Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
Vom Netzwerk:
Kampf gerüstet.

Als sich die Tür des Flugzeugs öffnete, war die Treppe noch nicht herangerollt. Der Flughafen Heathrow lag wie ausgestorben da. Feng sah ein Flugzeug über die Piste rollen. Direkt gegenüber standen zwölf Hubschrauber, bei drei Maschinen drehten sich die Rotoren.
    Eine Fahrzeugkolonne näherte sich in schneller Fahrt, das erste Auto hielt, als die Treppe am Flugzeug andockte. Als Feng die Plattform der Treppe betrat, stieg unter ihm der britische Premierminister aus dem Auto.
    Eine leichte Brise strich über das Flugfeld, Feng atmete die warme, frische Luft tief ein. Seine Sicherheitsleute standen neben der Tür, am Fuß der Treppe und unter dem Flugzeug. Aus dem Auto des britischen Premiers stieg inzwischen auch der chinesische Botschafter aus.
    Als Feng britischen Boden betrat, wandte er sich demonstrativ zuerst an den chinesischen Botschafter. Mit lauter und energischer Stimme bellte er ihm in rascher Abfolge eine Reihe von Fragen zu.
    Der Botschafter, überrascht vom Affront gegenüber dem britischen Premierminister, machte rasch zwei Schritte nach vorne, sodass er zwischen dem Premierminister und Feng zu stehen kam. Er verbeugte sich mehrmals, seine Nervosität perlte ihm aus allen Poren. Genau die Wirkung, die Dérúgo Feng provozieren wollte.
    Die Antworten des Botschafters kamen genauso schnell wie Fengs Fragen, doch seine Stimme zitterte.
    Mit Genugtuung stellte Feng fest, dass diese kleine Machtdemonstration bei allen – insbesondere beim britischen Premierminister – die gewünschte Wirkung erzielte. Ein Lächeln zog über sein Gesicht. Er ließ den chinesischen Botschafter weiterreden, ging an ihm vorbei und streckte dem Premierminister seine rechte Hand entgegen.
    „Ein wunderschöner Tag, Herr Premierminister. Viel zu schade für Staatsgeschäfte. Wie geht es dem König?“
    Alex Fanderth hatte sich wieder gefangen, er hatte beschlossen, die Beleidigung des Chinesen zu übergehen. Er griff Fengs Hand, sie erschien ihm kalt und leblos. Er schüttelte sie kurz und war froh, sie wieder loslassen zu können.
    „Danke, dem Königshaus geht es den Umständen entsprechend gut. Seine Sorge gilt derzeit dem britischen Volk.“
    „Nur den Briten?“, fragte Feng, und die Ironie war nicht zu überhören. „Wie mir berichtet wurde, ist ein Mitarbeiter Ihres berühmten MI6 für den Schlamassel verantwortlich. Wir werden Großbritannien für den Schaden haftbar machen, und zwar bis auf den letzten Penny!“
    Alex Fanderth begann zu schwitzen. Feist war ein Mitarbeiter des MI6 und somit in seinem Verantwortungsbereich tätig gewesen, das stimmte. Und es war nachvollziehbar, dass man die britische Regierung und den britischen Staat dafür verantwortlich machen würde.
    „Ein ehemaliger Mitarbeiter des MI6 und außerdem ein Deutscher …“, sagte er und wusste im selben Moment, dass es ein Fehler war, sich zu rechtfertigen.
    „Ein Deutscher? Natürlich, einem britischen Hirn ist kaum die für diese Aktion notwendige Intelligenz zuzutrauen. Also, wo ist Ihr deutscher Handlanger?“
    Alex Fanderth straffte sich. Er zählte innerlich bis zehn und legte sich seine Worte sorgfältig zurecht.
    „Wir fliegen mit den Hubschraubern. Sie können in einer eigenen Maschine oder gemeinsam mit mir fliegen. Wir brauchen etwa vierzig Minuten.“ Er schaute auf seine mechanische Uhr, die ihm vor einigen Tagen ein Mitarbeiter gegeben hatte. „Es ist gleich 12 Uhr, wir werden also vor 13 Uhr unser Ziel erreichen.“
    „Ich fliege mit Ihnen, Herr Premierminister, und Sie erzählen mir alles, was Sie über Ihren Deutschen wissen.“

Einerseits naiv wie ein Kind, andererseits ein Genie, das die Welt aus den Angeln heben konnte. Manchmal fast manisch mit einer Tendenz zum Wahn, dann wieder depressiv – so kannte Brian Tobias.
    Sie hatten nie darüber gesprochen, aber er hatte die Selbstzweifel und die Einsamkeit, mit denen Tobias immer wieder zu kämpfen hatte, gespürt. Mary hatte ihm von Anfang an gesagt, dass er, aus welchem Grunde auch immer, der einzige Mensch war, dem Tobias vertraute. Er hatte versucht, professionelle Distanz zu wahren.
    Das war ihm nicht gelungen. Er hatte sich für Tobias eingesetzt, Kritik an seinen Sonderaktionen und Fehltritten abgewehrt – und sich das selbst mit Tobias’ Nutzen für den MI6 und für Großbritannien erklärt. Längst wusste er, dass das nur ein Teil der Wahrheit war. Der andere war, dass er Tobias wie einen Sohn liebte. Einen Sohn, den er schützen und

Weitere Kostenlose Bücher