte ich es auch unbedingt meinem Vater sagen. Doch er war mit den Mets in Atlanta und stand gerade im Stadion, wo um neunzehn Uhr sein Spiel beginnen sollte. Ich wusste, dass er hinterher nicht bei uns anrufen würde. Meine Mutter meinte, ich solle bis zum späten Sonntagmorgen warten und dann versuchen, ihn im Hotel zu erreichen.
    Nachdem ich das Sandwich aufgegessen habe, nehme ich mein Scrapbook, bezahle und setze die Fahrt fort. Bald verlasse ich die Reis- und Bohnenfelder, die Landschaft wird immer hügeliger, und schließlich bin ich in den Ozark Mountains, die eigentlich kein Gebirge, sondern eher etwas größer geratene Hügel sind. In Batesville, dem Geburtsort von Rick Monday, überquere ich den White River und folge ihm nach Norden, durch Mountain View bis in den Ozark National Forest. Es ist eine schöne Fahrt auf dem Highway 5 , einer schmalen, kurvenreichen Straße, die im Oktober vermutlich ein gutes Postkartenmotiv abgeben würde, doch wir haben August, und das Gras ist braun und verdorrt.
    Soviel ich weiß, lebt Joe Castle noch immer in Calico Rock. Nach dem Ende seiner kurzen Karriere kehrte er in seinen Geburtsort zurück und verschwand von der Bildfläche. Es gab noch ein paar Artikel in den Zeitungen über ihn, doch nach einiger Zeit vergaßen ihn die Journalisten, da der Kontakt zu ihm abgerissen war. 1977 hat ein Reporter, der für die Sports Illustrated schrieb, noch einen Versuch unternommen. Aber die Einwohner der Stadt waren verschwiegen, und es drangen so gut wie keine Informationen nach außen. Der Reporter konnte Joe nicht finden und wurde schließlich von dessen Bruder Red gebeten, die Stadt zu verlassen.
    Als ich in Calico Rock ankomme, sage ich mir zum hundertsten Mal, dass es eine dumme Idee ist. Das, was ich vorhabe, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt und könnte sogar gefährlich werden.
    Calico Rock ist ein hübscher Ort am White River. In der Nähe der Brücke sind zahlreiche Holzdecks zum Forellenfischen angelegt worden, der Fluss ist ein beliebter Ort zum Angeln. Ich parke vor den Geschäften in der Main Street und frage mich kurz, wie es hier vor dreißig Jahren ausgesehen hat, als Joes Freunde und Familie sich versammelt hatten, um Vince Lloyd und Lou Boudreau zuzuhören, die in jenem magischen Sommer die Spiele kommentierten. Fast kann ich das Entsetzen angesichts von Joes Zusammenbruch spüren.
    Ich suche einen Mann namens Clarence Rook, den Eigentümer und Herausgeber des Calico Rock Record, einer kleinen Wochenzeitung, die seit einem halben Jahrhundert über die Ereignisse in der kleinen Stadt berichtet. Mr. Rook ist schon fast genauso lange bei der Zeitung, und wenn er mir nicht helfen will, habe ich keinen anderen Plan. Die Redaktion ist in der Main Street, drei Häuser neben dem Evans Drug Store. Ich hole tief Luft und gehe hinein. Eine junge Sekretärin in Jeans begrüßt mich mit einem strahlenden Lächeln und einem freundlichen Hallo.
    »Ich suche Clarence Rook.« Diesen ersten Satz habe ich sorgfältig einstudiert.
    »Er hat gerade ziemlich viel zu tun«, erwidert sie, immer noch lächelnd. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein, aber trotzdem vielen Dank. Ich muss mit ihm persönlich sprechen.«
    »Okay. Sagen Sie mir Ihren Namen?«
    »Paul Casey. Ich bin Reporter beim Baseball Monthly. « Meine Lügen werden sehr bald enttarnt werden, doch die Wahrheit bringt mich jetzt nicht weiter.
    »Interessant«, meint sie. »Und was führt Sie nach Calico Rock?«
    »Ich arbeite an einem Artikel«, gebe ich Auskunft, wobei mir sehr wohl bewusst ist, wie vage das

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