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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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seines Landes gespeichert. Die Behörden würden lediglich noch für den Zugriff auf die Daten zahlen. Und diese Kosten könnten sie wiederum auf die Bürger umlegen, in Form von Bearbeitungsgebühren. Das war ein weltweites Einsparpotenzial in Billionenhöhe.
    Heute Abend stand der Markteinstieg von IMIAS auf Dèrùgo Fengs Plan. Es war eine kleine, scheinbar unbedeutende Position in den Abschlussverhandlungen zum chinesisch-europäischen Stabilitäts- und Wirtschaftspakt. Nur eine Fußnote in einem umfangreichen Vertragswerk – aber eine, die die Welt verändern und den Feng-Clan noch reicher machen sollte.
    Dank gezielter Indiskretionen, aktivem Lobbying und planvoller PR brachte inzwischen die Bevölkerung Europas dem angestrebten chinesisch-europäischen Stabilitäts- und Wirtschaftspakt Wohlwollen entgegen. Der Pakt versprach den schulden- und rezessionsgeplagten Europäern Geld und neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Die Börsen hatten in den letzten Wochen nervös auf jeden Zwischenbericht von den Verhandlungen reagiert.
    Dérúgo Fengs und damit Chinas Strategie war glasklar, doch die europäischen Verhandlungspartner blendeten die zukünftige Abhängigkeit von China und damit Chinas zunehmenden Einfluss auf die europäische Politik erfolgreich aus. Die Europäer suchten den kurzfristigen Erfolg, sie planten von Wahl zur Wahl. Die Strategie Chinas war hingegen langfristig ausgerichtet, in Fengs Augen ein eindeutiger Vorteil der chinesischen Regierungsform.
    Er betrat durch einen Nebeneingang die Chinesische Botschaft. Sein Assistent To Zhang erwartete ihn schon. To Zhang konnte bei Weitem noch nicht seinen Vorgänger, den verstorbenen Ao Chen, ersetzen. Aber er war auf dem besten Wege, Feng war mit ihm zufrieden. Er hatte bei der Auswahl seines neuen Assistenten darauf geachtet, jemanden zu finden, der in keinerlei Beziehung zu seinem Vater Wei Feng stand.
    To Zhang arbeitete seit drei Jahren in der Chinesischen Botschaft in London, er war also schon vor Dérúgo Feng da gewesen. Er hatte in den USA studiert und war dann bei einer chinesischen Spezialeinheit für die Nachrichtenbeschaffung tätig gewesen.
    To Zhang nahm Feng den Mantel ab.
    „Ist der Professor da?“, fragte Dérúgo Feng.
    „Er wartet schon seit etwa zwanzig Minuten. Er macht einen nervösen Eindruck.“
    „Gibt es etwas, das ich wissen muss?“
    „Ihm scheint im Labor ein Durchbruch gelungen zu sein.“

„Guten Tag, Professor Brighton. Schön, Sie zu sehen.“ Dérúgo Feng ging mit energischem Schritt auf den hageren Mann zu, der erschrocken aus dem Sessel sprang. Er war eingenickt, offensichtlich übernächtigt. Professor Eduard Brighton – US-Amerikaner, Molekulargenetiker und einer der führenden Forscher auf dem Gebiet menschlicher Stammzellen. Fengs Vater hatte ihn vor rund einem Jahr vom Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, USA abgeworben und nach England geholt. Das Gehalt in zweistelliger Millionenhöhe und die Forschungsmöglichkeiten hatten den Professor schnell überzeugt. Brighton konnte auf Forschungsteams in England, China, Indien, Südafrika, den USA und der Schweiz zurückgreifen. Er hätte überall arbeiten können, der einzige Grund, warum er seinen Arbeitsplatz in London hatte, war, dass Feng ihn in seiner unmittelbaren Nähe haben wollte.
    Der Amerikaner war hoch gewachsen, fast zwei Meter groß. In seiner Jugend war er ein begeisterter und talentierter Basketballspieler gewesen, bis ein unglücklicher Zusammenstoß und ein komplizierter Beinbruch ihn vom Sport abgebracht hatten, sodass er sich ganz auf die Wissenschaft konzentrierte. Er war einer der ersten Forscher gewesen, der sich mit menschlichen Stammzellen befasste, und hatte sich in seinem Forschungsgebiet schnell einen Namen gemacht. In den letzten Jahren war er öfter als potenzieller Nobelpreisträger im Gespräch, doch bisher hatte ihn das Komitee übergangen. Ihn trieb der Ehrgeiz, den Nobelpreis zu bekommen, und das nutzte Feng aus.
    „Ich war überrascht, als Sie heute Morgen um einen sofortigen Termin anfragten. Setzen Sie sich doch, Herr Professor. Sie sehen aus, als hätten Sie die ganze Nacht kein Auge zugemacht.“
    „Habe ich auch nicht, Herr Feng, habe ich auch nicht! Wir haben einen sagenhaften Durchbruch, die letzte Versuchsreihe hat vollkommen unerwartete Ergebnisse geliefert. Es hat einfach geklappt, wir haben nur wenige Parameter verändert und es hat geklappt. Ich habe natürlich sofort in allen Laboren eine

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