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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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Dinge wie besonders gelungene Gleichungen, Strukturen oder Muster. Die legt er dann fein säuberlich geordnet in seinem Gehirn ab. Ich weiß, das klingt leicht absonderlich, aber Sie sollten sich ein wenig mit dem Thema beschäftigen, dann werden Sie verstehen.“
    „Ich werde nachlesen, versprochen. Was muss ich sonst noch wissen?“
    „Er bevorzugt bei der Kommunikation unpersönliche technische Hilfsmittel. Hat er aber einmal Vertrauen zu jemandem gefasst, kann man sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gut mit ihm unterhalten.“
    „Das heißt, Sie haben sich mit ihm noch nicht richtig unterhalten?“, fragte er.
    „Wenn zwei Menschen ein Gespräch führen, gehen wir davon aus, dass beide an dem Gespräch interessiert sind und das Gespräch so strukturieren, dass es sich fortsetzt. Beide Gesprächspartner entwickeln die Kommunikation und lenken sie bewusst oder unbewusst in eine bestimmte Richtung, so wie wir beide gerade.
    Tobias Feist und ich haben uns nicht unterhalten. Ich habe ihm Fragen gestellt und er hat sie beantwortet, es hat sich kein Gespräch entwickelt, obwohl ich das gefördert habe und gewünscht hätte. Er hat alle meine Fragen offen und ehrlich beantwortet, denke ich, aber nicht mehr. Er hat zum Beispiel selbst keine einzige Frage gestellt. War das bei Ihnen anders, Herr Fletcher?“
    „Nicht direkt. Nein, das war wohl nicht anders als bei Ihnen. Ich habe es bisher auf seine introvertierte Art zurückgeführt, außerdem reagiert er auf klassische Small-Talk-Themen wie Sport und das Tagesgeschehen überhaupt nicht. Aber eine andere Frage: Wie gewinne ich sein Vertrauen?“
    „Zollen Sie ihm Anerkennung, loben Sie ihn. Unterstützen Sie ihn in allem. Geben Sie ihm alle gewünschten Informationen und schirmen Sie ihn ab, wenn er etwas als bedrohlich oder lästig empfindet. Das gilt vor allem für andere Menschen. Ein eigenes Büro wäre sicher von Vorteil.
    Halten Sie sich von seinen Unterlagen fern, auch von seinen elektronischen Verzeichnissen! Das wäre ein Vertrauensbruch, den er wahrscheinlich nicht verzeihen würde. Machen Sie nicht den Fehler zu glauben, Sie könnten ihn in Sachen Computer austricksen. Im realen Leben, gegenüber Menschen, denen er vertraut, dürfte er allerdings naiv wie ein Fünfjähriger sein.“
    „Das ist ja einiges, Frau Taydon. Und er ist gefährlich?“
    Sie schaute ihn direkt an, er glaubte, neuen Respekt in ihrem Gesicht zu lesen. Aber vielleicht war das auch nur eine Wunschvorstellung.
    „Wieso vermuten Sie das, Leutnant Fletcher?“
    Brian zögerte. „Als ich ihn in Frankfurt abholte und mit ihm nach London flog, redeten wir kaum. Wegen meiner Dienstzeit in Deutschland spreche ich ganz passabel Deutsch, daran konnte es also nicht liegen. Es war so, wie Sie es vorhin geschildert haben. Kein Gespräch, mehr ein Fragen und Antworten. Im Flugzeug saß ich neben ihm und ich merkte zwei Dinge. Das eine war, dass er offensichtlich die erzwungene körperliche Nähe als unangenehm empfand. Das andere war eine gewisse unterschwellige Aggressivität, die ich mir allerdings damals eher mit Angst, also Angst vor der Zukunft, erklärte.“
    „Angst kann sich in Form von Aggressivität bemerkbar machen. Lähmung, Flucht oder Angriff sind unsere genetisch fixierten Reaktionen, wenn wir in eine extreme Stresssituation oder in eine Bedrohungssituation kommen. Aber ich glaube nicht, dass es Angst war, was Sie damals bemerkten, Leutnant Fletcher. Vermutlich war Feist in einer Stresssituation, da er nicht wusste, was auf ihn zukommt. Ich finde Ihre Frage allerdings interessant, weil wir tatsächlich ein gewisses Aggressionspotenzial bei ihm festgestellt haben. Irgendein tief sitzender Groll. Aber ich glaube, solange er damit beziehungsweise mit der Ursache dieses Problems nicht direkt konfrontiert wird, ist er vollkommen harmlos.“
    Brian warf einen Blick auf die Uhr – sie saßen schon über eine Stunde zusammen, und er hatte nur noch zehn Minuten Zeit. Er musste zu einer Sitzung, scheinbar gab es Ärger mit den Falklandinseln und Argentinien.
    „Ich muss gleich weg, Frau Taydon. Was sollte ich aus Ihrer Sicht noch über Feist wissen?“
    „Er ist auf seinem Gebiet hochintelligent und kann sich hier sicher auch sehr schnell Wissen aneignen. Ansonsten ist er eher ungebildet. Er hat nur eine rudimentäre Schul- und Allgemeinbildung. Mit dieser Inselbegabung läuft er sozusagen mit einer Lupe durch die Welt. Was ihn interessiert, sieht er extrem scharf, alles, was ihn

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